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Commentaries
German
Offenbarung
  
2. Die Hure Babylon in Großaufnahme (Offenbarung 17, 3-6)
17,3- Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.4- Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei,5- und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden.6- Und ich sah die Frau, betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah.

Johannes wurde von dem hoheitsvollen Gerichtsengel im Geist weggetragen. Der Engel öffnete ihm die Augen seines Herzens, damit er in neuen Visionen bestimmte Ereignisse erkennen könne. Die geschilderten Bilder und Erscheinungen wollen keine konkreten Personen, Institutionen oder Staaten beschreiben, sondern stellen Sinnbilder und Gleichnisse dar, die meistens indirekt zu verstehen sind. Sie weisen uns sowohl auf vergangene als auch auf gegenwärtige wie kommende Entwicklungen hin und mahnen uns zu geistlicher Wachsamkeit. Vor einer Deutung dieser Visionen tut das Gebet um göttliche Weisheit, um Demut und Zurückhaltung Not (Matthäus 7, 1-5).
Der Gerichtsengel führte den Patriarchen in eine Wüste; ähnlich dem Ort, an den schon die Gebärerin des einzigartigen Sohnes geflohen war, der zu Gott entrückt worden war (Offenbarung 12, 6.14; 17, 3). Körperlich befand sich Johannes nach wie vor auf der Insel Patmos im Ägäischen Meer, seinem Geiste nach aber war er in eine wasserlose Einöde versetzt worden. Im Alten Testament ist die Wüste ein Ort der Strafe und des Gerichts (3. Mose 16, 10; Jesaja 21, 1). Dieses Verständnis der “Wüste” erweiterte sich später und umfasste dann alle Länder, in denen mehrheitlich unreine und gesetzlose Heiden lebten. Die “Wüste”, in der sich der Seher befand, befand sich daher vermutlich nicht in Israel, sondern im jüdischen "Ausland".

In dieser unwirtlichen Umgebung sah Johannes ein scharlachrotes Tier stehen, auf dem eine Frau saß (Offenbarung 17, 4). Das schreiende Rot der Bestie signalisierte ihren Willen nach Macht, Gewinn und Erotik. Die Reiterin der Bestie lenkte das rote Tier selbstbewusst. Es schien ihr auf den leisesten Zug am Zügel oder auf ihren Zuruf hin zu gehorchen.
Man kann sich nun fragen: Hat das Tier die Farbe der Kleidung seiner Reiterin angenommen? Denn in Kapitel 13, 1-8 war das Biest aus dem Meer bereits beschrieben worden, jedoch ohne eine Farbangabe. Oder wurde das Tier schon früher rot gefärbt, wie der Koran die christliche Taufe als "Färbung Allahs" bezeichnet (Sure 2, 138)? Die Farbe des alten Drachens jedenfalls, des Vaters der Bestie, war von Anfang an feuerrot (Kapitel 12, 3); demnach kam nun bei dem Biest aus dem Meer seine ererbte Farbe zum Vorschein.
Für die Bedeutung dieser Farbe in den Tagen des Johannes, ist zu erwähnen, dass die Amtsbekleidung der römischen Cäsaren damals scharlachrot war.
Das Tier in der toten Wüste verkörperte die geballte Macht des antichristlichen Geistes. Auf seinem Leib trug es viele gotteslästerliche Namen: Die Bestie maßte sich in ihrer Hybris an, Träger der Namen und Eigenschaften Gottes zu sein. Vielleicht nannte sie sich "ewiger Herr und Gott", "allmächtiger Friedefürst", "höchster Priester", "gerechter Richter" oder "Quelle aller Macht". Auch der Papst nennt sich “heiliger Vater” und wird als “Herr der Welt” bezeichnet. Er meint, in seinen Dekreten unfehlbar zu sein, und er versteht sich als der Vermittler aller Gnadengaben.
Eine der Charakteristiken des Tieres ist seine Selbstvergottung. Das Tier aus dem Weltenmeer verherrlicht sich selbst. Der Heilige Geist dagegen verherrlicht den Sohn, und der Sohn verherrlicht den Vater.

Die frappierende Vision vom Gericht über die große Hure, die Johannes in der Wüste empfing, inspirierte viele Ausleger und Grübler. Etliche meinen, der Sündenfall der Kirche habe sich ereignet, als Kaiser Konstantin in Konstantinopel die Christen in seinem Reich nicht länger wie seine Vorgänger verfolgte, sondern die orthodoxen Kirchen tolerierte und später in sein Reich integrierte. Konstantin wurde als der Bischof der Bischöfe ihr oberster Herr. Seither sind im Nahen Osten Staat und Religion, Politik und Kirche, Machtfülle und Machtlosigkeit miteinander verschmolzen. Ermahnende Kritik und gegenseitige Korrektur sind weitgehend verstummt. Die Kirche wurde zum Instrument des Staates. Faule Kompromisse in Fragen des Glaubens und des Lebens nisteten sich ein. Selbst grundlegende Glaubensbekenntnisse der Christenheit wurden auf Befehl der oströmischen Kaiser von Bischöfen und Mönchen verfasst. Orthodoxe Kirchen erhielten als Staatskirchen entscheidende Vorrechte und stimmten dafür in einem stillschweigenden Konsens mit den Herrschern überein. Andersdenkende wurden von Staat und Kirche blutig verfolgt.
