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Commentaries
German
Offenbarung
  
II. DIE BRIEFE JESU CHRISTI AN SEINE SIEBEN GEMEINDEN IN KLEINASIEN (Offenbarung 2,1-3,21)

1. Der Brief Jesu Christi an den Gemeindeleiter in Ephesus (Offenbarung 2,1-7)
1Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern:2Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner befunden,3und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden.4Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verläßt.5So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte - wenn du nicht Buße tust.6Aber das hast du für dich, dass du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse.7Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.

Die größte und bedeutendste Stadt der römischen Provinz Asien hatte schon länger als 30 Jahre (seit 53/55 n. Chr.) das Evangelium gehört. Paulus war bei seiner zweiten Missionsreise mehrere Male vom Heiligen Geist gehindert worden (Apg. 16,6-8), nach Ephesus zu reisen. Bei seiner dritten Missionsreise jedoch verharrte er drei Jahre lang in dieser Hauptstadt Vorderasiens und evangelisierte dort öffentlich (Apg. 19,8-10; 20,31). Ein Aufstand der Silberschmiede führte dann in Ephesus zu einem Volksauflauf gegen die christliche Gemeinde (Apg. 19,23-20,1). Die Abschiedsworte des Paulus an die Bischöfe der verschiedenen Gemeinden in dieser Großstadt gehören zu den eindrücklichsten Kapiteln der Apostelgeschichte (Apg. 20,17-35). In seinem Brief an die Epheser spricht Paulus von seinem Hausarrest aus (Eph. 3,1; 4,1) die Gemeindeglieder als „Heilige in Christus“ an (Eph. 1,1).
Vielleicht war sein Gehilfe Timotheus eine Zeit lang Vorsteher der Gemeinden in diesem multikulturellen Verwaltungszentrum, nachdem Paulus 63 n. Chr. in Rom enthauptet und Petrus 64 n. Chr. gekreuzigt worden war. Jakobus, der Bruder Jesu, war schon 62 n. Chr. gesteinigt worden. Schließlich eilte Johannes, der letzte Apostel, nach Kleinasien, um als rechtsverbindliche Autorität und Augenzeuge Jesu Christi die Verantwortung für diesen neuen Schwerpunkt der Christenheit zu übernehmen. Der Herr Jesus ließ ihn jedoch wie eine Schachfigur von Ephesus auf die Insel Patmos wegrücken, damit er in der Einöde aufrüttelnde Gemeindebriefe und endzeitliche Visionen für die Weltchristenheit aller Generationen schreibe!

Johannes hörte den Befehl Jesu Christi, an den Vorsteher der Gemeinde in Ephesus („Engel“ oder „Bote“ genannt) einen seelsorgerlichen Brief zu schreiben. Der Apostel bewertete und kritisierte die Gemeinde nicht von sich aus, sondern notierte ein Diktat Jesu Christi. Der Herr selbst redete mit dem Gemeindevorsteher und seiner Gemeinde.
Alle sieben Gemeindebriefe beginnen mit einer Aufforderung Jesu an Johannes, er solle schreiben. Dabei stellt sich der Herr als Absender dieser Briefe mit einem jeweils anderen Titel vor (Offb. 2,1+8+12+18; 3,1+7+14). Diese Hoheitsbezeichnungen Jesu sind meistens aus den zwei Einleitungen der Offenbarung oder aus der Selbstvorstellung Jesu Christi (Offb. 1,17-18) entnommen worden.
Darauf folgt eine Diagnose des geistlichen Zustandes des Gemeindeleiters und seiner Gemeinde.
Diese Analyse führt bei fünf Gemeinden zu einer Aufforderung zur Buße und zum Umdenken, andernfalls verwirkliche sich ein Drohwort!
Bei zwei Gemeinden steht anstelle der Bußaufforderung eine Ermutigung zum Durchhalten inmitten ihrer Verfolgungen.
Den Schluß eines jeden Briefes bilden glanzvolle Verheißungen Jesu, falls die Gemeindeleiter ihre äußeren und inneren Anfechtungen in der Kraft des Heiligen Geistes überwinden. Diese zwölf Verheißungen2 sind vorweggenommene Versprechen und Hinweise auf die kommende Heilsvollendung, wie sie in den Kapiteln 19-22 der Offenbarung ausführlich beschrieben werden.3 Damit zeigen sich die Gemeindebriefe in Harmonie mit dem ganzen Buch - als nötige Voraussetzung in der hereinbrechenden Endzeitentwicklung.
In seiner Vorstellung als Absender des Briefes an die Epheser „Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten,“ nimmt Jesus den ersten Eindruck des Johannes in seiner Vision von dem herrlichen Menschensohn und Weltenrichter auf. Er versichert dem Gemeindeleiter in Ephesus, dass er, der Herr, trotz der Deportation des Johannes die Gemeinde nicht verlassen und vergessen habe, sondern ihn und die anderen Gemeindeleiter alle zusammen in seiner rechten Segenshand festhalte und bewahre.
Der lebendige Herr wandelt außerdem in der Mitte der sieben goldenen Leuchter. Nicht nur die Gemeindevorsteher, sondern auch ihre sieben Gemeinden erfahren die kräftig wirkende Gegenwart Jesu Christi. Er füllt als der Hohepriester in den goldenen Leuchtern das nötige Öl des Heiligen Geistes zum stetigen Brennen nach. Er reinigt die Dochte der Erinnerung, dass sie eine klare Flamme geben. Der Herr sorgt für die ununterbrochene Leuchtkraft jeder seiner Gemeinden. Sie sind nie allein noch auf sich selbst angewiesen.

