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Commentaries
German
Offenbarung
  
5. Der Brief Jesu Jesu Christi an den Gemeindeleiterin Sardes (Offenbarung 3,1-6)
1Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot.2Werde wach und stärke das andre, das sterben will, denn ich habe deine Werke nicht als vollkommen befunden vor meinem Gott.3So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße! Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.4Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind’s wert.5Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.6Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Wer schickt schon einen Brief an einen Toten? Ist das nicht sinnlos? Jesus aber diktierte Johannes auf Patmos eine Spezialoffenbarung an eine geistliche Leiche! Er hatte den erloschenen Stern in seiner Hand noch nicht aufgegeben. Jesus hatte diesen Mann berufen und in sein Amt als Hirte einer Gemeinde eingesetzt. Er ging mit ihm auch den letzten Schritt.
Sardes war die Hauptstadt Lydiens und Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirks der Römer. Der geistlich tote Gemeindeleiter trug eine große Verantwortung auf seiner Schulter. Viele Auserwählte in seiner Umgebung warteten auf den Ruf des Evangeliums aus seinem Mund.

Jesus stellte sich Johannes als Herrn und Haupt der Gemeinden in Kleinasien vor. Er hielt die sieben Gemeindeleiter in seiner Segenshand. Jesus hatte nicht nur sechs, sondern nach wie vor sieben Sterne in seiner rechten Hand. Er hatte den erloschenen Stern noch nicht fallenlassen (Offb. 1,4+16+20; 2,1).
Jesus stellte sich ferner als den vor, der die sieben Geister Gottes besitzt. Damit beleuchtete er kurz das Geheimnis der Heiligen Dreieinigkeit. Die sieben Geister Gottes bedeuten die Gesamtheit und Fülle des Heiligen Geistes. Gott gibt den Geist nicht nach Maß. Der aus dem Geist geboren ist, ist Geist (Joh. 3,6+34). Deshalb konnte Jesus auch Tote auferwecken und geistlich Tote mit seinem Heiligen Geist taufen (Joh. 1,33). Er warf den erloschenen Stern nicht weg. Er kam mit der Fülle des Heiligen Geistes sozusagen „im Rettungswagen mit Blaulicht angebraust“, um einen bereits Toten nochmals ins Leben zurückzuholen.
Jesus liebt nicht nur die quicklebendigen, sondern auch die toten Gemeinden. Er weint nicht nur über sie, er tut etwas für sie. Die Sterbenden sind ihm besonders wichtig; er kommt, um ihnen seinen Auferstehungsbefehl zuzurufen!

Jesus hatte den Gemeindeleiter in Sardes lange Zeit beobachtet und ihn und seine Dienste durchschaut. Vielleicht legte der Vorsteher der Gemeinde besonderen Wert auf den guten Ruf seines Namens und versäumte darüber den geistlichen Zustand seiner Gemeinde. Ihm mögen die Aktivitäten seiner Gemeinde dazu gedient haben, seinen Namen glänzen zu lassen. Er wurde bekannt und berühmt. Doch seine Werke waren ichbezogen. Er wollte sich selbst in seiner Gemeinde verwirklichen und nicht allein Jesus verherrlichen. Seine Kirche entwickelte sich dadurch zu einer Leichenhalle, wo die einzelnen geistlich Toten aufgebahrt lagen.
Es gibt leere, tote Dome. Vielleicht dröhnen Orgelkonzerte durch die Hallen, oder Touristen werden auf die Kunstschätze aufmerksam gemacht. Auch werden an Kirchentagen Tausende herbeigekarrt. Das ist Selbstbetrug.
In Sardes hatte Satan bereits gesiegt. Hier herrschte Friedhofsstille. Die Behörden verfolgten die Gemeindeglieder nicht. Auch der Götzendienst stellte keine akute Versuchung für sie dar. Es gab keinen Streit zwischen Andersdenkenden, keine Ablehnung einer Predigt. Nichts. Alles war tot! Da brach auch keine Sündenerkenntnis auf, und kein Gnadenangebot tröstete Erschrockene. Der Hunger nach Leben konnte in Sardes keine Kraftnahrung, kein Wort Gottes, kein geistliches Vollkornbrot erhalten. Der geistliche Tod schlich durch die Kirchenbänke und brachte das große Schweigen mit sich.