Andere Ausleger meinen, in der Vision des Johannes sei die katholische Kirche angedeutet worden, und die “Hure Babylon” weise aud die "große Stadt" Rom. Das alte Rom war in den kriegerischen Wellen der Völkerwanderung mehrere Male erobert und zerstört worden, erstand jedoch immer wieder neu durch örtliche Traditionen und die Macht der Sippenverbände. Zum Schluss kristallisierte sich ein Kirchenstaat heraus, in dem der jeweilige Papst über Land und Leute, Waffen und Sakramente herrschte. Nach der Völkerwanderung hielt die katholische Kirche die Zügel fest in der Hand und kämpfte in Europa mit List und Gewalt Jahrhunderte lang um ihre Herrschaft über Kaiser und Könige. Die Kreuzzüge mit ihrem zweihundertjährigen Elend waren politisch-religiöse Missgeburten aus dem machtversessenen Missverständnis Roms. Im Bild der Offenbarung des Johannes gesprochen: Die Frau im scharlachroten und purpurfarbenen Gewand saß in Rom lange Zeit fest im Sattel. Auch heute noch regiert der Papst über seinen kleinen Kirchenstaat. Er besitzt außerdem eine weltweite Ausstrahlung und hat die Dekrete der früheren Päpste nie widerrufen.
Was die protestantischen Kirchen betrifft, so waren sie vom Zeitpunkt ihrer Entstehung an abhängig von der Macht ihrer lokalen Könige, Herzöge und Grafen. Der Slogan war das vorherrschende Gesetz: "Wes Glaube der König, des Glauben sein Land!" Die örtlichen Landeskirchen konnten nichts selbständig entscheiden, denn der jeweilige Herrscher war gleichzeitig der oberste Herr der Kirche. Auch Professoren für theologische Lehrstühle an lokalen Universitäten wurden von den Regierungen des Landes berufen und bezahlt, so dass die Ausbildung der Seelsorger nicht allein in den Händen der Kirche lag. Noch in unseren Tagen weist der Kirchensteuereinzug durch die staatlichen Finanzämter auf eine enge Verflechtung von Kirche und Staat hin. In den USA sind die Kirchen zwar weitgehend selbständig, an vielen Altären steht jedoch das Sternenbanner als Treuebekenntnis zur amerikanischen Demokratie.
Die Kirchengeschichte zeigt, dass das Verhältnis der Zusammenarbeit, Unterordnung oder Abhängigkeit zwischen weltlichen und geistlichen Behörden in den einzelnen Ländern differierte und sich mit der Zeit änderte. Immer aber blieb das Streben nach Macht, Besitz und Einfluss in der Politik eine der Grundversuchungen der Kirchen.
Jesus und seine Apostel dagegen lebten mit Absicht arm und machtlos, wirkten jedoch in der Vollmacht Gottes durch seinen Heiligen Geist (Apostelgeschichte 3, 6.16). Jesus erklärte seinen Nachfolgern überdeutlich: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!" (Matthäus 6, 24). Sobald Kirchen und ihre Vertreter nach irdischer Machtanerkennung und Einfluss streben, stehen sie in der Gefahr, die Kraft des Heiligen Geistes zu verlieren.

Nicht nur in einer verweltlichten Kirche sah Johannes die große Hure Babylon, vielmehr litt er unter dem geistlichen Ehebruch seines eigenen Volkes. Schon die Propheten des Alten Bundes mussten ihrer Volksgemeinschaft oft Treuelosigkeit gegenüber dem Herrn des Bundes vor Augen halten (Jesaja 6, 9-13; Jeremia 13, 25-27; 44, 17; Hesekiel 16, 23; Hosea 2, 1-15).
Jesus nannte die Mehrheit seines Volkes ein “ehebrecherisches Geschlecht”. Viele von ihnen liebten den Mammon, der ihnen zum Gott geworden war (Matthäus 6, 19-24; 12, 39; 14, 4; Markus 8, 38).
Weder die Wegführung in die babylonische Gefangenschaft (597 und 587 v. Chr.) noch die Zerstörung des ersten Tempels (587 v. Chr.) hatten den Charakter der Juden zum Guten verändert, vielmehr öffneten sie sich im Zweistromland okkultbeladenen Weisheiten und Praktiken der Babylonier und Perser.
Nach der Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer (70 n. Chr.) und der Zerstreuung aller Juden unter die Völker Roms (132 n. Chr.) arbeiteten sich mehrere von ihnen als Berater von Fürsten und Gouverneuren hoch und übten einen beachtlichen Einfluss auf die Regierungen und die Wirtschaft dieser Länder aus.
Die ursprüngliche Berufung der Juden, ein königliches Priestergeschlecht zwischen unreinen und unwissenden Völkern zu sein (2. Mose 19, 5-6; Jesaja 42, 6; 49, 6), geriet jahrhundertelang bei ihnen in Vergessenheit. Erst die Apostel Christi, die aus den zwölf Stämmen Israels stammten, erfüllten dieses Gebot (Apostelgeschichte 1, 8).
Die Synagogen und Thoraschulen dagegen versteiften sich auf das Gesetz Moses mit der Beschneidung, koscheren Speisen und jüdischen Festtagen samt dem Sabbat, ohne sich einer Herzensbuße zum Empfang des Messias zu unterziehen (Matthäus 3, 7-12; Johannes 8, 41-45; Offenbarung 2, 9; 3, 9). Die Mehrheit von ihnen verhärtete sich zunehmend gegen den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist (Johannes 16, 2-3) und klammerte sich an Jahwe, den einen und einzigen Gott, ohne zu erkennen, dass dieser HERR selbst in Jesus unter ihnen "zeltete", lebte und wirkte (Matthäus 13, 11-17; Johannes 1, 11-14; 8, 43; Römer 2, 28-29; 9, 6). Die Mehrheit seines Volkes verschloss sich seinem Geist. Sie hassten Jesus ohne Ursache (Johannes 15, 22-25) und ließen ihn durch die Römer kreuzigen. Er aber bat seinen Vater um Vergebung für sie alle (Lukas 23, 34). Als sie sich jedoch mehrheitlich auch gegen den Heiligen Geist verstockten, wurde das geistliche Reich Gottes von ihnen genommen (Matthäus 21, 43; Apostelgeschichte 28, 25-28).