Die Diagnose des Herrn zeigt, dass er alle Taten seines Gemeindeleiters in Ephesus genau kannte, sowohl die guten als auch die mangelhaften. Jesus ist allwissend und allweise. Er fährt nicht unwirsch dazwischen, wenn ihm etwas nicht gefällt. Er wartet und durchschaut alle und alles. Er registriert jeden Dienst, den bedeutenden und den bescheidenen. Er bezeugt, dass Mitarbeit in der Gemeinde und in Sonderheit im Missionsdienst unter Nichtchristen Schwerarbeit bedeutet. Eine solche Arbeit dauert nicht nur acht Stunden am Tag, sondern verlangt wie bei einer Krankenschwester oder Hebamme ständige Einsatzbereitschaft. Mehr als zwanzigmal steht im Neuen Testament das Wort Arbeit für geistliche Dienste. Von nichts kommt nichts; die Gemeindeleiter müssen laufen, reden, dienen und beten. Die Liebe Jesu Christi drängt und treibt uns, zu unseren Nachbarn und Gemeindegliedern zu gehen, um ihnen die Gnade Jesu aus seiner Fülle anzubieten. Jesus hat uns nicht befohlen, in Gemeindesälen sitzenzubleiben, sondern aufzustehen, zu eilen und zu laufen und alle Völker zu seinen Jüngern zu machen. Jesus will unser Gemeindekarusell zerbrechen und seine Gemeinde in Bewegung bringen. In Ephesus hatte er eine sichtbare Bewegung und fleißigen Einsatz gefunden.

In ihrem Einsatz als Friedensstifter erfuhren die Epheser und ihr Gemeindeleiter heftigen Widerstand sowohl von Götzendienern als auch von Juden, die an ihrer Gerechtigkeit durchs Gesetz festhielten und die Gnade Christi verwarfen.
Einige der Söhne Jakobs bezeichneten sich als Christen, waren jedoch eher Juden als Christen. Sie redeten in christlichen Formulierungen, lebten aber letztlich in einer Gerechtigkeit aus eigener Leistung. Sie erschienen in frommem Gewand und besaßen beachtliche Schriftkenntnis aus dem Alten Testament. In Wirklichkeit waren sie gefährliche Heuchler. Jesus nannte sie böse. Frömmigkeit bedeutet nicht immer echte Nachfolge Christi. Satan redete Eva und Jesus auch mit Bibelworten an, um sie zu versuchen. Er wollte Eva zur Gottgleichheit und zur Erkenntnis des Bösen verführen und log sie offen an. Er wollte sogar Jesus versuchen, eine Erlösungsaktion ohne das Kreuz zu starten, und behauptete listig, dass aller Reichtum und alle Macht dieser Erde ihm, Satan, gehörten.

