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Commentaries
German
Offenbarung
  
Der offene Tempel im Himmel (Offenbarung 11, 19)
19Und der Tempel Gottes im Himmel wurde aufgetan und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.


Die siebte Posaune leitet eine Reihe von atemberaubenden Ereignissen ein, die die zweite Hälfte des Buches der Offenbarung Jesu Christi erfüllen (11, 15 – 22, 5). Die letzte Abschlussposaune öffnet uns die Augen für entscheidende Schwerpunkte in den letzten dreieinhalb Jahren des Weltendes. Dabei werden wir immer wieder auf das offenbarte Thema dieses Geschehens zurückgeführt, das bereits Ziel und Summe des ganzen Buches der Offenbarung enthält (Offb. 11, 15).
Der Patriarch Johannes in seiner Verbannung auf der Insel Patmos schaute nach dem sieghaften Ton der siebten Posaune zunächst die Anbetung des Herrn der Welten durch die 24 Ältesten im Himmel. Dann folgte sofort eine alle Israeliten im Innersten erregende Vision. Er sah im offenen Himmel das Urbild des zerstörten Tempels in Jerusalem. Er erkannte das Gebäude in dem Gott wohnt und angebetet wird. Das war nicht irgendeiner der vielen Tempel, Moscheen und Dome der Erde sondern der Tempel Gottes im Himmel.
Dieser Urtempel war nicht zerstört worden und blieb nicht verschlossen. Seine Tore waren weit geöffnet. Johannes sah, was außer den Hohenpriestern kein Israelit je sehen konnte: Die Erscheinung der seit 587 v. Chr. verschollenen Bundeslade, im geöffneten Allerheiligsten (Jer. 3, 16)!
Was unmittelbar nach der siebten Gerichtsposaune sichtbar wurde, war nach der Anbetung der 24 Ältesten ein offener Himmel, der offene Tempel, mit seinem offenen Allerheiligsten und der Bundeslade darin, im vollen Licht.
Diese aufregende Vision stellt für alle Juden und Israelis, wie auch für die unreinen Völker, grundlegende Ordnungen des Alten Testamens auf den Kopf und eröffnet neue Perspektiven und umwälzende Erkenntnisse.
Der Tempel in Jerusalem hatte aus zwei Haupträumen bestanden. Im Heiligen mit dem Brandopferalter und dem Schaubrottisch brachten die Priester täglich, morgens und abends, ihre Räucheropfer als Sinnbild für die Gebete des Bundesvolkes dar. Hinter dem Heiligen, durch einen großen Vorhang getrennt, war das Allerheiligste mit der Bundeslade, in der die Gesetzestafeln Moses liegen sollten. Am großen Versöhnungstag, am Zehnten des siebten Monats, hatte allein der Hohepriester, nur einmal im Jahr, das Recht und die Pflicht, ins Allerheiligste einzutreten und sich selbst, das Volk und den Tempel mit dem heiligen Gott zu versöhnen (3. Mose 16, 1-34; Kap. 23, 26-32; 4. Mose 29, 7-11; Hebr. 9, 7-14 u.a.).
Im Zentrum des fensterlosen Allerheiligsten stand die Bundeslade im Dunkeln. Sie war eine mit dünnem Feingold überzogene Truhe, die auf vier Füßen stand und eine Länge von 122 cm, eine Breite und eine Höhe von je 73 cm besaß. Auf der Lade des Bundes, den der Herr mit dem Volk Israel geschlossen hatte, lag eine massive Platte aus reinem Gold, mit zwei aus Feingold geformten Cherubim, deren Flügel die Platte abschirmten. Diese Goldplatte war der Sühneort und der Gnadenthron im Alten Testament (Kapporeth) und wurde als der Thronsitz des Herrn verstanden. Die Bundeslade bedeutete für die Israelis den Thron Gottes und seine Gegenwart in der Mitte seines Bundesvolkes (2. Mose 25, 10-22; Kap. 37, 1-9; 4. Mose 10, 33; 2. Sam. 6, 1-19; 1. Kön. 8, 1-14 u.a.). Jede Annäherung an den Thron Gottes oder seine Berührung waren jedem Menschen, außer dem Hohenpriester, am großen Versöhnungstag, bei Lebensgefahr und Todesstrafe verboten, da kein Sünder sich dem heiligen Herrn nahen konnte. Die Gottesfurcht, das Entsetzen vor seiner Heiligkeit waren und sind ein Grundelement im Alten Bund und eine der Triebkräfte zum Halten der Gebote und Ordnungen.
Der Patriarch Johannes aber sah die Tore des Tempels im Himmel weit geöffnet! Der Vorhang zum Allerheiligsten war entfernt und die Bundeslade allen sichtbar. Diese Offenbarung bedeutet für jeden Israeli ein umstürzendes Erdbeben und die Ahnung, dass das Alte vergangen war und etwas Neues begonnen hat. Sie spürten und begriffen:

Diese einzigartige Vision des Johannes sollte die judenchristlichen Gemeindeglieder in den hellenistischen Kirchen Kleinasiens trösten und sie für die begonnenen Verfolgungen stärken. Diese Offenbarung gilt aber auch für die Gläubigen aus den Völkern, weil die Tür zum Allerheiligsten für jedermann offen steht, der sich von Christus überkleiden lässt.
Diese Offenbarung zeigt uns aber auch, dass der Endkampf der Geschichte sich auf das unheilige Heilige Land im Nahen Osten konzentriert und der verheerende Wirbelsturm der letzten Jahre sich um Jerusalem drehen wird. Der Drehpunkt wird dabei der Ort des verschwundenen Thrones Gottes aus dem Alten Bund sein, sowie der Gnadenstuhl des Kreuzes, dem Sühneort des Neuen Testaments. In dem dritten Tempel, der in Jerusalem erbaut werden soll, aber wird der Antichrist auf dem Thron Gottes Platz nehmen, um dem Allmächtigen die Anbetung streitig zu machen (2. Thess. 2, 4; Dan. 11, 36; Mt. 24, 15).
Der letzte Satz im elften Kapitel der Offenbarung versichert uns, dass die Entwicklung im Heiligen Land und um Jerusalem von Blitzen, Stimmen, Donnern, Erdbeben und großem Hagel begleitet wird. In moderner Sprache ausgedrückt bedeuten diese Worte, dass immer wieder Terrorakte, vergebliche Friedensbemühungen, ohrenbetäubender Kanonendonner, atomare Sprengköpfe und vernichtende Bombenteppiche samt ferngelenkten Raketen wie ein Hagel vom Himmel fallen werden. Wer vom Frieden im Nahen Osten redet, träumt naiv von einem unrealistischen Märchen.
Allen jedoch, die an den Sieg Gottes und seines Lammes glauben, empfehlen wir die Siegesproklamation der Stimmen im Himmel auswendig zu lernen und entgegen allen negativen Entwicklungen in unserer Welt immer wieder zu bekennen:
Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, denn er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit (Offb. 11, 15).
Mit diesem Glaubenszeugnis will uns der Herr an der Überwindung der antichristlichen Mächte in der Zukunft beteiligen (1. Joh. 5, 4).

Gebet
Wir beten dich an, du treuer Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, weil du alle Menschen erlöst hast. Die meisten aber wissen diese Tatsache nicht oder lehnen sie radikal ab. Vergib uns, wenn wir nicht Eilboten deiner Gnade sind, und hilf uns, die Fernstehenden zu erreichen, bevor es zu spät ist!