Ihre führenden Gesetzeslehrer verstiegen sich später bis dahin, dass das Synhedrium (der Hohe Rat) von Jabne 97 n. Chr. festlegte, dass ein Jude, der an Jesus als den verheißenen Messias glaube, nicht länger ein Jude oder Israeli sein könne.
Bis heute sitzen die Glieder des Alten Bundes "an allen Wassern" und üben mit ihrem Reichtum und ihrer Klugheit erheblichen Einfluss auf Regierungen, Kulturen und Weltanschauungen aus. Sei es bei der französischen Revolution oder beim marxistischen Kommunismus, im Zeitungswesen oder beim Fernsehen, bei Freimaurern oder in der Wissenschaft; in den verschiedensten Bereichen wirkt die jüdische Intelligenz, Weitsicht und Erfahrung entscheidend mit.
Der Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes jedoch wird von ihnen meistens abgelehnt, verschwiegen oder gehasst. Viele unter ihnen haben sich einem antichristlichen Geist geöffnet (Matthäus 23, 37-39; 27, 25). Vielleicht hat Johannes nicht nur die verweltliche Kirche, sondern auch die entartete Synagoge als die Reiterin auf dem Rücken des roten Tieres in der Wüste gesehen?

Johannes fuhr in der Wiedergabe seiner Vision in der Wüste fort. Erstaunt, ja bestürzt notierte er, dass die einsame Frau auf dem Rücken der Bestie ein Purpurkleid mit scharlachroten Stolen und Schärpen trug (Offenbarung 17, 4). Violettrot und Hellrot waren die dominierenden Farben, die den Charakter der großen Hure offenbarten: Sie wollte Erfolg haben und berühmt werden, ihre leidenschaftlichen Ambitionen ausleben und gleichzeitig ihre Macht und Anerkennung durch ihre wirtschaftlichen Unternehmungen durchsetzen.
Die große Verführerin scheute sich nicht, mit Goldspangen, Ringen, Gürteln und Schuhen zu protzen. Sie trug ihre wertvollen Edelsteine, Perlen und Schmuckstücke offen zur Schau. Diese Schätze werden Geschenke ihrer reichen Liebhaber gewesen sein, die dadurch eigene Ziele bei ihr durchsetzen wollten. Arme Frau! Niemand liebte sie wirklich. Alle nützten sie für ihre eigenen Zwecke aus, oder aber sie fürchteten sich vor ihr. Die Frau war einsam, trotz ihrer prunkvollen Selbstdarstellung. Sie stellte jedoch ihren Reichtum absichtlich zur Schau, um geehrt und bewundert zu werden. In hemmungslosem Egoismus verherrlichte sie sich selbst. Sie sprühte vor Hochmut, List, Lust und Intrige.
Die stolze Frau ist das Gegenteil des Heiligen Geistes, der sich nicht selbst, sondern Jesus, den Sohn Gottes, verherrlicht (Offenbarung 16, 13-14). Christusnachfolger beweihräuchern sich nicht selbst, und predigen auch nicht ständig von ihren eigenen Begabungen und Erfahrungen, sondern bezeugen Jesus Christus, den auferstandenen Gekreuzigten, als ihren Herrn.
Wie vielen Armen hätte die mit Reichtum überladene Frau helfen, wie viele Hungrige hätte sie speisen können? Sie aber sah die Elenden nicht. Sie hatte kein Mitleid mit ihnen, denn sie wollte selbst glänzen, herrschen und bestimmen.
Wer im Fernsehen eine Vollversammlung katholischer Kardinäle und Bischöfe aus allen Erdteilen im Sankt-Peters-Dom in Rom sieht, registriert mit Bestürzung, dass die meisten Kardinäle sich in scharlachrote Gewänder hüllen und die Bischöfe in vornehmem Purpur prangen. Ist diese offensichtliche Parallele zu der Frau auf dem Tier in der Vision des Johannes ein Zufall oder eine Bestätigung? Sind die Kirchenfürsten Herrscher und Drahtzieher geworden, oder verleugnen sie sich selbst als demütige Diener Christi? Ihre Dome und Münster, Kirchen und Kapellen sind bisweilen mit Gold überladen; ihre Heiligenbilder, Monstranzen und Schreine gleißen im Glanz zahlloser Edelsteine. Wo bleibt bei ihnen die Armut Christi? Auch Muhammad versuchte einst an den Reichtum der orthodoxen Klöster heranzukommen, um seine Flüchtlinge aus Mekka zu speisen und zu versorgen (Sure al-Tauba 9, 34-35). Fachleute behaupten, dass die gehorteten Reichtümer der orthodoxen und katholischen Kirchen den Wert aller Schätze der Alt- und Neureichen weit übersteigen.

In seiner Vision sah der Patriarch Johannes einem goldenen Becher in der Hand der liebestrunkenen Frau, die sich mit Fürsten und Königen, Präsidenten und Richtern eingelassen hatte (Offenbarung 17, 4). Die Frau auf dem scharlachroten Biest streckt den einflussreichen Männern der Welt ihren reich verzierten Goldpokal entgegen, damit sie daraus trinken und von ihrem Geist beeinflusst und betrunken werden.