Es bleibt die Aufgabe eines jeden Gemeindeleiters, alle Redner, Gäste, Evangelisten und Propheten, die in seiner Gemeinde mitdienen wollen, zu prüfen. Johannes hat uns in seinen Briefen eine hilfreiche Methode gelehrt, um herauszufinden, wer ein antichristlicher Geist ist: Wer Jesus leugnet, der ist nicht von Gott (1. Joh. 2,23-25; 4,1-5). Jesus hatte uns schon früher eingeschärft: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen (Mt. 7,15-23).
Wer den Islam als eine göttliche Religion und Muhammad als einen Propheten bezeichnet, sitzt einer satanischen Lüge auf. Der Qur’an leugnet die Vaterschaft Gottes und lehnt an 17 Stellen die Sohnschaft Christi sowie seine Kreuzigung ab. Dazu hat Muhammad ein achtjähriges Mädchen, Aisha, geheiratet und behauptet, Allah habe ihm erlaubt, jede Muslimin, die sich ihm schenken wolle, zu heiraten, falls sie ihm gefalle. Im Islam gibt es keinen Heiligen Geist. Die Zukunftserwartungen der Muslime sind fleischlicher Natur. Allah ist im Paradies des Islams nicht anwesend. Dies alles sind Irrlehren, die faule Früchte tragen.
Ähnlich ist es mit dem so menschenfreundlich erscheinenden Humanismus. Er lehrt uns, der Mensch sei gut und bedürfe nicht der Buße, der Vergebung und der geistlichen Wiedergeburt. Viele gottlose Weltanschauungen sind aus dieser raffinierten Verführung erwachsen. Heute werden Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern immer öfter als „natürlich“ bezeichnet, obwohl sie pervers sind.
Die Gemeinde Jesu Christi muss jede verführerische Weltanschauung klar und offen Lüge nennen anstatt sie zu tolerieren und in einem multikulturellen Sumpf zu versinken.
Paulus sagte, dass mächtige Irrtümer in die Gemeinden eindringen und unbußfertige Scheinchristen auf immer neue sensationelle Entwicklungen und Ideen warten werden, die sie vom Ärgernis des Kreuzes abschirmen. Es muss nicht immer offene Satansanbetung sein, die die Menschen in der Gottesferne bindet. Es gibt auch in der weltweiten Ökumene, in der katholischen Kirche, im Philosemitismus, im Feminismus, in den Abtreibungsgesetzen oder im Nationalismus tausend Angelhaken, mit denen der Böse versucht, Halbgläubige oder Ungläubige an sich zu ziehen. Wer nicht in „Christus allein“ fest bleibt und betet: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“, der sehe zu, wie er der Gewalt des Bösen entfliehe. Satan ist älter als wir und kennt unsere Schwachpunkte genau. Jesus ist nicht nur der Retter für fernstehende, verlorene Sünder, sondern auch der Heiland für bewußte Christen.
Jesus sagte: Ich bin der einzige Weg, das gültige Recht und die Kraftquelle des ewigen Lebens, niemand kommt zum Vater denn durch mich (Joh. 14,6). Wer dieses Selbstzeugnis Jesu nicht akzeptiert, der scheidet sich vom gekreuzigten Gottessohn und seinem vollendeten Heil. Fromme Worte nützen dann nichts. Der Glaube an die Heilige Dreieinigkeit ist unser Leben und unsere Geborgenheit. Alle synkretistischen Schalmeientöne sind dämonische Verführungen, die schnell in eine unduldsame Verurteilung und Verfolgung Andersdenkender umkippen können. Die Gemeindeleiter müssen deshalb geistlich hellwach bleiben und demütig um die Gabe der Geisterunterscheidung bitten.
Vielleicht hatten die Verführer in Ephesus besondere Geistesgaben vorzuweisen und nahmen durch eindrückliche Wundertaten in Anspruch, legitimierte Apostel Christi zu sein, keiner jedoch war ein echter Augenzeuge des Heilands. Der gekreuzigte Auferstandene war nicht Mittelpunkt ihrer Lehre. Dadurch schieden sie sich von der Quelle des Heiligen Geistes, der allein aus dem vollendeten Sühneopfer am Kreuz als göttlicher Segen entspringt.

