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Commentaries
German
Offenbarung
  
IV. Teil: Die siebte Posaune dröhnt (Offenbarung 11, 14-18)

Das dritte Wehe kommt schnell (Offenbarung 11, 14-15)
14Das zweite Wehe ist vorüber, siehe das dritte Wehe kommt schnell.15Und der siebte Engel blies seine Posaune; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Nach dem katastrophalen Erdbeben in Jerusalem und während der sensationellen Himmelfahrt der zwei Sonderbotschafter Christi, die er vom Tod auferweckt hatte, greift eine lähmende Angst nach dem Herzen vieler Fernsehzuschauer. Sie begreifen: Gott lebt! Sein Messias ist eine Realität. Wer nicht Buße tut fährt zur Hölle. Sie geben erschrocken Gott die Ehre, verherrlichten seinen Namen öffentlich und geloben ihren Lebenswandel zu bessern. Eine Bußbewegung scheint als Nachwirkung der Dienste der zwei Zeugen zu beginnen.
Diese Anbetung Gottes aber entspringt keiner Herzensbuße, noch einer echten Liebe zu Gott, sondern ist das Ergebnis ihrer Existenzangst und einer unerwünschten Erkenntnis des Wirkens des Allmächtigen. Sie wollen ihren Richter mit frommen Worten besänftigen und zufrieden stellen. Als der Prophet Elia Feuer vom Himmel fallen ließ, fiel das ganze Volk auf sein Angesicht und betete den Herrn an (1. Kön. 18, 39). Wenig später aber waren es nur noch 7.000 die ihre Knie nicht vor Baal beugten (1. Kön. 19, 18). Pharao, das Medium von Totengeistern, unterwarf sich dem wahren Gott widerwillig, um der Last weiterer Plagen zu entgehen (2. Mose 14, 18), fuhr aber fort die Kinder Jakobs zu versklaven. Mehrere Male kam es zu einer Erkenntnis des Heiligen in ganzen Völkern, ohne dass dabei bleibende Bekehrungen stattfanden (Hes. 25, 17; 26, 6; 29, 16; Psalm 81, 14-16 u.a.). Nur durch eine Einwohnung des Heiligen Geistes kommt es zu einer substantiellen Erneuerung gläubiger Menschen (Joh. 3, 3 und 5).
Das zweite Wehe hatte während der Bußpredigt der zwei Zeugen schmerzhafte Plagen mit sich gebracht, jedoch keine Volksbuße in Israel bewirkt. Deshalb folgt das dritte Wehe schnell. Die fünfte und sechste Trompete bedeuten das erste und das zweite Wehe. Mit dem Blasen der siebten Posaune setzt das dritte Wehe ein. Die orientalische Zahlensprache erlaubt den Satz, dass die Heilige Dreieinigkeit mit einem einzigen Willen harte Gegenschläge auf alle vier Enden der Erde legt, damit Lästerung und Blasphemie einer geistlichen Demut und Anbetung weichen.
Wenn der siebte Engel in seine Posaune bläst, wird ihr gellender Ton den Abschluss des Ringens um die Weltherrschaft und die Vollendung des Geheimnisses Gottes bringen. Das Heer des Himmels wartet gespannt auf dieses entscheidende Signal. Viele Toten werden danach unverweslich auferstehen. Eine kosmische Bewegung und große Umwälzungen werden einsetzen. Nicht nur Johannes, auch Paulus wusste um das Geheimnis der letzten Posaune (1. Kor. 15, 51 und 52).
Im Himmel, nicht auf der Erde, werden mächtige Stimmen als vielfaches Echo der siebten Posaune zu hören sein. Sie werden Zustimmung, Siegesjubel und Kampfgeschrei verkünden, denn die letzte Posaune wird die Entscheidungsschlacht zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gott und Satan, zwischen Christus und Antichristus einleiten. Die Freudenschreie im Himmel enthalten die Vorfreude auf den Endsieg, der von diesen Stimmen in völliger Gewissheit, schon vor der Schlacht verkündet wurden. Auch Jesus hatte am Abend vor seiner Kreuzigung im Glauben mitgeteilt, dass er bereits die ganze Welt überwunden habe (Joh. 16, 33). Dabei stand ihm der Entscheidungskampf am Kreuz noch bevor.