Wer jedoch in das Innere des kunstvollen Bechers hineinsieht, wird zurückschrecken, denn in ihm krabbeln alle Greuel und Unreinheiten durcheinander. Johannes beschreibt mit Abscheu diesen hässlichen Gegensatz, und wir sehen darin ein altes Sprichwort bestätigt: "Außen hui und innen pfui!"
Immer wieder brechen kritische Fragen über das Kommunionsverständnis der katholischen Kirche auf. Ihre Priester und Gelehrten behaupten, bei jedem Brechen der Oblaten den wahren Leib Christi zu brechen, den Sohn Gottes jedes Mal erneut zu töten und den Gläubigen den realen gebrochenen Leib Jesu zu reichen. Nur Priester seien berechtigt und würdig, diese Handlung und Wandlung vorzunehmen. Diese Lehre ist aber nicht ursprünglich. In der hebräischen Sprache existiert das Wörtlein "ist" im Sinne der indogermanischen Sprachen nicht. Jesus sagte nach dem semitischen Sprachverständnis nicht: "Das ist mein Leib", auch nicht: "Das bedeutet meinen Leib", sondern er sagte: "Das - mein Leib!"; "Das - mein Blut!" Ob diese Worte eine Realpräsenz oder ein Gleichnis bedeuten, ließ er offen. Wer jedoch aus diesen Einsetzungsworten die Opferlehre ableitet, jeder Priester sei berechtigt, ja verpflichtet, Jesus nochmals und immer wieder zu opfern und zu töten, der verfällt in Hybris. Er lästert mit seinem liturgischen Dogma das einmalige und für immer gültige Selbstopfer Jesu am Kreuz (Johannes 19, 30; Hebräer 10, 14).
Relativ spät, auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870, hat Papst Pius IX die Unfehlbarkeit eines jeden Papstes in seinem Lehramt mit Zwang und Intrigen gegen die Mehrheit seiner Kardinäle und Bischöfe durchgesetzt, und zwar zur Unterstützung seiner in Frage gestellten Autorität. Er hat sich damit selbst erhöht, denn alle Menschen sind vor Gott Lügner und irren (Psalm 116, 11; Römer 3, 4). Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer (Psalm 14, 1-3; Römer 3, 10-12). Wir alle sind irdisch und mangeln der Herrlichkeit, Weisheit und Heiligkeit Gottes (Römer 3, 9.19.23).
Dr. Martin Luther bekannte in seinem Kampf um die alleinige Autorität der Bibel: "Auch Konzilien und Synoden (wie auch Komitees und Parlamente) können irren." Diese Fehlerhaftigkeit wird besonders deutlich bei Petrus, dem so genannten “ersten Papst”! Paulus musste Petrus öffentlich korrigieren, als er aus Angst vor den Judenchristen getrennt von den Heidenchristen aß, damit alttestamentliche Frömmigkeit heuchelte und die Christen aus dem Heidentum zu Gläubigen zweiten Grades degradierte (Galater 2, 11-14). Einige Jahre zuvor hatte Petrus versucht, seinen Herrn vom Weg zum Kreuz abzuhalten. Dieser aber hatte ihn angefahren: "Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist!" (Matthäus 16, 21-23) Wer als Papst behauptet, er sei in seinem Amt unfehlbar, macht Gott zum Lügner (Jesaja 6, 5-7; 1. Johannes 1, 10).
Die Geschichte der katholischen Kirche entlarvt das unbiblische Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes als einen Selbstbetrug. Papst Stephan VII (896 bis 897 n. Chr.) ließ die Gebeine des verstorbenen Papstes Formosus für einen Schauprozess aus seinem Grab ausgraben, setzte seine Knochen auf die Anklagebank und verdammte ihn als Irrlehrer! Anfang des zweiten Jahrtausends gab es gleichzeitig drei Päpste: Gregor VI, Benedikt und Silvester III. Welcher von ihnen war unfehlbar, da jeder jeden bekämpfte? Von 1309 bis 1377 waren alle Päpste Franzosen und residierten in Avignon, im “Babylon” des Abendlandes. Die Waldenser nannten die römische Kirche ihrer Tage die “Hure Babylon”.
Der Patriarch Johannes beschrieb die zahlreichen Greuel in dem goldenen Kelch der Frau nicht im Einzelnen. Sie waren ihm zu ekelhaft und zu unheilig. Der Patriarch wurde in dieser Vision mit dem Gegenteil dessen konfrontiert, was er in der Gemeinschaft mit Jesus erlebt, seinen Gemeinden gelehrt und vorgelebt hatte. Die bloße Existenz dieser ehebrecherischen Frau war ein Frontalangriff gegen den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit und der Liebe. Damit wird deutlich, dass die große Hure nicht nur verweltlichte Kirchen und entfremdete Synagogen symbolisiert, sondern eine antichristliche Großmacht darstellt. Das Tier und die Frau zeigten sich beide in einem knalligen Rot, im "Partnerlook", da sie eines Geistes waren.

Der Seher erkannte auf der Stirn der gefährlichsten aller Huren einen Namen, der ihren Charakter zugleich offenbart und verhüllt (Offenbarung 17, 5). Dieser Name bleibt ein Geheimnis! Wir sollten nicht vorschnell Schlüsse ziehen und Lösungen für dieses Endzeiträtsel anbieten. Die geistliche Bedeutung dieses Namens können wir von uns aus nicht entziffern.