Solch ein Zeugnis ist selten, sowohl im säkularen Leben als auch in der Gemeinde Jesu. Der Gemeindeleiter in Ephesus ist nicht geflohen, als Schwierigkeiten auftauchten. Er bewies Standhaftigkeit und ertrug geduldig Belastungen, Verdächtigungen, Anfeindungen und Spaltungsversuche. Er kämpfte den guten Kampf des Glaubens und durchlief die Stufenleiter der inneren Reife. Er wurde durch Leiden geläutert (Röm. 5,1-4).
Er verteidigte offen den Namen Jesu und fiel keinem allgemeinen Gottglauben zum Opfer. Er richtete die Gemeinde in vielen Einzelgesprächen, Hauskreisen und Predigten auf den Vater, Sohn und Heiligen Geist aus und wehrte allen modernistischen Irrgeistern. Er schöpfte Kraft aus der Bibel und aus dem Gebet. Er wurde nicht müde, trotz Rückschlägen und der Unbelehrbarkeit der lebenslustigen Scheinheiligen.
Er leitete seine Gemeinde zur Mitarbeit an und ermutigte sie immer wieder Werke der Liebe und Dienste für Jesus zu übernehmen. Die Hauptgemeinde in Asien florierte und war ein Vorbild für viele geworden. Vielleicht aber fanden manche Gemeindeglieder wegen ihrer Überlastung und Betriebsamkeit wenig Zeit zum Gebet. Sie dienten angespannt, lebten jedoch nicht entspannt in der Gegenwart Jesu.

Die Kritik Jesu an dem fleißigen Gemeindeleiter traf diesen wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Jesus durchschaute seine vielgeschäftige Betriebsamkeit, seinen Leistungsdruck, seinen Wahrheitsfanatismus samt seiner Treue im Dienst. Der Herr sagte nicht, der Gemeindeleiter besitze keine Liebe mehr, denn seine vielen Dienste bewiesen seinen Opfersinn.
Die Kritik setzte vielmehr an der Art der Liebe an, ob sie noch brennend, begeistert, rein, kindlich, getrost und voller Jubel sei oder nicht. Die Gemeinde und ihr Vorsteher hatten einen harten Kampf um die Wahrheit des Evangeliums geführt. Sie hatten Lügen aufdecken, abwehren und entkräften müssen. Sie hatten es mit dem Bösen selbst zu tun. Der Eifer für die Wahrheit aber ließ die Liebe in vielen erkalten. Schon Jesus hatte gewarnt: „Weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten“ (Mt. 24,12-13).
Jesus aber zeigte uns, was die „erste Liebe“ heißt. Er grüßte Judas als Freund, als dieser ihm den Verräterkuß auf die Wange drückte. Er betete am Kreuz inmitten reißender Schmerzen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Luk. 23,34). Jesus opferte alles, was er besaß, sich selbst, um uns, die Unwürdigen und Ungerechten, zu retten. Die Retterliebe ist ein Grundmotiv der ersten Liebe.
Der Heilige Geist treibt uns dazu, unsere Feinde zu lieben. Die Nachfolge Christi zeigt sich im anhaltenden Gebet für alle, die uns hindern, unterdrücken und schaden. Wir sollen böse Lügner nicht hassen, sondern lieben. Die Wahrheit soll dabei nicht verschwiegen oder verdeckt, sondern mit Takt bekannt werden. Wer die Wahrheit ohne Liebe sagt, gleicht einem Totschläger. Wer aber Liebe ohne Wahrheit übt, steht in Gefahr zu heucheln und zu lügen. Liebe und Wahrheit miteinander zu vereinen, ist eine Kunst des Heiligen Geistes. Sie will erbeten sein.
Wer von der ersten Liebe getrieben ist, dankt sowohl dem Vater als auch dem Sohn und dem Heiligen Geist von Herzen für seine unergründliche Liebe, seine Gnade, sein Erbarmen und seine Geduld. Der stürmische Lobpreis der Geretteten und Geheiligten sollte nicht nur ein Zeichen der ersten Heilserfahrung sein, sondern uns bis in die Ewigkeit hinein begleiten. Der Freudenjubel der Erlösten ehrt die Heilige Dreieinigkeit. Hat das Singen in unseren Herzen aufgehört? Ist eine Saite gerissen? Muslime kennen keine Lieder bei ihren Gottesdiensten. Christen aber leben vom Singen. Die Anbetung des Geliebten ist ein Geheimnis unserer Hingabe an den, der uns zuerst geliebt hat. Unser Gottesdienst ist nicht auf Gottesfurcht aufgebaut, sondern auf Dank und Lob für seine ewige Liebe.
Jesus faßte alle Gebote des Alten und Neuen Testamentes in einem einzigen Satz zusammen: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe“ (Joh. 13,34-35). Mit diesem Gebot machte Jesus sich selbst zum Maßstab der wahren Liebe. Die erste Liebe liebt so, wie Jesus Gott und die Menschen liebte. Nur in ihm, mit ihm und durch ihn können wir diese Liebe üben.
Herr vergib mir meine mangelhafte Liebe und schenke mir Dein Erbarmen, Dein Mitleiden und Deine heilige Liebe!