Die großen Stimmen im Himmel verkündigen ein einziges Thema: Den Endsieg Christi und die Überwindung aller antigöttlichen Kräfte! Der Fürst dieser Welt ist bereits gerichtet (Joh. 12, 28-32; 16, 8-11), der Gott dieser Welt wurde entthront (2. Kor. 4, 4), der Mörder von Anfang und der Lügner aus Prinzip (Joh. 8, 44) wird völlig entmachtet. Alle seine Vasallen, Diktatoren, Professoren, Präsidenten und Medienmogulen und alle Tyrannen werden ihrer Macht entblößt. Sie werden mit Entsetzen erkennen, dass Geld und Waffen, Ehre und Lüge keine bleibende Macht darstellen, sondern Gottes Heiliger Geist allein die Kraft ist, die ewig bleibt (Sach. 4, 6).
Die starken Stimmen im Himmel sprechen nicht nur vom Endsieg Gottes auf dem kleinen Planeten Erde, sondern auch von der Machtergreifung des Herrn und seines Gesalbten im ganzen Himmel, was alle Sterne, Atome und Geister mit einschließt. Manche Drehbuchautoren von Science-Fiction-Filmen ahnen etwas von dieser unausweichlichen Schlacht und dem Sieg „des Guten”, von dem sie nicht wissen, dass es der Herr Jesus selbst ist.
Das Siegesgeschrei im Himmel bedeutet auch ein barmherziges Ultimatum, in der letzten Sekunde, vor der Vernichtung der Heere des Bösen. Entweder sie kapitulieren sofort freiwillig oder gezwungen, oder sie werden völlig zerschlagen. Entweder sie beten ihren Schöpfer und Besitzer an mit Danken und Loben, oder sie fallen gerichtet in das röhrende Feuer des Abgrundes.
In der Vorausproklamation seines vollendeten Sieges wird der Allmächtige „der Herr” (Jahwe)” genannt. Dieser Name Gottes, der 6.828 mal im Alten Testament zu lesen ist, bedeutet: Er ist, der er ist. Er bleibt der unveränderliche treue Bundesgott, der sich als „Ich bin, der Ich bin” im brennenden Busch Mose vorstellte. Er ist das Fundament unseres Daseins, der sich im Alten und im Neuen Bund auf ewig an gerechtfertigte Sünder gebunden hat, die sich von ihm durch sein Sühneopfer aus Gnaden rechtfertigen ließen. Bei dem Opfer des Propheten Elia, das durch Feuer vom Himmel aufgezehrt wurde, rief die Menge des Volkes entsetzt: Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott (1. Kön. 18, 39). Der sich offenbarende Bundesgott hatte schon zuvor die zehn Gebote mit den Worten eingeleitet: Ich bin der Herr dein Gott ... du sollst keine anderen Götter neben mir haben (2. Mose 20, 2-3). Der Engel auf Bethlehems Hügeln aber offenbarte die substantielle Nachricht, dass in Jesus „der Herr” Mensch wurde (Lk. 2, 11). Im Buch des Sacharja lesen wir von den 30 Silberlingen, die den Preis darstellen, dessen „der Herr” wert geachtet wurde (Sach. 11, 13; Mt. 27, 9-10). Nicht „Gott” ist der Name Gottes im Alten Testament, sondern „der Herr”. Auch im Neuen Testament finden wir den Namen Herr (Kyrios) für Gott und für Christus 216 mal geschrieben. Christus und Jahwe sind eins (Joh. 10, 30).
Jesus wird im Triumphgeschrei der mächtigen Stimmen des Himmels „der Messias” genannt. Er ist der Gesalbte des Herrn! Der Hebräerbrief bezeugt die Salbung Gottes durch Gott, mit dem Öl der Freude, als die Salbung Jesu Christi mit dem Heiligen Geist (Hebr. 1, 8-9; Psalm 45, 8). Jesus stellte sich in der Synagoge in Nazareth mit der Verheißung aus Jesaja 42, 7 vor:
Der Geist des Herrn ist auf mir, da er mich gesalbt hat, das Evangelium den Armen zu verkündigen ... (Lk. 4, 19-20).
Mit diesen Worten hat Jesus seine Einheit mit dem Vater im Heiligen Geiste offenbart.
Die meisten Juden und die Muslime verwerfen unseren Glauben an die Heilige Dreieinigkeit und sträuben sich mit Hass gegen ein Bekenntnis zur Gottheit Jesu. Sein Herrsein bleibt jedoch eine unaufgebbare Realität bis in alle Ewigkeit. Der Eingottglaube des Alten Bundes und des Islams darf in unseren Gemeinden nicht die Salbung Christi mit der Fülle des Heiligen Geistes verdrängen, denn im Sohn Gottes wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol. 1, 19; Kap. 2, 9; Joh. 1, 14 u.a.).