Das Urteil Jesu über den Gemeindeleiter war ein fürchterliches Wort: Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot! Nach Albrecht Bengel war jedoch dieses Herrenwort noch nicht das letzte Gerichtswort! Da gab es noch eine Chance. Der Herr Jesus arbeitete mit den sieben Geistern Gottes an der Wiederbelebung des Verstorbenen. Er redete noch zu dem Toten!
Der Gemeindeleiter war geistlich nicht nur eingeschlafen. Er war auch nicht scheintot. Nein, der himmlische Arzt stellte nüchtern fest, da stand ein Herz geistlich still. Da war keine Liebe mehr, sein geistliches Gehirn war erloschen. Da war kein Glaube mehr aktiv. Die geistliche Seele des Gemeindelebens war leer, ohne Hoffnung. Alles, was geschah, war nur noch leerer Betrieb, auf Egoismus aufgebaut. Die großen Worte seines Selbstbetruges verhallten ohne Kraftwirkung des Heiligen Geistes.
Was tat Jesus in dieser aussichtslosen Situation? Segnete er den toten Pfarrer oder den stolzen Bischof zur letzten Ruhe ein? Nein, Jesus redete mit dem in Sünden Toten. Er gab ihm fünf kurze Befehle. Er richtete an ihn seinen alles durchdringenden Auferstehungsruf, den allein der Sohn Gottes aussprechen kann:

Der Gemeindeleiter war nicht nur eingeschlafen, er war wirklich geistlich tot. Bei der Tochter des Jairus hatte Jesus den Zweiflern umgekehrt erklärt, sie sei nicht tot, sondern nur eingeschlafen. Er nahm sie bei der Hand und rief: „Stehe auf“ (Luk. 8, 52-54). Jesus besitzt die Vollmacht, Tote durch sein Wort aufzuerwecken. Er besitzt die Kraft, eine lieblose, erstarrte Gemeinde durch die Erweckung ihres geistlich toten Gemeindeleiters wieder lebendig zu machen.
Jesu Auferstehungsruf war kurz und klar. Alle sieben Geister Gottes wirkten in seinem Befehl mit. Das war so, wie wenn ein Spezialist beim Herzstillstand eines Kranken versucht, mit Elektroschocks das Herz wieder zum Schlagen zu bringen. Der Arzt aller Ärzte benützte zu seiner Radikalkur keinen Strom, sondern senkte die siebenfach gebündelte Kraft Gottes in das Herz und den Geist des geistlichen Toten hinein, damit er sofort aufwache, aufspringe und eile, seinem Herrn zu dienen.
Der Gemeindeleiter in Sardes wurde nicht nur um seiner selbst willen auferweckt, sondern in erster Linie für seine Gemeinde, die im Begriff war, den Geist völlig aufzugeben. Der sich um sich selbst drehende Pastor war bisher nicht in der Lage gewesen, seinen Gemeindegliedern die Kraft Gottes und das ewige Leben zu vermitteln. Nach seiner Wiedergeburt aber wollte die Vollmacht Gottes durch ihn hindurch in seine welkende Gemeinde hineinfahren. Die Erweckungspredigt Jesu mit ihren fünf Imperativen hatte eine breite Erweckung zum Ziel, nicht nur die Rettung eines geistlich toten Predigers.