Wir sollten nicht zur Tagesordnung übergehen, wenn uns Gottes Wort trifft, sondern still werden und nachdenken. In der Stille vor Gott beginnen unsere Sünden laut zu reden. Erkenne, wovon du gefallen bist! Bleibe dann nicht liegen, sondern stehe auf. Bekenne deine Sünden deinem Gott und versöhne dich mit deinem Feind. Wenn du in deinem Herzen noch einen Menschen haßt, kann die erste Liebe sich in dir nicht entwickeln. Vergib deinem Widersacher, denn wenn du nicht vergibst, kann dir Gott auch nicht vergeben. Wo aber dein Stolz und dein Haß brechen und du wie Wasser in der Hand Gottes wirst, kann er seinen Heiligen Geist in dich ausgießen und dir seine ureigenste Liebe schenken. Sie wird dich zur Mission, zur Diakonie und zum Gebet treiben. Jesus will in dir Gestalt gewinnen. Seine Kraft wird in der Schwachheit mächtig (2. Kor. 12,9).
Nur wenige tun Buße, weil sie ihre Sünden weder erkennen noch bekennen wollen. Dabei ist Buße ein fröhliches Geschäft, geradeso wie Gesundwerden. Wer Buße tun will, sollte um den festen Willen bitten, die Sünde zu lassen, zu hassen und in gewissen Fällen wiedergutzumachen. Der Heilige Geist treibt uns, fremdes Gut zurückzugeben und Menschen um Vergebung zu bitten, an denen wir gesündigt haben. Unser Stolz und Eigensinn, unser Egoismus und Ehrgeiz müssen brechen, damit die Demut Christi und sein Sinn in uns wachsen können.
Ein Büßender soll nicht in der Depression bleiben, auch sich nicht selbst bessern wollen, sondern gereinigt durch Christi Blut in seiner Kraft aufstehen und in seiner Liebe anderen dienen. In der Gemeinde sind die verschiedensten Dienste nötig. Sie sollen nicht automatisch, lieblos, hastig und ruhelos erfolgen, sondern freundlich, freudig in der Gegenwart Christi und aus seiner Stille heraus geschehen.

Das Gericht Gottes fängt bei seiner Gemeinde an. Der Herr richtet zuerst die Hirten und dann ihre Herden mit seinem Wort. Er durchbohrt ihre Herzen und ihren Stolz und stoppt ihre hohle Geschäftigkeit.
Jesus mußte dem Gemeindeleiter in Ephesus sogar ein Drohwort sagen, weil er in seiner Vielgeschäftigkeit und Hartherzigkeit nicht zur Besinnung kommen konnte. Das innere Leben der Gemeinde stand auf dem Spiel. Darum stellte ihm Jesus das Stopschild direkt vor seine Augen. So geht es nicht mehr weiter! Wenn du dich nicht von Grund auf änderst, muss ich kommen und dich strafen.

