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Commentaries
German
Offenbarung
  
2. Der Triumph über den Fall Babylons (Offenbarung 14, 8)
8Und ein zweiter Engel folgte, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große (Stadt); denn sie hat mit dem Zornwein ihrer Hurerei getränkt alle Völker.


Der Engel in der Vision des Patriarchen Johannes jubelte voller Freude und Erstaunen über das schnelle und totale Ende einer antichristlichen Großmacht. Bevor die Hure Babylon in der Offenbarung beschrieben wird, berichtet ein Engel von ihrem Ende. Sie ist gefallen! Völlig vernichtet, endgültig überwunden und zerstört! Sechsmal wird der Fall und das Gericht des Allmächtigen über die alle Nationen verführende Institution in der Offenbarung gepriesen (14, 8; 16, 19; 18, 2 und 10, 19, 21). Ihr Ende bedeutet einen entscheidenden Sieg für Gott und sein Lamm zur Verwirklichung ihrer Herrschaft im All.
Das Wort Babylon ist die griechische Version für das semitische Wort Babel, was Bab-El oder die Tür zu Gott heißt. Da Gott El genannt wird, bedeutet sein Name Kraft oder Macht (Mt. 26, 64). So kann Babel als Tür zum Allmächtigen übersetzt werden. Durch die Hybris der Menschen, seit dem Turmbau von Babel, hat sich jedoch der Name Babel grundlegend geändert, und wird heute von balbala abgeleitet, was verwirren heißt. So ist aus der Tür zu Gott ein Ort der Verwirrung und der Sinnlosigkeit geworden.
Das Buch der Offenbarung redet viermal von Babylon der Großen (14, 8; 16, 19; 17, 5; 18, 2), definiert Babylon zweimal als große Stadt (18,10; 18, 21) und erwähnt sie viermal in allgemeiner Form als die große starke Stadt (16, 19; 18, 10, 18 und 19). Wer Babylon verstehen will, sollte diese sieben Verse mit ihren Textabschnitten zusammen lesen.

Der Engel sprach offen von der Hurerei der Stadt Babylon, die alle Nationen der Erde durchsetzt habe. Sechsmal wird in der Offenbarung von ihrer Untreue geredet. Dreimal wird der Zornwein Gottes genannt, der dieser Hurerei folge (14, 8; 17, 2; 18, 3). Ihr goldener Becher sei voller Greuel und Unreinheit (17, 4). Sie habe die ganze Erde mit ihrer Hurerei verdorben (19,2) und werde deshalb die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden genannt (17, 5). Sie wird dabei zweimal als Hure allgemein bezeichnet (17,1,16) und zweimal als die große Hure (17,1; 19,2).
Wie bereits die Propheten im Alten Bund die Untreue Israels ihrem Herrn gegenüber als geistlichen Ehebruch gebrandmarkt haben (Jer. 3, 6-13; Kap. 13, 27; Hos. 2, 4; Kap. 3, 1 u.a.), so haben auch Jesus und seine Apostel von dem ehebrecherischen Geschlecht geredet (Mt. 12, 39; Kap. 16, 4; 2. Petr. 3, 14; Jak. 1, 27 u.a.). Bei dieser Hurerei ist nicht zuerst an eine sittliche Unreinheit oder an einen konkreten Ehebruch gedacht worden, sondern an den geistlichen Abfall von Gott, nachdem zuvor eine Glaubensbindung bestanden hatte (1. Joh. 2, 18-20). Das Verhältnis von Gott zu Israel wird bisweilen als das Verhältnis eines Mannes zu seiner Frau beschrieben (Jes. 54, 5; Hes. 16, 23-43; Kap. 23, 1-49; Hos. 2, 4-22 u.a.). Gott wacht eifersüchtig über alle, die sich an ihn gebunden haben, dass sie ihm allein die Treue halten, so wie er ihnen die Treue hält.

Die große Hure, Babylon genannt, hat die Gemeinschaft mit dem Herrn des Bundes verlassen und mit anderen Göttern gebuhlt, Synkretismus gelehrt und großzügig auf allen Hochzeiten getanzt. Vielleicht lehrte sie, dass in allen Religionen ein Körnchen Wahrheit stecke, so dass wir von den Anbetern anderer Götter lernen könnten. Es gäbe nicht nur einen Weg zu Gott, wie es auch viele Wege nach Rom gebe. Vielleicht meinte sie auch die Gesetze Gottes seien zwar wichtig, aber sie könnten verschieden ausgelegt werden. Im übrigen sei der Mensch gut und könne sich mit seinen guten Taten selbst rechtfertigen. Deshalb sei kein Heiland mehr nötig, der Mensch sei sein eigener Herr und Erlöser.
Der Zorn Gottes entbrennt über alle Lüge, insonderheit wenn jemand andere Götter und andere Weltanschauungen neben seiner Heiligkeit und seinen Offenbarungen lehrt. Vielleicht flüsterte die Hure ihren Liebhabern zum Schluss zu: Es gibt gar keinen Gott! Gott ist schon lange tot. Ihr seid frei und könnt tun und lassen was ihr wollt. Baut euer eigenes Arbeiterparadies, erstellt Wolkenkratzer, sendet Raumschiffe ins All und träumt süß in eurer Betrunkenheit.

Die Bibel redet in den Schriften des Alten Bundes über 210 Mal vom Zorn Gottes, während die Apostel Christi etwa 30 Mal die Gemeinden vor Gottes Zorn warnen. Wir sollten nicht vergessen, dass der heilige Zorn des Allmächtigen eine der größten Mächte der Weltgeschichte darstellt. Er hat die Welt aus Liebe geschaffen und uns zum Dienst und zu seiner Verherrlichung berufen. Wenn seine Geliebten ihn aber betrügen, ihm den Rücken kehren, andere Erlöser suchen und Götter anbeten die sterblich sind, verwandelt sich die Liebe Gottes in lodernden Zorn! Sein Grimm wird sichtbar über jede Ungerechtigkeit, besonders über jene, die die Wahrheit mit Lügen aufhalten (Röm. 1, 18-32). Israel in Babylon und die christlichen Gemeinden im hellenistischen Vorderasien, standen ständig in der Gefahr, sich bei verschiedenen Göttern zu versichern und verschiedenen Herren zu dienen Sie wollten bei keinen Diktatoren, Astrologen und Wirtschaftsbossen in Ungnade zu fallen. Deshalb heißt religiöser Opportunismus in der Bibel Hurerei! Ist das “liberale” Israel die Hure die alle Völker verführt? Oder wird mit diesem Wort auf die christliche Kirche hingewiesen, die offen Synkretismus lehrt und lebt?