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Commentaries
German
Offenbarung
  
Teil IV: Die neue Welt Gottes (Offenbarung 21,1-8)
21,1Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Der hochbetagte Patriarch redete wie in Trance, als er sagte: „Ich sah…!“ Dieses Wort war schon in Offenbarung 20,11 über seine Lippen gekommen, als er Jesus in seiner Herrlichkeit als Richter aller Menschen im Jüngsten Gericht schaute. Johannes beschrieb mit wenigen Worten, was er sah. Seine Visionen bleiben undiskutabel. Sie erhellen das Handeln Gottes und seines Lammes gestern, heute und in aller Zukunft.
Was schaute der Seher? Er sah die Morgendämmerung einer neuen Welt, den „Morgenglanz der Ewigkeit, das Licht vom unerschaffnen Lichte“ (EKG 450). Er erkannte eine heilige, ewige Welt, in der alles neu, fehlerlos und vollkommen war. Das zukünftige Dasein leuchtete in seiner ganzen Herrlichkeit vor ihm auf.

Zuerst sah der Patriarch einen neuen Himmel – wobei er nicht die unzähligen Sternenmeere von einem geistlichen, für uns unsichtbaren Himmel unterschied. Johannes erkannte, dass nicht zuerst unsere sündige Erde erneuert wird, sondern der heilige Himmel. Der Geist Satans, des Aufrührers, des Lügners und Verklägers, war im Raum Gottes und seines Lammes noch in übler Erinnerung. Tausende Engel waren von dem Bösen inspiriert und verführt worden (Offenbarung 12,4.10-12). Im neuen Himmel aber existiert der Geruch des Unreinen und Ungehorsams nicht mehr.
Danach sah Johannes, wie unsere kleine Erde durch eine göttliche Neuschöpfung ersetzt wurde. Der Seher spricht hier keiner Umerziehung oder Weltverbesserung das Wort (Psalm 51,12-13), sondern er bezeugt eine völlig neue Erde! Dabei erklärt er nicht, ob diese neue Erde aus Staub und Steinen und anderen bekannten Elementen zusammengesetzt sein oder ob sie in einer Geistleiblichkeit existieren wird, so wie Jesus Christus von den Toten auferstanden war. Johannes schrieb nur, was er sah: eine neue Erde.

Die Liebe Christi und das Feingefühl seines Apostels bedeckten in dieser Schau vom Beginn einer neuen Welt den Bankrott und die Schande der alten Schöpfung. Die bisherigen Geschöpfe hatten alle versagt. Das Elend auf der Erde und das wachsende Verderben ist von uns allen mitverursacht worden. Die Luft um unseren Erdball herum ist dämonenverseucht. Gottlose Plakate locken zu freiem Sex und uneingeschränktem Vergnügen. Hämisch lächelnd gängelt der Fürst dieser Welt seine Sklaven, deren Herzen sich ihm von Jugend auf zuneigen. Als berufene Ebenbilder Gottes hatten sie noch „unabhängiger“ und „freier“ sein wollen – wie Gott selbst – und gegen ihren Schöpfer und seine Gebote rebelliert. Statt dessen wurden sie von Satan versklavt und fielen immer tiefer. Selbst das tausendjährige Segensreich vermochte nicht alle Herzen zu bekehren, sondern offenbarte die Anfälligkeit der Massen für die Lügen Satans: Sie hießen den Versucher und Verführer aufs Neue willkommen.
Niemand kann so radikal lieben und richten wie Gott und sein Sohn (Johannes 5,21-30). Die heilige Dreieinigkeit erträgt keine Spur von Unreinheit, Lüge, Aufruhr und Hass. Der Seher hatte schon zuvor erkannt (Offenbarung 20,11), dass vor dem Angesicht des heiligen Richters Himmel und Erde flohen. Sie verschwanden in der Unendlichkeit und lösten sich in Nichts auf. Selbst der Ort, wo Jesus mit seinem Vater auf seinem Thron saß (Offenbarung 3,21), musste vergehen. Die neue Welt ist heiliger, herrlicher, liebender und reiner als der bisherige Himmel! Die durch Christi Blut und seinen Geist neugeborenen Söhne und Töchter Gottes, die aus der verdorbenen Menschheit Berufenen und Auserwählten, werden in ihrer neuen Existenz als Familie Gottes (Epheser 2,19-21) die Neuerschaffung des Himmels und der Erde schauen und erleben, in der die Herrlichkeit Gottes letzte Reste ihrer Unheiligkeit durchstrahlt und verbrennt. Der Herr forderte schon immer: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ (3. Mose 11,44-45; 19,2 u. a.) Jesus erklärte dieses Gebot und sagte, wir sollten barmherzig sein, wie unser Vater barmherzig ist (Lukas 6,36). Und seine etwa 500 Gebote in den Evangelien fasste er in zwei Befehlen zusammen: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Matthäus 5,48) „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“ (Johannes 13,34)
Heute schon dämmert die neue Schöpfung in den Kindern Gottes herauf. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden!“ (2. Korinther 5,17). Atemlos, mit weit geöffneten Augen, schaute Johannes den heiligen, sündlosen Himmel und die neue Erde in ihrer Lichtherrlichkeit hervorbrechen.