Der Herr drohte, dass er selbst kommen werde, um den vielgeschäftigen und hartherzigen Gemeindeleiter zurecht zu bringen. Das Kommen Christi bringt nicht nur eitel Sonnenschein und Glück, sondern auch Strafe zur Erziehung der Geliebten durch schmerzhafte Korrekturen, damit ihr Sinneswandel recht erfolge.
Der Herr sagte nicht, er werde den Leuchter der Gemeinde auslöschen oder umwerfen, sondern wegrücken und an einen anderen Platz stellen. Wenn die Gemeindeglieder bei ihrem Leiter keine Liebe mehr spüren, die geistliche Fürsorge vermissen und in seiner Predigt nicht mehr die Stimme des guten Hirten hören, bleiben sie einfach weg und gehen in eine andere Gemeinde, in der sie geistliche Speise, Trost, Kraft und Liebe Gottes empfangen. Die Gemeinde wird nicht zerstört, sondern zerstreut und dem geschäftigen, an Liebe armen Prediger weggenommen. Leere Kirchen sind oft ein Zeichen mangelnder Buße bei den Gemeindeleitern und Kirchenältesten. Sie müssen lernen, in der Gegenwart Jesu Christi stille zu werden und sich zu beugen, so dass ihr Herr sie mit seiner eigenen Liebe füllen kann. Dann bekommt die Gemeinde neue Strahlkraft und Lebendigkeit. Der Heilige Geist will solche hörenden Büßer zu den Menschen leiten, die am dringendsten Hilfe, Zuspruch, Trost und Ermunterung brauchen.
Dieses zweite Wort vom Kommen Jesu Christi in der Offenbarung bezieht sich auf den aktiven Gemeindeleiter in Ephesus, der ob seiner Vielgeschäftigkeit die erste Liebe vernachlässigte. Das erste Wort vom Kommen Jesu bezog sich auf die verheißene Buße der Juden bei seiner Wiederkunft (1,7). Beide Stellen zeigen die seelsorgerliche Liebe Jesu als Motiv seiner Ankunft.

Es ist heute nicht mehr bekannt, wer genau die Nikolaïten in Ephesus waren. Es ist unwahrscheinlich, dass sie mit dem Nikolaus in Apg. 6,5 zusammenhängen, da dieser ein geistbegabter Diakon und Evangelist war.
Vielmehr wird vermutet, dass es sich hier um ein Gemeindeglied oder um eine Gruppe von Gleichgesinnten handelte, die versuchten, einen falschen Frieden mit den Animisten oder mit den Juden in Ephesus zu schaffen. Sie beabsichtigten die Angleichung an die Andersdenkenden. Es ist möglich, dass sie die Gerechtigkeit aus dem Gesetz und die Notwendigkeit der Beschneidung bejahten. Vielleicht gingen sie auch auf die Götzendiener zu und beteiligten sich als Gruppe an ihren Opferfesten im Artemistempel, bei denen Weib, Wein und Gesang zu obszönen Orgien führten.
Jesus sagte zu dem Gemeindeleiter, dass er recht handelte, als er diese synkretistischen Annäherungsversuche verurteilte und haßte. Dabei lehnte Jesus nicht die Nikolaïten als Personen, sondern lediglich ihre Werke ab. Jesus haßte die Sünde und liebte die Sünder. Er trieb die unreinen Geister aus und befreite die Besessenen. Der Heilige Geist treibt uns, jeden Menschen zu lieben, aber seine Fehler aufzudecken und zu bestrafen. Jeder Christ ist gerufen, Hindus, Buddhisten, Muslime und Juden von Herzen zu lieben. Ihre Lehren und Werke samt deren Geist müssen jedoch als antichristliche Mächte und Machenschaften aufgedeckt, abgelehnt und gehaßt werden.
Jesus, die personifizierte Liebe Gottes, sagte offen, dass auch er die Werke der Nikolaïten hasse. Welch ein richtendes Wort! Der Heilige Geist erlaubt keinen Kompromiß mit der Sünde. Er ist in sich heilig und heiligt jeden, der Jesus nachfolgt. Er trennt uns von allen Weltanschauungen und Menschen, die dem Geist Jesu Christi widerstehen, damit wir nicht ihrer bösen und unreinen Praktiken teilhaftig werden. Jesus erlaubt keinen Kompromiß mit irgendeiner Ungerechtigkeit oder Sünde.
Gleichzeitig aber treibt uns der Geist Jesu, alle Hindus, Buddhisten, Muslime, Juden und jeden anderen Menschen zu achten und zu ehren, für sie zu beten und zu opfern, sie zu evangelisieren und ihnen zu dienen. Wir dürfen jedoch niemals ihren antichristlichen Praktiken zustimmen oder uns daran beteiligen. Der Haß gegen die Sünde und die Liebe zum Sünder sind keine menschliche Leistung, sondern ein Geschenk Jesu Christi. Aus dieser Spannung resultiert die Rettungsbewegung Gottes, die jeden Christen treiben will, in der ersten Liebe zu bleiben und gleichzeitig die Ungeister zu hassen.