Die Wiedergeburt der Diener Christi geschieht nicht zur Aufpolierung ihrer Ehre, zu ihrer Eigensicherung oder Beförderung auf der Stufenleiter des Beamtentums, sondern enthält eine Berufung zu neuen Diensten. Der verdorbene Schuldige, von dem bereits Verwesungsgerüche ausgegangen waren, wird durch Jesu Ruf begnadigt, bevollmächtigt und aufs Neue ausgesandt. Jesus schenkt einem bekehrten Pastor neue Gnade zu einem großen Dienst. Wie zu seiner Rettung der ganze Himmel in Bewegung gekommen war, so soll auch er rennen, laufen, eilen, die Sterbenden besuchen und sie an die Kraftleitung Jesu anschließen. Der Name des Dieners ist nicht mehr wichtig. Seine äußere Betriebsamkeit ist vorbei. Jetzt geht es um Tod und Leben! Sein Herr steht vor ihm und fordert seine Gemeinde aus seinen Händen. Er räumt dem Wächter eine letzte Chance ein, die Schlafkrankheit bei den ihm Anvertrauten durch gezielte Erweckungsrufe zu vertreiben und sie zu einer Herzensbuße zu leiten, damit etliche von ihnen geistlich erneuert würden und ihr gemeinsamer Lobgesang den auferstandenen Gekreuzigten verherrliche.
Jesus erklärte dem erweckten Seelsorger, dass seine bisherigen Dienste mangelhaft waren. Dabei war er nicht faul in seinem Amt gewesen. Alle sagten: „Das ist eine lebendige Gemeinde! Da ist Schwung drin.“ Aber das Wichtigste fehlte, das Leben aus Gott. Gemessen an der Heiligkeit Gottes hatte er nichts zu bieten. Seine Hohlheit, seine innere Leere sollte nach seiner Bekehrung durch Gebet, Demut, Abhängigkeit von Jesus und die Leitung durch den Heiligen Geist ausgefüllt werden. Wie in einer Wohnung ohne elektrischen Strom kein Licht, keine Heizung und keine Klingel funktioniert, so hat eine Gemeinde ohne den Heiligen Geist keine Erkenntnis, keine Liebe, keine Opfer und keine Gebete. Durch den Gemeindeleiter sollte der Strom der Liebe Gottes in die sterbende Gemeinde hineinkommen.
Jesus scheute sich nicht, seine eigene Abhängigkeit von Gott zu bekennen, und nannte seinen Vater „seinen Gott“. Auch bei der Erweckungspredigt für den geistlich toten Pfarrer ging es zunächst nicht um den Glauben an den Vater Jesu Christi, sondern um die Erkenntnis des richtenden Gottes, des Schöpfers Himmels und der Erde, der Rechenschaft von jedem Verantwortlichen fordert. Jesus stellte sich bewußt unter die richtende Heiligkeit Gottes, obwohl er selbst Gott war und ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden anvertraut worden war. Ohne Demut gibt es keine Vollmacht. Jesus ließ uns in sein Innerstes hineinschauen, als er uns lehrte: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt. 11,29-30). Jesus ordnete sich ganz unter den Willen, die Absichten und die Heiligkeit seines Gottes.
Der Gemeindeleiter in Sardes sollte begreifen, dass er selbst kein kleiner Herrgott war, der tun und lassen konnte, was er wollte. Er mußte zerbrechen, seinen Stolz und seinen Eigensinn freiwillig begraben und dem Willen seines Herrn mit Freuden folgen und fragen: „Herr, was willst du, dass ich tun und nicht tun soll?“
Der Herr ist unsere Gerechtigkeit. Er will uns minutiös in unseren Diensten leiten. Deshalb beten wir: Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch in unseren Gemeinden. Das Warten auf Jesu Kommen wird jedem, der an der Unlösbarkeit weltweiter Probleme ermüdet, zum Thema seiner Dienstgebete.

Der vom geistlichen Tod Erwachte sollte lernen nachzudenken, sich Zeit zu nehmen zur Stille vor Gott und den Heiligen Geist zu bitten seine Gedanken zu leiten. Der Herr wollte den Gemeindeleiter damit zum Danken und Anbeten führen, damit er begreifen sollte, wie, wo und wann der Herr ihm das erste Mal begegnet war. Er sollte seine eigene Erwählung und Berufung durch Gott erkennen.