Jesus selbst hatte prophezeit: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Matthäus 24,35) Dass die jetzige Erde vergehen müsse, hatte auch Johannes früher schon erkannt und bekannt. Als es soweit war, beschrieb er nicht das Zergehen der Himmel mit Krachen und das Schmelzen der Elemente der Erde vor Hitze (2. Petrus 3,7-13), sondern vermerkte nur in einem Nebensatz, im Perfekt, dass Himmel und Erde bereits vergangen und durch eine neue, bessere Welt ersetzt worden seien.
Wir sollten Buße tun, denn auch wir tragen Schuld daran, dass der Schöpfer seine schöne, wunderbare Erde vernichten muss. Seine bisherige Erde ist erfüllt von Weisheit, Ordnung und feinsten Prinzipien. In ihr wirkt sein geschaffenes Leben mit großer Kraft. Er erschuf das Licht der Sonne wie die Kälte des Winters und brachte Gräser, Blumen, Früchte, Tiere und Menschen in großer Vielfalt hervor (1. Mose 8,22). Der Mensch aber bewahrte die ihm anvertraute Erde nicht (1. Mose 1,28-29; 2,8.15), sondern verdarb sie gründlich. Er tötete seinen eigenen Bruder (1. Mose 4,8; Matthäus 5,21-25; 1. Johannes 3,15)! Wenn heute durch Industrieabgase und durch die Abwässer der Städte Luft und Meere vergiftet und verseucht sind, ist das nur ein äußeres Zeichen für unsere innere Verdorbenheit. Die Überbevölkerung der Erde und die moderne Technik vervielfachen heute die Bosheit des Menschen, die schon immer bestand.
Die alte Welt ist hoffnungslos verdorben und reif zum Gericht. Da hilft keine Demokratie und keine neue Weltordnung weiter. Alle Verbesserungspläne sind Utopien und Illusionen, die zerplatzen. Gott und sein Lamm beschlossen deshalb das Ende des bisherigen Kosmos, um Raum für ein neues, besseres, heiliges und ewiges Dasein zu schaffen. Das Hervorbrechen der neuen Welt aber bleibt eine Frucht des Sühnetodes Christi und seines Heiligen Geistes.
Johannes musste zusehen, wie die alte, gute Erde verging, wie sie aufhörte zu existieren und spurlos verschwand; aber der Apostel Christi trauerte dem Vergangenen nicht nach, so wie er zuvor bekannt hatte: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. (…) Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2,15a.17)

Johannes bezeugte aus seiner Vision vom Weltuntergang und dem Hervorbrechen des neuen Daseins einen einzigen Teilaspekt: „Das Meer wird nicht mehr sein!“ Wahrscheinlich meinte er damit nicht eine Wasserlosigkeit der neuen Schöpfung, als ob sie ohne Tau, Wolken, Regen, Bäche, Flüsse und Meere existiere. Vielmehr dachten die Wissenschaftler vor 2000 Jahren, dass die Erde in einem Urmeer ruhe, das sie trage. Die Menschen fürchteten, dass in den unerforschten Tiefen dieses Meeres Monster und Dämonen ihr Unwesen trieben, die immer wieder auftauchten und an Land stiegen (Offenbarung 13,1), um Unheil unter den Völkern anzurichten. Die neue Erde jedenfalls ruht auf keinem von Dämonen besessenen Meer, zumal Satan und sein Gefolge ewige Qual im Feuersee erleiden werden. Die neue Erde liegt geborgen in der Hand ihres Heilandes (Johannes 10,27-31)