Sechsmal wird “Babylon, die Große” oder “Babylon, die große Stadt” im Buch der Offenbarung genannt (Kapitel 14, 8; 16, 19; 17, 5; 18, 2.10.21). Diese beiden Formulierungen werden in verschiedenen Übersetzungen miteinander vermischt. Anfangs wird eher von “Babylon der Großen” geredet, später aber wird sie als die “große Stadt Babylon” definiert.
Die “große Stadt” (ohne Namen) wird zweimal erwähnt (Kapitel 11, 13; 16, 19); vermutlich ist Jerusalem damit gemeint.
Dieses eigenartige Namenssiegel ist das Kennzeichen der Frau auf der Bestie. Sie ist nicht nur eine gezeichnete Person, sondern gleichzeitig auch ein Symbol für die antichristliche Großstadt.
Auch die endzeitlichen Nachfolger Christi aus Israel tragen einen unsichtbaren Namen an ihrer Stirn, nämlich den Namen des Lämmleins und den Namen des Vaters (Kapitel 14, 1).
Dem Gemeindeleiter in Philadelphia aber hatte Jesus speziell verheißen, falls er treu bleibe bis zum Ende und die Anfechtungen der Endzeit in der Kraft des Heiligen Geistes überwinde, werde er, Jesus selbst, den Namen Gottes, des Vaters, und den Namen der Stadt Gottes, des neuen Jerusalems, die aus dem Himmel herab kommt, und seinen eigenen, neuen Namen auf ihn schreiben (Kapitel 3, 12). Entsprechend dieser Verheißung wird der Name der neuen Stadt Jerusalem, des Ortes, wo Gott wohnen will, auf die Stirnen der Heiligen gezeichnet. Damit stehen sich, durch Siegelinschriften gezeichnet, die unreine Regentin des dämonisch erfüllten Babylons den Bewohnern des geistlichen Jerusalems gegenüber.

Zunächst bedeutet dieser Name "das Tor Gottes" oder "das Tor zu Gott" oder "das Tor, durch das sich Gott offenbart (bab-el). Später aber wurde der Name der Stadt um des grenzenlosen Hochmuts seiner Bewohner willen als “die Verwirrte” oder “die Durcheinandergebrachte” aus dem Wort "balbala" gedeutet.
Das Babel des Alten Testaments wurde von den Persern zerstört und existierte zur Zeit Jesu und seiner Apostel nicht mehr. Die große Stadt am Euphrat war völlig verwüstet worden (Jeremia 50, 35-40; 51, 1-14).
Der Name “Babel” bedeutet für die Juden aller Zeiten den schrecklichsten ihrer Feinde, der den ersten Tempel und Jerusalem, ihre Hauptstadt, zerstörte und das Volk in die Gefangenschaft führte. Babel bleibt in der jüdischen Tradition der Erzfeind Gottes und seines Volkes.
Eigenartigerweise kehrten nur wenige Juden nach der Zerstörung Babels durch die Perser in ihre Heimat zurück. Das sogenannte hohe Niveau der Kultur im Zweistromland wurde ihnen zur Versuchung und zum Verhängnis, sodass sie es vorzogen, “an allen Wassern” der mesopotamischen Tiefebene, in ihren jüdischen Städten und Schulen, zu bleiben. Nur wenige machten sich auf, ihre verwilderte Heimat wieder aufzubauen.
Als die Juden im Jahr 70 n. Chr. von den Römern besiegt und Jerusalem samt dem von Herodes erneuerten zweiten Tempel zerstört wurden, bezeichneten die Juden Rom mit bitterem Grimm als eine Wiedergeburt des Alten Babels, besonders nachdem die Bevölkerung Judäas von den Römern gefangen genommen und in die Sklaverei unter alle Völker (in die “Wüste”) verkauft wurde.
Die Beinamen der alten Stadt Rom waren "die Große", "die Gewaltige" oder "die Mächtige". So stellt der Name "Babylon, die Große" eine doppelte Beschreibung, einen zweifachen Decknamen für Rom dar (Offenbarung 17, 5). Johannes wollte sicher sein, dass jeder Leser seines Buches genau verstand, wen und was er mit “Babylon, der Großen” meinte.
Babylon, die Mächtige, bedeutete für die jüdischen Emigranten keine Einzelperson, sondern eine unheilvolle Stadt mit einer anti-göttlichen Administration, mit mächtigen Armeen und einer heidnischen Bevölkerung. Diese unreine Stadt voller Greuel war für sie das genaue Gegenteil ihrer heiligen Stadt Jerusalem, die zerstört worden war.

Die Stadt Rom, aus der Zeit des Johannes, zerbrach in den folgenden Jahrhunderten in den Wellen und Wirren der Völkerwanderung. Das Papsttum füllte jedoch das entstehende Vakuum aus und übernahm unter anderem die Traditionsbekleidung der Cäsaren, ihren Kalender mit den Monatsnamen der römischen Cäsaren und Götter sowie Teile ihrer bewährten Verwaltungsstrukturen. So wurde das alte Rom in mancher Hinsicht vom Papsttum beerbt, das sein "neues" Rom stolz "die Mutter aller Gläubigen" und "das Haupt der Welt" nannte. Beide Titel stellen eine herausfordernde Anmaßung und eine Lästerung Jesu Christi dar.