Dieser dritte Imperativ Jesu Christi, innezuhalten und sich zu erinnern, führte den Leiter nicht in äußere Aktivitäten, sondern in die Tiefe der Liebe Gottes. Er sollte begreifen, welche Kraft, Freude und welcher Friede ihm von Gott bei seinem ersten Glaubensdurchbruch umsonst geschenkt worden waren. Er sollte die Gnade des handelnden Gottes in seiner Wiedergeburt erkennen; vielleicht würden dann in ihm Dank und Lob erwachen für das, was der heilige Gott an ihm, dem verdorbenen Sünder, getan hatte.
Der Gemeindeleiter sollte begreifen, dass Jesus, sein Heiland, ihn nicht richtete oder wegen seines Egoismus, seiner Betriebsamkeit und seines Stolzes zerstörte, sondern dass der lebendige Herr ihn noch einmal angesprochen hatte, um ihn aus dem geistlichen Tod ins geistliche Leben zu katapultieren. Christus bot ihm aufs neue sein Wort an und versicherte ihn seiner ursprünglichen Berufung. Der Mann aus Sardes sollte seinen Kopf, sein Ohr, seinen Verstand, sein Herz und seinen Glauben genau auf Jesus ausrichten, um neu hören zu lernen. Der Herr hatte ihm schon früher bei seinem ersten Glaubensschritt das Ohr für die göttliche Stimme geöffnet. Jetzt aber war sein Gehör verstopft und die Bandbreite seiner Hörfrequenz auf Null geschrumpft. Er sollte neu hören lernen und tun, was sein Herr ihm sagte. Nicht seine eigenen Ideen, Ziele und Pläne sollten verwirklicht werden, sondern allein die Liebesabsichten des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Das war der Beginn der Buße des Gemeindeleiters. Zuerst hatte sein Herr ihn vom Totschlaf auferweckt und ihn zur Soforthilfe in seine Gemeinde gesandt, damit er die Sterbenden nicht nur tröste, sondern erschrecke, erwecke und zur Buße leite. Als nächstes schärfte Jesus ihm ein, das Nachdenken zu üben, und befahl ihm, die vom Heiligen Geist gewirkte Erkenntnis zu bewahren, in seinem Inneren zu bewegen und sich die Liebe Gottes und seine Heiligkeit vor Augen zu malen und einzuprägen. Jesus kannte die Gefahr, in der dieser Mann stand, dass er nämlich schnell wieder in seinen alten Trott und seine Betriebsamkeit zu verfallen drohte und alles sich wieder um sein eigenes Ich zu drehen habe. Damit mußte jetzt Schluß sein! Ein Umdenken zur Erneuerung seines Sinnes sollte ihm zeigen, dass Jesus der alleinige Mittelpunkt und die einzige Kraftquelle seines Lebens war. Diese Tatsache sollte er auswendig lernen, sich einprägen, weitersagen und stets vor Augen halten, um die Sünde des ichbezogenen Dienens wirklich zu überwinden. Wohl dem Prediger, der zahlreiche Kernworte der Bibel für sich selbst auswendig gelernt hat. Er besitzt in seinem Unterbewußtsein eine ewig sprudelnde Kraftquelle. Jedermann sollte mindestens ein Bibelwort pro Woche auswendig lernen und keine faulen Ausreden vorbringen, dass sein Erinnerungsvermögen schwach und nicht geschult sei. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Der fünfte und letzte Befehl Jesu führte den Verantwortlichen der Gemeinde in die bewußte Buße. Jesus hatte ihn ins geistliche Leben zurückgeholt und ihm eine ernste Predigt gehalten. Der Herr hatte ihm seinen Sinn erneuert. Jetzt sollte er tun, was er gehört hatte, und mit seinen Sünden, Erbanlagen und Gebundenheiten in Jesu Namen brechen. Buße ist ein frohmachendes Geschäft, wie Professor Schlatter geschrieben hat. Lasten werden abgeworfen, Bindungen zerbrechen, alte Laster und Schuld werden dem Lamm Gottes übergeben. Da Jesus sich dem Gemeindeleiter persönlich zugewandt hatte, sollte er sich jetzt auch Jesus ganz zuwenden. Wer sich für immer dem Sohn Gottes ausliefert, wird erfahren und erleben, dass die Macht seiner sieben Geister auch das verlottertste und verdorbenste Leben heilen und heiligen kann.