In der Salbung Jesu werden seine drei Ämter als König, Priester und Prophet schemenhaft sichtbar. Christus ist jedoch mehr als ein Prophet, denn er ist das Wort Gottes in Person. In ihm sind alle Offenbarungen erfüllt. Er ist in Personaleinheit König und Hoherpriester, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist. Er ist zugleich Mittler und Fürsprecher für seine Nachfolger. Sein Amt als höchster Priesterkönig oder Königspriester ist ein Vorbild für die Glieder seiner Gemeinde (2. Mose 9, 5 und 6; 1. Petr. 2, 2-10; Offb. 1, 6; 5, 10 u.a.). Die Anbetung seiner Majestät wurde vertieft durch seine Erscheinung als das demütige und sanftmütige Lamm Gottes im Thron seines Vaters (Offb. 5, 6 bis Kap. 6, 1).
Das Jubelgeschrei im Himmel stellt die Zusammenfassung von Psalm 2, 1-12 dar.: Völker lehnen sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten auf. Der Herr aber lacht über diese Aufrührer und spottet über die sterblichen Angeber. Seine Antwort auf den Aufruhr der Menschen besteht in einem einzigen Satz: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt (Psalm 2, 7)! Christus ist vor aller Zeit aus seinem Vater im Himmel hervorgegangen. Seine Geburt in Bethlehem war nur seine Inkarnation, nicht sein Beginn. Das sanftmütige Lamm Gottes allein ist in der Lage, den Hochmut der Verführten zu überwinden.
Sein Vater bot ihm alle Völker zur Beute und zu ihrer Rettung an. Wer aber das vollendete Heil Christi ablehnt, richtet sich selbst. Der Sohn muss ihn danach um seiner Gerechtigkeit willen richten und zerschlagen.
Der Gesalbte ist unser König. Wir gehören ihm. Wer als sündiger Mensch seinen Rechtsanspruch an sich selbst aufgibt und sich Christus seinem Herrn auf ewig ausliefert, der kommt dem Verständnis von Offenbarung 11, 15 näher. Wer sich jedoch seinem König und Besitzer vorenthält, ist ein Dieb. Wer ihm widerstrebt, zerbricht an ihm als Einzelner oder als Volk (Mt. 21, 42-44; Lk. 20, 17; 1. Petr. 2, 7-9).
Christus regiert königlich! Sein Reich existierte bei seiner Geburt in Bethlehem noch nicht. Es ist erst durch ihn wachstumsmäßig entstanden. Er erkaufte sich sein Volk mit seinem eigenen Blut vom Sklavenmarkt der Sünde. Er reinigte seine Nachfolger, belebte, heiligte, leitete und schützte sie mit großer Treue. Sein Reich wuchs aus ihm selbst heraus, wie sein Name sagt: Er wird sein Volk retten von ihren Sünden (Mt. 1, 21). Sein geistliches Reich hat kein Ende. Mitten durch das Entsetzen, das den apokalyptischen Reitern folgt und auch unter den vernichtenden Plagen der sieben Siegel und der sieben Posaunen, leitet der gute Hirte seine Herde nach Hause. Niemand wird sie ihm aus seiner Hand reißen (Psalm 23, 1-6; Joh. 10, 11-30).
Christus ist aber nicht nur der Herr und das Haupt seiner Gemeinde, sondern er ist auch der König über alle gottlosen Aufrührer. Er kennt die Boshaften und die Besessenen in seinem Reich. Er beobachtet sie genau, lässt jedoch seine Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte, über Böse und über Gute (Mt. 5, 45). Er zerschlägt sie nicht sofort, er hofft und wartet auf ihre Umkehr. Er gibt ihnen Zeit! (Röm. 2, 4). Wenn sie aber nicht umkehren und sich nicht heiligen lassen, muss der Herr gewähren, dass sie sich gegenseitig selbst zerstören. Die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden (Jes. 48, 2; 57, 21; 59, 8).
Aller Humanismus und die Idee vom guten Menschen sind ein Selbstbetrug. Wer sich am Mitmenschen misst, meint vielleicht akzeptabel oder gut zu sein. Wer sich aber an Gott misst, ist nichts mehr, nur noch ein befleckter und mangelhafter Versager. Wer diese Tatsache erkennt und bekennt, hat die Eintrittskarte in das Himmelreich bereits in der Tasche (Mt. 5, 3). So tritt er aus dem Bereich der Welt in das Reich seines Herrn über.