Die ins frühere Babylon, nach Mesopotamien, vordringenden Perser stellten es nach ihrem Sieg über die Chaldäer den deportierten Juden frei, entweder in ihre Heimat zurück zu kehren oder im Zweistromland zu bleiben. Da aber die meisten von ihnen nicht mehr in das verwilderte Bergland zurückkehren wollten, entstanden zwischen Euphrat und Tigris blühende jüdische Siedlungen, die nach der zweiten Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) bedeutende Thoraschulen hervorbrachten. Die Lehren dieser Schulen fußten jedoch nicht mehr allein auf den Schriften des Alten Testaments, sondern machten kräftige Anleihen bei den Kulturen und Kulten der Babylonier und Perser. Astrologie, Kontakte mit Geistern, Magie und andere Geheimwissenschaften beeinflussten damit die biblischen Lehren, so dass eine weiterentwickelte Auslegung der Thora in der Mischna und im Talmud enstand! Einige ihrer Kapitel enthalten eindeutig antichristliche Anweisungen.
Stellte diese Anlehnung an fremde Kulturen und die Vermischung mit ihnen erneut einen geistlichen Ehebruch der Juden in Babylon dar, da sie sich nicht mehr auf das Wort der Bibel allein beschränkten, sondern fremde Quellen und Geister zu deren Auslegung und Systematisierung herangezogen? Der Engel sagte jedenfalls , dass aus dem alten Babylon "alle geistlichen Greuel" stammten. Unbiblische Ideen, schlaue Verdrehungen und unwahre Auslegungen nahmen ihren Weg über Jerusalem und Rom in alle Länder der Erde.
Ursprünglich hatte Babel durch seinen Namen (bab-el) den Anspruch erhoben, die “offene Türe zu Gott” zu sein. In Babel redete aber nicht der wahre Gott, dort offenbarten sich fremde, unreine Geister. Damit standen sich Babel und Jerusalem konträr gegenüber, denn der wahre, der dreieinige Gott hat sich in Jerusalem offenbart.
Angesehene Juden im alten Rom stellten durch ihre talmudischen Lehren und Verdrehungen des alttestamentlichen Gesetzes eine geistliche Bedrohung für die jungen Kirchen in den Tagen des Johannes dar (Apo. 20,29). In ähnlicher Weise konsolidierte sich die katholische Kirche nach der Völkerwanderung im wiedererstandenen neuen Rom, und zog zur Gestaltung ihrer Lehre, ihrer Gottesdienste und ihrer Hierarchie griechische und römische Denkweisen und Prinzipien heran. Die vom Papst geleitete Kirche fußte nicht mehr allein auf der Bibel, sondern auch auf den Traditionen ihrer Kirchenväter. Sie glaubte nicht mehr an die Erlösung aus Gnade allein (trotz aller gegenteiligen Beteurungen), sondern baute auch "die guten Werke" in ihre Rechtfertigungslehre ein. Stellt diese Legalisierung einer unterschwelligen Volkreligiosiät mit ihrer Selbstrechrfertigung nicht eine Vermischung mit der göttlichen Offenbarung dar und ist letztlich eine geistliche Hurerei der Kirche?
In diesem Zusammenhang muss auch die übermäßige Verehrung der Maria und ihre Anbetung in katholischen und orthodoxen Kirchen genannt werden. In den Sendschreiben Christi wird Maria mit keinem Wort erwähnt. Heute aber wird von einer “unbefleckten Empfängnis der Maria” gesprochen; danach wäre Jesus kein wahrhaftiger Mensch, sondern besässe nur eine göttliche Natur. Maria wird häufig als “Mutter Gottes” bezeichnet, die in den Himmel aufgefahren und an vielen Orten erschienen sei. Papst Johannes Paul II segnete Syrien und Israel “im Namen der Maria”. Zahlreiche orientalische Christen ehren Maria mehr als Jesus, der in ihren Augen nicht der einzige Mittler und Retter ist. Neben oder über ihm steht für sie Maria als ihre Mittlerin und Mitregentin bei Gott. Sie wird von einigen als ihre “Himmelskönigin” angebetet. Damit wird der demütigen Maria angehängt, was die Bibel als einen der gotteslästerlichen Namen Babels brandmarkt (Jeremia 47, 1.5; Offenbarung 18, 7)! Der Irrglaube an Maria ist ein großer Greuel vor Gott (Johannes 2, 4; Matthäus 12, 46-49), der den wahren Christen in den letzten Tagen noch viel Mühe und Not bereiten wird.
Ferner hat das zweite Vatikanische Konzil die Öffnung der katholischen Kirche den Weltreligionen, insbesondere dem Islam, gegenüber propagiert, um die dort existierenden "Wahrheiten" in sich aufzunehmen. Diese Anbiederung an fremde und dämonische Offenbarungen bedeutet eine weitere geistliche Hurerei, denn allein Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch ihn (Johannes 14, 6).
Im Vatikan soll ein Lehrstuhl für Parapsychologie eingerichtet worden sein. In diesem Fach sollen okkulte Erscheinungen und Wunder gelehrt, geprüft und evaluiert werden. Ist dies nicht eine Tür, durch die alle bösen Geister der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft eindringen können (Kapitel 2, 24)? Johannes schreibt, dass Babylon, die Mutter der Hurerei für alle Greuel auf Erden verantwortlich sei. Diese Warnung gilt auch uns, denn die Entmythologisierung, die Bultmann propagierte, ist bereits ins Gegenteil umgeschlagen. Heute werden Geister und Dämonen nicht nur wahrgenommen, sondern studiert und kontaktiert. In extremen Gruppen wird Satan in schwarzen Messen angebetet.