Der Herr kennt seine Pappenheimer. Bei ihnen ist der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert. Deshalb rüttelte und schüttelte er den Wachgewordenen und Wiederbelebten und drohte ihm, nicht nur, damit er für sich selbst hellwach bleibe, sondern vor allem sein Wächteramt in seiner Gemeinde erfülle. In Hes. 33,1-20 hat der Heilige Geist das Wächteramt der Hirten Gottes dem Propheten in der Deportation sehr klar beschrieben, und wir sollten uns seine Worte einprägen.
Jesus warnte den Erneuerten, dass er, Jesus, als sein Feind wie ein Dieb (nicht als ein Dieb) leise, unbemerkt, in der besten Ruhezeit (Siesta) von einer Seite kommen werde, wo ihn keiner erwarte. Er wollte den Gemeindeleiter zur angespannten, ständigen Wachsamkeit erziehen, so dass er nicht nur für sich allein, sondern auch für seine ganze Gemeinde wach werde und auf das Kommen des göttlichen Einbrechers warte. Niemand wird Jesus aufhalten können. Der Herr offenbarte dem Gemeindeleiter sein Kommen „wie ein Dieb“ bereits vor dem „Einbruch“. Normalerweise meldet sich ein Dieb nicht vorher an, sondern beobachtet den Besitzer des Hauses und lenkt ihn ab. Jesus aber tut alles, um den Mann Gottes zu erschrecken und zu einem hellwachen Wächterdienst zu schulen. Das Kommen Christi ist uns näher, als uns bewußt ist.
Seine Warnung ist die fünfte Verheißung zu seinem Kommen und hatte zum Ziel einen toten Gemeindeleiter zu erwecken und zum Dienst für seine sterbende Gemeinde zu beleben.
Kein Mensch weiß, ob er aus seinem Schlaf noch einmal aufwachen oder am Abend aus dem Verkehrsgewimmel in den Straßen der Stadt noch einmal heil zurück kommen wird. Es gibt nicht nur eine Todesstunde für jeden einzelnen, sondern auch einen Schlußpunkt für die Umdrehung unserer Erde.
Es herrscht eine große Unwissenheit und Gleichgültigkeit bei den Wächtern der Kirche, die oft größer ist als bei dem bewachten Kirchenvolk. Der Herr sagte nicht umsonst, sein Volk werde vertilgt aus Mangel an Erkenntnis. Die fehlende Naherwartung des kommenden Christus ist eine weitverbreitete Unterlassungssünde geworden.
Die Überbevölkerung der Erde, die zunehmende Umweltverschmutzung von Luft, Land und Wasser, das berechenbare Ende der Rohstoffreserven unserer Erde oder das wachsende Elend um den Staat Israel samt allen fehlgeschlagenen Bemühungen um eine Lösung für die Stadt Jerusalem machen nur wenige Christen hellwach.
Das Fernsehen sendet heute Augenzeugenberichte von großen Katastrophen in allen Kontinenten in unsere Wohnzimmer. Die vergeblichen Konferenzen der Staatsmänner und Wissenschaftler sollten uns in die Fürbitte für die ganze Erde führen. Die Erde ist ein großes Dorf geworden (global village). Wir sind füreinander geistlich verantwortlich. Über zwei Drittel der Weltbevölkerung kennt Jesus und sein Evangelium noch nicht. Können wir noch ruhig schlafen, wenn wir selbst geistlich leben, aber die Massen allerorten geistlich tot sind? Laßt uns um eine weltweite Buße, um eine weltweite Erweckung und einen Durchbruch des Evangeliums in alle Kontinente hinein bitten. Der geistliche Tod herrscht über Milliarden. Wir aber sind beauftragt, das Leben Jesu weiterzugeben und viele von ihrem geistlichen Tod aufzuerwecken.