Clemens von Alexandrien schrieb: „Die Ohren der Seele sind der Glaube“. Jesus sagte: „Meine Schafe hören meine Stimme“ (Joh. 10,27). Es ist eine Gnade Gottes, wenn er uns anspricht und wir seine Worte hören und begreifen. Jesus will uns den Pfropfen der Selbstgerechtigkeit, Selbstgenügsamkeit und der Vielbeschäftigkeit aus den Ohren entfernen, damit wir in der Stille vor ihm wieder hören lernen.
Wir dürfen Jesus darum bitten, dass wir auf keine anderen Stimmen hereinfallen, sondern nur auf die Worte des Heiligen Geistes hören. Wir brauchen dringend die Gabe der Geisterunterscheidung, damit wir nicht die Stimme Satans für die Stimme Gottes halten. Muhammad meinte, ein Bote Allahs zu sein, wurde aber zum Gesandten Satans.
Der Heilige Geist ist daran zu erkennen, dass er Jesus, den Sohn Gottes, als den gekreuzigten Auferstandenen verherrlicht. Der Sohn seinerseits offenbarte den Vater und heiligte allezeit dessen Vaternamen. Alle Stimmen aber, die den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist nicht kennen und bekennen oder die sie gar ablehnen, sind nicht Gottes Stimme (1. Joh. 2,23; 4,1-5). Vorsicht vor allen verführerischen und falschen Gottesoffenbarungen! Paulus schrieb, wir verkündigen Christus, den Gekreuzigten (1. Kor. 1,23). Er dachte dabei an die vielen Stimmen, Zungen, Prophezeiungen und Theologien in den Gemeinden und wollte die Gläubigen in Korinth auf die Basis ihres Glaubens zurückführen.
Der Geist, der Johannes auf Patmos inspirierte, wollte die Gemeinde für die Wiederkunft Jesu vorbereiten. Alle Segnungen, Gerichte, Bußrufe, Zornschalen, Trostworte, personifizierte Erscheinungen des Bösen und Katastrophen haben nach der Offenbarung letztlich das Kommen Jesu zum Ziel, der unaufhaltsam durchbricht, um das Reich seines Vaters zu verwirklichen.
Wer ein Ohr hat zum Hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Hier wird nicht nur die Zentralgemeinde in Ephesus angesprochen, sondern alle Gemeinden in Kleinasien und jede Gemeinde in der ganzen Welt. Was sagt der Heilige Geist den Christusnachfolgern heute?

