Skip to content

Commentaries
German
Offenbarung
  
4. Der Aufstand der Hölle (Offenbarung 20,7-9a)
20,7Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis8und wird ausziehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, um sie zum Kampf zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer.9a Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt.


Der Urböse wurde bereits am Kreuz von Gottes Sohn überwunden. Satan konnte den Sohn der Maria nicht zur Sünde verführen und den Sühnetod des heiligen Christus nicht vereiteln. Deshalb ist Jesus sieghaft auferstanden von den Toten, er lebt und regiert in völliger Einheit mit seinem Vater in alle Ewigkeit.
Die Gerechtigkeit Gottes gewährt jedoch den Nachweis, dass der von seiner eigenen Güte überzeugte Mensch in Wirklichkeit von Jugend an verdorben ist - auch ohne Einwirkung Satans. Dieser Nachweis wird durch das Tausendjährige Reich erbracht. Denn selbst die tausend Jahre Umerziehung der Völker durch die heiligen Beauftragten Christi werden nicht alle unreinen und bösen Herzen der Menschen erneuern können. Die Massen wollen frei sein, frei auch von Gott, sich seinen Geboten nicht unterwerfen, sondern selbst bestimmen, was gut und böse ist, und tun und lassen, was sie wollen (Psalm 2,1-12). Anstatt auf ihren Heiland warten sie auf den giftsprühenden Fürsten dieser Welt, dass er komme, sie inspiriere und in den Kampf gegen den sanftmütigen Allmächtigen führe. Der Aufruhr gegen Gott liegt im Blut der Menschen.

Wenn Satan nach tausend Jahren der Friedensherrschaft Christi wieder losgelassen wird, beginnt er sein altes Spiel von neuem. Er verführt die Massen der Ungläubigen, der Halbgläubigen und der Heuchler mit seinen Lügen und seinen Tricks und pflanzt in ihnen Zweifel an Gottes Liebe und seiner Gerechtigkeit (1. Mose 3,1-5; Matthäus 4,3-9). Er kennt alle murrenden Unzufriedenen und weiß genau, wo Einzelne oder Gruppen meinen, bei der Zuteilung der Gnadengaben Gottes zu kurz gekommen zu sein (Apostelgeschichte 6,1). In das Zentrum der Heiligen, wo Liebe und Wahrheit regieren, kann er nicht vorstoßen, aber er eilt „an die vier Enden der Erde“, um dort Hass gegen Gott und sein Lamm zu säen und den Willen zum Aufruhr zu wecken. In den Tagen des Johannes war noch nicht bekannt, dass die Erde eine sich drehende Kugel ist; vielmehr stellte man sich eine überdimensionale Erdplatte vor, an deren vier Seiten der Abgrund beginne, aus dem immer wieder Angreifer des Bösen zur Menschheit heraufstiegen. Weit entfernt vom Zentrum der Regierung der heiligen Stellvertreter Christi jedenfalls entfesselt der freigesetzte Versucher seine aufrührerische Propaganda.
Laut der Offenbarung wird Satan einen unbändigen Aufrührer aufspüren, der übermütig und herrisch genug ist, in einen offenen Krieg gegen Gott und seine Heiligen zu treten. Magog ist nach 1. Mose 10,2 ein Sohn Jafets, des Stammvaters der nördlichen Völker, die ihren Sitz ursprünglich im Kaukasus hatten. Sie waren als ungezügelte Barbaren berüchtigt und gefürchtet. Die Nennung ihres Namens flößte wie ihre anderen Bezeichnungen, „das Volk vom Norden“ (Jeremia 6,22-26) bzw. „die Nördlichen“ (Joel 2,20), jedermann Angst und Entsetzen ein.
Gog und Magog werden bereits in der Prophetie Hesekiels ausführlich beschrieben. Dort ist es jedoch Gott, der Herr selbst, der Gog und Magog mit ihrem Heer entgegen ihrer eigenen Absicht zum Angriff auf den Nahen Osten und zu ihrem völligen Zerbruch auf die Berge Israels führt (Hesekiel 38,1 – 39,16). In der Offenbarung dagegen ist Satan der Initiator des Aufruhrs. Vermutlich ergänzen sich diese beiden Weissagungen trotz deutlicher Differenzen, da dieses Ereignis von verschiedenen Gesichtspunkten her beurteilt werden kann.
Sprachlich kann der Doppelname „Gog und Magog“ auch als „Gog aus Magog“ verstanden werden: Magog ist das Land, in dem Gog und sein Volk leben. In der hebräischen Sprache wird heute Gog aus Magog häufig als „der Russe aus Russland“ verstanden.
Die Prophetie aus Hesekiel 38 und 39 wird in unserer Zeit in Israels Medien und Synagogen immer wieder diskutiert. Mehrere Rabbis sollen in Hebron am Grab Abrahams zum Herrn ihres Bundes gebetet haben, er möge doch den Einfall Gogs aus Magog ins heilige Land aufschieben, da das Volk Israel geistlich und moralisch noch nicht reif sei, diese übermenschliche Herausforderung zu bestehen.
Auch der Koran enthält eine (verzerrte) Weissagung von Gog aus Magog, nach der Alexander der Grosse („der Zweigehörnte“) versuchen werde, den alles verwüstenden Heerhaufen aus dem Norden durch einen hohen eisernen Wall zu stoppen (Sure al-Kahf 18,83-98). In einigen Moscheen wird gepredigt, Gog aus Magog versuche diesen eisernen Wall zu durchbohren oder zu unterhöhlen, um über die islamische Volksgemeinschaft hereinzubrechen und sie zu zerstören. Dies könne ihm gelingen, falls nicht alle Muslime sich regelmäßig am Freitagsgebet beteiligten.