Dieser Ruf gilt auch den Kirchen der häufig verachteten christlichen Minderheiten in der Welt des wachsenden Islams. Wir wollen um eine Erweckung dieser erstarrten, erschrockenen und gedemütigten Kirchen und ihrer Hirten bitten, dass sie ihr Wächteramt über die Muslime in ihrer Umgebung wahrnehmen und nicht fliehen oder sich abkapseln.
Manche Kirchenführer versuchen den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und streben eine Verbrüderung der Weltreligionen an. Sie sehen nicht, dass sie damit einen geistlichen Massenselbstmord in ihren Gemeinden einleiten und dabei sind, den letzten Rest des geistlichen Lebens in ihren Kirchen abzuwürgen. Ohne den gekreuzigten Auferstandenen gibt es keine Gerechtigkeit, keinen Frieden mit Gott und kein ewiges Leben.

In Sardes wurde der Gemeindeleiter von Jesus auf die wenigen Gläubigen in seiner Gemeinde hingewiesen, die den Einwohnern der Stadt nie besonders aufgefallen waren, deren Namen jedoch im Himmel geschrieben stehen. Jesus stach bewußt in die frühere Selbstbeweihräucherung des Predigers hinein, der seinen Namen immer und überall bekannt machte, damit alle auf ihn schauen sollten. Jesus sagte ihm, dass (ohne seinen Dienst) noch einige verborgene Christen in seiner Gemeinde beteten, liebten, dienten und lobten, die sich nicht wortgewaltig in den Mittelpunkt drängten, sondern in der Stille wirkten. Diese Namen sollte der Gemeindeleiter auswendig lernen, ihre Träger besuchen und von ihnen lernen, denn sie waren die wichtigsten Leute in seiner Gemeinde.
Diese Stillen im Lande wandelten vorsichtig mitten in der hellenistisch verseuchten Kultur Kleinasiens. Sie wollten nach der Reinigung von allen ihren Sünden durch das Blut Jesu Christi der Kultur ihres Heilands entsprechend leben und bemühten sich in Haus und Beruf, in Schulen und in ihrer Freizeit, ehrlich, rein, sparsam und hilfsbereit zu leben. Wir wissen nicht, ob sie alt oder jung, reich oder arm, Männer oder Frauen waren. Sie distanzierten sich jedenfalls von der alle beherrschenden sexorientierten Götzenanbetung. Sie wollten bewußt das Salz in der Suppe sein, nicht aber selbst zur Suppe werden.
Jesus malte dem Prediger vor Augen, dass diese unbekannten oder nicht beachteten Gemeindeglieder so wertvoll seien, dass er, der Herr selbst, mit ihnen in diesem Leben und in der Ewigkeit wandeln werde. Diese Verheißung sprengt unseren Denkrahmen. Der Schöpfer aller Dinge, der König aller Könige und Richter aller Richtenden beugt sich nicht nur zu den unscheinbaren Christen hinab, sondern bindet sich an sie in einem ewigen Bund und will Gemeinschaft mit ihnen pflegen wie ein Freund mit Freunden. Wie ein Vater mit seinen Kindern umgeht, so sichert der Herr seinen Treuen zu, dass sie aus der Fülle seiner Gnade Weisheit, Leitung, Kraft, Trost und ewiges Leben schöpfen werden. Die Gegenwart des Sohnes Gottes bei seiner verborgenen und verachteten Gemeinde in Zeit und Ewigkeit ist eines der unbeschreibbaren großen Vorrechte, die der Islam und andere Religionen nicht kennen und nicht ahnen. Allah ist im Paradies der Muslime nicht gegenwärtig. Jesus aber wird mit seinen Knechten und Mägden in Ewigkeit wandeln.