Christen sind zum Siegen wiedergeboren worden (1. Joh. 4,4-6). Alle antigöttlichen Mächte sollen durch den Glauben, die Liebe und das Hoffen derer, die Jesus nachfolgen, überwunden werden. Jede der sieben Gemeinden in Asien wird zum Überwinden aufgefordert, so wie Jesus Christus selbst überwunden hat (Offb. 3,21; 5,5). In der Offenbarung wird deutlich bezeugt, wer es ist, den die Gemeinde Jesu Christi überwinden soll: Satan, der Verkläger (Offb. 13,1) und seine Bestie (Offb. 15,2). Sie werden sowohl rechtlich (Offb. 12,10) als auch durch tapferen Glaubenskampf besiegt (Offb. 17,14). Der Sieg wird oft durch den Tod der Gläubigen vollendet, so wie Jesus selbst durch seinen Fürtod Sünde, Satan, Tod und Gottes Zorn überwunden hat. Das vollendete Heil wird den Überwindern als Erbe zugesprochen.
Wir sind geneigt, das Überwinden in unser persönliches Leben hineinzulegen, indem wir versuchen, uns zu verleugnen, unser Kreuz täglich auf uns zu nehmen und Jesus nachzufolgen.Das ist nicht falsch, denn Jesus sagt: „Wer mich liebt, hält meine Gebote“. Dieser Glaubensgehorsam schließt das Überwinden der eigenen Begierden, Wünsche, Schwächen und Neigungen ein. Wir leben nicht, um uns selbst zu verwirklichen, sondern damit Jesus in uns verherrlicht wird.
Das spezielle Überwinden, zu dem Jesus Johannes durch seinen Geist aufrief, zielt jedoch über unsere Selbstverleugnung weit hinaus. Es bezieht sich auf endzeitliche Gewalten und Mächte, die die Gemeinde Jesu Christi im Glauben, durch Leiden und Sterben in der Kraft Jesu, besiegen soll. Kein Mensch ist dazu von sich aus in der Lage. Paulus hatte der Gemeinde in Ephesus zuvor geschrieben, dass jeder Christ die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen soll. Wir tun gut daran, seine Anweisung Wort um Wort zu studieren und zu befolgen (Eph. 6,11-20).
Jesus besitzt die Vollmacht, den Überwindern in der Endzeit Gnadengaben zu geben, die unser Verstand kaum umfassen kann. Dabei ist Jesus selbst die Größte aller Gaben! Er steht aber auch als der Geber vor uns und gibt jedem, was er ihm verheißen hat. In den sieben Briefen stehen zwölf Verheißungen, die als Siegespreis auf jeden warten, der Jesus mehr liebt als Ehre und Macht und es vorzieht, eher zu sterben, als seinen Heiland zu verleugnen.

Wir lesen in 1. Mose 2,9 dass der Baum des Lebens mitten im Garten Eden stand. Wer von seinen Früchten esse, lebe ewig. Diese Verheißung wird in Offb. 22,2+14+19 als letzte und höchste Verheißung genannt, die alle anderen Verheißungen einschließt, weil sie Unsterblichkeit, eine Eigenschaft Gottes bedeutet. Wer seine Kleider im Blut des Lammes reinwäscht, empfängt heute schon ewiges Leben (Joh. 3,15-18).
Diese Verheißung an die Gemeinde in Ephesus ist stark genug, um ihre Angst vor dem Märtyrertod zu überwinden. Die Gemeinde sollte auf gnadenlose Verfolgungen in der Endzeit vorbereitet werden. Deshalb stellte Jesus denen, die im Glauben überwinden, ewiges Leben in Aussicht.
Ein Baum des Lebens steht nach Offb. 2,7 im Paradies Gottes.4 Nach Offb. 22,2 stehen solche Lebensbäume mitten im neuen Jerusalem. Das bedeutet, dass überall, wo Gottes Gegenwart ist, ewiges Leben quillt. Jesus hatte dem bußfertigen und gläubigen Verbrecher am Kreuz als dem Vertreter der Menschheit versichert: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Luk. 23,43). Jesus selbst und Gott, sein Vater, werden im Paradies anwesend sein. Christen warten nicht auf Genüsse irdischer Art im Paradies, wie es den Muslimen im Qur’an versprochen wird. Nein, sie wollen heimkehren zu ihrem Vater und ihrem Heiland. Sie sind die Familie Gottes, seine Hausgenossen und seine Kinder. Jesus hat ihnen verheißen: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Joh. 14,2-3). Dazu betete Jesus in seinem hohenpriesterlichen Gebet: „Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen“ (Joh. 17,24).