Als Evangelische sollten wir nicht vorrangig die Verirrungen anderer Kirchen anprangern, sondern zuerst vor unserer eigenen Türe kehren. Protestanten bauten ursprünglich ihren Glauben allein auf die Bibel, allein auf die Gnade und allein auf Jesus, den Sohn Gottes. Sie klammerten sich aber auch von Anfang an bis heute an ihre Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen und verstehen das Gewissen des Einzelnen als letzte Instanz für seine Entscheidungen in Zweifelsfragen. Das Vertrauen vieler Protestanten auf die Vernunft und den Intellekt hat eine breite Straße der Verwüstung in den biblischen Glauben geschlagen. Wo ein blutleerer Rationalismus, überhebliche Bibelkritik und oberflächliche Aufklärung dominieren, wird die Gottesfurcht ausgehöhlt. Eine Kirche, die Vernunft, Philosophie, Wissenschaft und Zeitströmungen über die Bibel stellt, sinkt auf das Niveau einer geistlichen Hure herab. Tolerante Anpassung, die Suche nach einem allgemeinen Konsens und eine falsche Rücksichtnahme öffnen die Gemeinde unreinen Geistern. Multikulturelle, synkretistische und mehrere menschenrechtliche Prinzipien in den Lehren der Kirche rufen Gottes Zorn und Gericht herbei! Wer die Sendschreiben Christi an die sieben Gemeinden in Kleinasien und an die Gemeinden der Endzeit studiert, begreift, dass der auferstandene Herr eifersüchtig darüber wacht, dass seine Nachfolger ihm allein und seinem Evangelium anhangen. Wo evangelische Bischöfe und Prediger es wagen Homosexualität, lesbische Liebe und ähnliche Perversitäten zu tolerieren oder zu bejahen, ist das die sichtbare Folge einer geistlichern Hurerei. Wo Gottesfurcht und Gnadengerechtigkeit schwinden, schleicht sich eine verlogene, grenzenlose Freiheit ohne Gott ein, die jede Sünde „großzügig“ legalisiert. Wohl dem, der seinen Willen und Verstand unter die Leitung des Neuen Testamentes stellt und seinen Worten in der Triebkraft des Heiligen Geistes gehorcht.

Warum war Johannes, der erfahrene Patriarch, der in verschiedenen Kulturen gelebt hatte, über die Mutter aller Hurerei auf Erden so erstaunt (Offenbarung 17, 6)? Was erschien ihm an dieser Frau unbegreiflich? Wie erhellen die Texte der Bibel das Gleichnis vom tiefen Fall der frommen Frau in die Macht und Gewalt des Antichristen?
Gott hatte auch diese “Frau” nach seinem Ebenbild geschaffen, damit sie seine Heiligkeit und Liebe wiederspiegle (1. Mose 1, 27). Er hatte ihr, wie allen Menschen, Buße zur Gnade angeboten, eine Reinigung von allen ihren Sünden für sie bereitet und sie eingeladen, in einem ewigen Bund mit ihm zu leben (Jeremia 1, 18; 31, 3.31-34.). Dabei hatte er jedoch die Bedingung gestellt, dass sie ihm allein gehöre, mit und für ihn lebe und ihm immer treu bleibe, so wie er selbst ihr seine ewige Treue versprochen hatte (Hosea 2, 21-22). Die Frau stammte vermutlich aus dem Volk des Alten Bundes oder aus den Gemeinden des Neuen Bundes. Doch sie glich einer "aufgewärmten Leiche", die weder tot in Sünden noch lebendig im Heiligen Geist war. Sie war zwar jüdisch oder christlich angehaucht, hatte aber nie Jesus als ihren Heiland angenommen und sich nie ihrem Gott und Herrn als Eigentum ergeben. Sein Geist wohnte nicht in ihrem Herzen und füllte ihr Unterbewusstsein nicht aus. Sie erwähnte seinen Namen so gut wie nie in ihren Reden und Gebeten. Sein Name war nicht als Siegel unsichtbar an ihre Stirn geschrieben. Sie liebte Jesus nicht (Matthäus 22, 37).
Vielleicht träumte die Frau von einem hohen Lebensstandard und gab sich fantastischen Hoffnungen hin. Sie war von Jesus enttäuscht und schämte sich seiner, denn er war arm (Matthäus 8, 20; 21, 3; Lukas 9, 58). Auch besaß er keine hervorragenden Universitätszeugnisse, war weder ein erfolgreicher Sportsmann noch ein berühmter Kriegsheld. Er war sanftmütig und demütig und vermied wo immer möglich jeden Streit (Matthäus 11, 28-29; 26, 52). Die Frau konnte sich für den Nazarener nicht begeistern, da sie selbst berühmt werden wollte. Sie drehte sich um ihr stolzes eigenes Ich und schmückte sich übermäßig. Sie wollte im Gegensatz zu Jesus glänzen und Macht und Einfluss gewinnen (Matthäus 16, 24-26 ; Johannes 5, 41-44; Offenbarung 17, 4). Und von ihren Sünden wollte sie nicht lassen.
Im übrigen meinte die Frau, dieser Herr sei weit entfernt, irgendwo in der Ewigkeit. Sie wartete nicht gespannt auf den wiederkommenden Heiland. Sie kümmerte sich nicht um ihn. Sie dachte, er sehe sie nicht und höre sie nicht. Das war ihr gerade recht, denn sie wollte ihre eigene Herrin sein. Sie tat, was immer sie wollte. Seine Gebote und Angebote waren ihr Nebensache. Sie missachtete ihn und verachtete ihn letztlich.