Die weißen Kleider der Gerechten deuten auf ihre Reinigung durch das Opfer Christi hin, so wie Graf Zinzendorf bekannte:

Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,
damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd’ eingehn.

Die Auserwählten in Sardes waren von Natur aus nicht besser als alle anderen animisten Hellenen oder jüdischen Semiten. In ihnen wohnte wie in jedem Menschen aller Unrat, Haß und Hochmut. Diese Büßenden waren jedoch ihrem Ich gestorben und lebten mit ihrem Herrn und Heiland. Sie warteten mit Sehnsucht auf sein Kommen und kleideten sich mit seiner Gerechtigkeit. Nicht ihre eigene Werkgerechtigkeit machte sie würdig, sondern allein die Wirkung der Gnade Christi. Sie liebten Jesus von Herzen. Deshalb konnte er in ihnen Wohnung machen und sie in sein Bild verwandeln.
Die Herausstellung dieser unbekannten Heiligen in Sardes bedeutete einen großen Bußruf für den Gemeindeleiter. Der Herr sagte weder, dass er, der Gemeindeleiter, zu diesen Auserwählten gehöre, noch bestätigte er, dass er nicht zu ihnen gehöre. Der Mann sollte sich prüfen, was wichtiger war, bei Menschen oder bei Gott bekannt zu sein! Worin lag seine Ehre begründet? Waren seine anhaltenden Leistungen, sein guter Name und sein Fleiß die Basis seiner Selbstgerechtigkeit oder allein das Erbarmen Christi und seines Opfers? Der Herr fragte seinen Prediger indirekt: „Wo bist du angelangt? Wo stehst du innerlich? Trägst du das weiße Kleid der Gnadengerechtigkeit, oder bist du aufgrund deiner Anpassungsversuche und deines Geltungsbedürfnisses über und über befleckt mit Sünden, Verdrehungen und dem Verschweigen meines Namens?“

Das Überwinden des Seelsorgers soll neben seiner Selbstverleugnung darin bestehen, die sich einschleichende Satanslüge zu erkennen, dass der Mensch von Natur aus gut sei und sein Heil selbst erwerben könne. Die meisten Religionen, Erziehungsprogramme und Parteidoktrinen sind auf diesem grossen Irrtum und Selbstbetrug aufgebaut. Diese Lüge muss radikal durch die Wahrheit überwunden werden, denn kein Mensch ist gut, und keiner kann Gott gefallen, es sei denn durch seine Glaubensverbindung mit dem Opfer Jesu Christi. Er allein hat uns mit Gott versöhnt. Außerhalb seines Opfers gibt es keine Gerechtigkeit, keine Reinheit, keine Akzeptanz bei Gott.
Deshalb sagte der Herr, in dessen Hände die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne ruhen: „Du Versager, der du wegen der Lüge Satans und wegen deines grenzenlosen Stolzes geistlich gestorben bist, lege deinen Selbstruhm völlig ab und ziehe die Gerechtigkeit Gottes aus Gnaden an.“ Ein weißes Kleid kann nur der empfangen, der das stellvertretende Opfer Jesu Christi annimmt. Das Blut Jesu Christi macht uns rein von allen Sünden. Jesus hat strahlend weiße Kleider und einen geheiligten Namen für jeden bereit, der umkehrt und nicht mehr sich selbst dient, sondern seinen Heiland anbetet.
Ist dein Name mit dem heiligen Blut des Sohnes Gottes in das Buch des Lebens eingeschrieben worden?