Der neunte Vers in Offenbarung 20 enthält die eigenartige Formulierung, dass die Völker, die sich am letzten Kampf gegen Gott und seine Heiligen beteiligen „auf die Ebene der Erde heraufsteigen“ werden. Dieser Ausdruck hängt, wie schon gesagt, mit dem damaligen Weltbild zusammen, welches sich die Erde wie eine überdimensional große Platte auf der Unterwelt liegend vorstellte. Über die Ecken und Kanten dieser Erdoberfläche, so dachte man, könnten Dämonen heraufsteigen und wie verheerende Wirbelwinde über die Erde fegen (Daniel 7,2; Offenbarung 7,1).
Im Endkampf gegen Gott wird Satan alle Dämonen und Teufel mobilisieren, die von seinem bösen Geist beherrscht sind. In seiner Wut über seine tausendjährige Einzelhaft scheint es ihm zu gelingen, die Heere der Hölle und der Erde zu vereinen, um sie zusammen unter der Leitung von Gog aus Magog gegen die geliebte Stadt Jerusalem, die so genannte Mitte der Erde, zu führen (Hesekiel 38,12). Und da die Heiligen in Christus keine sterblichen Menschen, sondern auferstandene Seelen in Geistleibern sind, soll dieser Krieg zwischen Himmel und Hölle nach Satans Vorstellung nicht nur in der empirischen Wirklichkeit ausgefochten werden, sondern gleichzeitig auch zwischen den auferstandenen Seelen und den heraufgestiegenen Teufelsgeistern.
Das Heer Satans zählt am Ende der Zeiten nicht nur 200 Millionen wie (bei dem Heer des sechsten Posaunengerichtes) in der Schlacht bei Harmagedon (Offenbarung 9,16; 16,16; 19,19-21). Vielmehr sind seine Heere so groß wie der Sand an den Ufern aller Meere, also unzählbar und nicht mehr logisch zu erfassen. Die gesamte Hölle wird sich an diesem letzten Aufruhr gegen Gott, sein Lamm und seine Heiligen beteiligen.

Wie werden die Bevollmächtigten des Messias dieser dämonisierten Herausforderung begegnen? Sie denken und handeln wie Jesus sanftmütig und sind von Herzen demütig. Unter ihrer Anleitung werden alle Schwerter in Pflugscharen und alle Speere in Sicheln verwandelt (Jesaja 2,4). Die Völker unter der Herrschaft der auferstandenen Seelen haben verlernt, Waffen herzustellen und Kriege zu führen. Der Friedefürst prägt ihre Gesellschaft und ihre Kultur. Menschlich gesehen stehen sie dem Ansturm der Hölle völlig hilf- und wehrlos gegenüber.
Wie die Kräfte der Hölle sammeln sich die Heere des Himmels in einem Zeltlager in der Nähe Jerusalems, der Heiligen Stadt, allerdings nicht, um zu lernen wie man Panzerfäuste und Raketenabschussrampen bedient, sondern um miteinander zu beten und sich gegenseitig im Glauben an Christus, ihren allmächtigen König, zu stärken. Weder starren sie in die Richtung, aus der sie den Feind erwarten, noch bedauern sie ihre militärische Unerfahrenheit, vielmehr fragen sie ihren Herrn und Heiland nach seinem Willen. Vielleicht tun etliche von ihnen auch Buße und bekennen ihre Unterlassungen und Fehltritte. Das Gemeindegebet in Apostelgeschichte 4,24-31 mag wegweisend sein für die Gebete im Zeltlager der Heiligen in den Bergen des Heiligen Landes.
Die Gebete der Gläubigen und der Engel gehen durch das Reinigungsfeuer auf dem Brandopferaltar im Himmel, damit keine egoistischen oder allzu menschlichen Regungen in ihrem Lob und in ihren Bitten übrig bleiben. Solche Gebete, im Namen Jesu gesprochen, haben eine große Verheißung und bewegen den Arm Gottes mit Macht (Matthäus 7,7; 18,18-20; 21,22; Markus 11,24-26; Johannes 14,13; 15,7.16; 1. Johannes 5,14-15 u. a.). Bei solchem Beten in Übereinstimmung mit dem Willen Jesu sollten wir glauben, was wir bitten, und uns darin üben, im Voraus zu danken für die Erhörung unseres Seufzens.