Diese Frau suchte und pflegte Kontakte mit berühmten Philosophen, mit Kardinälen, Dichtern und Königen. Dabei kam ihr zugute, dass sie attraktiv war, anziehend und intelligent. In einem klugen Schachzug versteckte sie sich hinter Maria, der Mutter Jesu, baute sie in ihr Aktionsprogramm ein und propagierte, Maria sei die treue Fürbitterin in der Stunde des Todes. Wahrscheinlich unterhielt die von Gott abgefallene Frau auch regelmäßige Kontakte zu Totengeistern und Dämonen, die in sie hineinfuhren. Bedeutende Menschen und geheimnisvolle Geister waren ihr wichtiger als ihr kommender Herr, dem sie längst die Treue und den Gehorsam aufgekündigt hatte. Die geistliche Ehebrecherin leugnete die Einmaligkeit Jesu.
In der Tiefe ihres Herzens verabscheute und hasste sie den Menschensohn, weil er sie weder zum Mittelpunkt seiner Gemeinde noch zur Leitfigur der Gesellschaft gemacht hatte. Sie wollte nicht,dass Jesus ihr Haupt und Retter werde, sondern ihr eigenes Selbst verwirklichen und mit ihren Leistungen glänzen. Sie hielt sich für übermäßig klug und begabt. Dabei fiel sie von Sünde zu Sünde und lebte im Gefängnis ihrer Gebundenheiten (Matthäus 12, 45; Apostelgeschichte 20, 30; 1. Korinther 11, 19; 1. Johannes 2, 1-18; Hebräer 3, 7-13; 6, 4-8; 10, 26-29; 2. Petrus 2, 20).
Die Frau aus dem Gleichnis zog dem sanftmütigen Lamm Gottes das wilde Tier aus dem Völkermeer vor. Der Bestie und ihren Vasallen gab sie sich ganz hin. Sie liebte das Tier, bewunderte seine raffinierten Lügen und strebte nach seiner Macht. Dazu inspirierte die Frau die Bestie und beeinflusste sie mit ihren Erfahrungen aus der Bibel. Gleichzeitig aber inspirierte das Tier sie und nützte sie kaltblütig aus. Beide wurden in einer höllischen Harmonie zu einer Einheit des bösen Geistes.
Die große Hure verachtete Jesus auch in seinen Nachfolgern und schadete ihnen, wo immer sie nur konnte. Da sie sich Jesus auf keinen Fall unterordnen wollte und seinem Geist und seinem Wort widerstand, waren ihr seine demütigen Heiligen ein ständiger Stachel im Herzen und Gewissen. Sie bekämpfte sie mit all ihrer List und Kraft. Der Geist in ihr widerstand dem Heiligen Geist bei Tag und Nacht. Die Frau gebärdete sich gegen Jesus und seine Nachfolger fanatischer als das Tier selbst, um seine Sympathie und ihre Vormachtstellung bei ihm nicht zu verlieren. Sie wurde eine rachgierige Hure, die den Stachel des christlichen Zeugnisses in ihrem Gewissen trug.
Der Sohn Satans ließ sie gewähren, solange sie ihm nützte, da sie die Massen anzog und ihm zuführte. Die Frau wusste aber auch, dass Sex, Liebe, Verbindungen oder Blutbäder unter Christen einen eiskalten Diktator wie das Tier nicht lange befriedigen können. Sie musste ihm gleichzeitig Geld, Gold und Macht herbeischaffen, wollte sie die Herrin auf dem Rücken der Bestie bleiben. Sie nützte deshalb ihre Handelsbeziehungen weltweit aus und sicherte sich dabei zugleich auch ihre eigenen Privilegien. Sie liebte das Geld, die Schätze in ihrer Hand und die Macht, die ihr eignete. Sie schmückte sich übermäßig, um herrlich zu erscheinen. Das aber sollte unausweichlich ihr Ende herbeiführen.
Vielleicht hatte die Mutter aller Hurerei in der Zwischenzeit auch den falschen Propheten, den Berater des Tieres, ausgestochen, seine Autorität verkleinert und ihn stillschweigend abgelöst. Seine Rache war ihr totsicher.
Ihre Buhler erkannten die Grenzen ihres Einfallsreichtums und hatten sich an ihrer Attraktivität satt gesehen. Sie wollten selbst an die Geldquellen herankommen. Deshalb töteten sie das Weib kaltblütig und nahmen den Kampf um ihre Hinterlassenschaft auf. Die Mutter aller Hurerei wurde von ihnen mit allem, was sie hatte, buchstäblich aufgefressen.
Wer in diesem Gleichnis an Stelle der ehebrecherischen Frau ein liberales oder ein fanatisches Judentum einsetzt, oder eine angpasste, machtbesessene Kirche, der kommt dem Sinn dieser Ausführungen näher.
Dieses Gleichnis stellt aber auch uns selbst in Frage, damit wir uns prüfen, ob wir Jesus von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit allen unseren Kräften lieben und ihm vertrauen. Halten wir ihm allein die Treue oder buhlen wir um Ehre, Macht, Geld, Wissenschaften oder andere moderne Götter und Geister? Füllt Jesus unser Bewusstsein und unser Unterbewusstsein aus, oder klammern wir uns immer noch an fremde Helfer? Ist Jesus allein der Herr unseres Lebens, oder haben wir uns an andere Mächte gebunden? Wir sollten nicht vorschnell fremde Institutionen und Gruppen verurteilen, sondern selbst Buße tun, damit uns nichts von Jesus scheidet (Matthäus 7, 1-5).

Gebet
Vater unseres Herrn Jesu Christi: Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen! Reinige und befreie uns von allen bösen Absichten und von Bindungen an fremde Götter und Geister, an Mächte und Überzeugungen, sodass wir allein Dich und Deinen Sohn Jesus lieben, auf ihn hören, ihm bedingungslos vertrauen und in Deiner Kraft gehorchen. Amen.