Unsere Namen sind an sich nicht würdig, im Himmel genannt oder registriert zu werden, aber durch das Sühneopfer des Sohnes Gottes und unseren Glauben an ihn werden wir für wert geachtet, ins Buch des Lebens eingetragen zu werden. Solange du dich am Lamm Gottes festhältst, wirst du leben. Sobald du auf die Ehre von Menschen schielst, wirst du deine Ehre bei Gott verlieren. Es ist eine Realität, dass Jesus deinen Namen wieder aus dem Buch des Lebens löschen muss, wenn du sein Kreuz, die einzige Berechtigung zum Leben, vernachlässigst. Wer seine eigene Anerkennung durch andere Menschen betreibt oder den Gekreuzigten vergißt oder gar leugnet, scheidet sich von der Quelle des Lebens. Es ist nicht wichtig, ob dein Name in der Zeitung steht. Es ist dagegen ewigkeitsentscheidend, ob dein Name in der Bürgerliste des neuen Jerusalems eingetragen bleibt.
Jesus sagte, wer sich selbst verleugnet und sein Kreuz täglich auf sich nimmt, ist berechtigt, ihm in seinem Siegeszug nachzufolgen. Wenn der Gemeindeleiter ganz und für immer seinem Selbstruhm, seiner Ehre und seinem Namen gestorben ist, kann Jesus als der Hauptzeuge, Anwalt und Mittler im Endgericht seinen Namen vor seinem Vater und seinen Engeln bekennen. Jesus hatte deutlich gesagt:

„Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.
Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ (Mt. 10,32-33)

Der Mann aus Sardes mußte wählen. Entweder ehrte er seinen eigenen Namen auch weiterhin und betrieb menschliche Selbstverherrlichung, oder aber er verleugnete seinen eigenen Namen und ehrte Jesus allein und verherrlichte nur noch ihn vor den Menschen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Jesus hatte gesagt: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?“ (Joh. 5,44).
Am Anfang des Briefes nach Sardes hatte Jesus seinen Vater „meinen Gott“ genannt, als er den aufgeblasenen Gemeindeleiter wie eine aufgedunsene Leiche vor den ewigen Richter stellte. Er sollte an Gottes Heiligkeit und an seiner Hoheit verzweifeln. Jetzt aber, nach seiner Auferweckungs- und Bußrede, nach seinem Drohwort und Verheißungsangebot, lockte Jesus seinen berufenen Diener mit der Offenbarung des größten aller Namen. Er nannte den heiligen Gott „meinen Vater“! Der Verkündiger in Sardes sollte neu begreifen, dass Leben und Gnade, Licht und Kraft, Geist und Wohlgefallen nicht vom Gesetzgeber und Richter-Gott kommen, sondern allein von dem Gott der Liebe, der sich als der Vater Jesu Christi geoffenbart hatte. Der Leiter sollte ein neues Predigtthema finden: Nicht Eigenleistung oder Eigenehre, sondern Gnade und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Auch eine Leiche hat Ohren, aber diese Ohren können nicht mehr hören. Vielleicht wandeln zwischen uns viele geistliche Leichen herum, besonders aus der Gruppe der Priester und Pastoren, die nicht mehr zuhören können und nur noch von ihren eigenen Worten begeistert sind. Jesus beabsichtigte, dem Gemeindeleiter von Sardes mit seiner Erweckungspredigt auch ein neues Ohr zu schenken, damit er wieder begierig dem Wort seines Herrn zuhöre und auf seine Stimme lausche. Wie steht es um unsere innere Stille? Haben wir noch Hunger nach Gottes Wort, oder hören wir uns am liebsten selbst reden?
Es gibt Gemeinden, die totgepredigt worden sind. Sie haben die Ohren voll, meinen alles zu wissen und interessieren sich nur noch für neue theologische Spitzfindigkeiten oder für besonders spritzige Formulierungen. Sie haben sich längst von der Kraftleitung des einfachen Wortes Gottes abgeklemmt. Sie hören noch mit ihrem Intellekt, aber nicht mehr mit dem Herzen. Wir müssen aufs neue um offene Ohren und um offene Herzen bitten. Das heißt Buße tun, die sich durch die Auferweckungsimperative Jesu Christi in uns realisiert.