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Commentaries
German
Offenbarung
  
III. WER EIN OHR HAT, DER HÖRE, WAS DER GEIST DEN GEMEINDEN SAGT (Offenbarung 3,22)

Wer im „Gnomon“ von Johann Albrecht Bengel liest, findet zwischen den kurzen Bemerkungen zu den einzelnen Begriffen der Sendschreiben immer wieder Stoßgebete, in denen er den Text und seine Auslegung zusammenfaßte und auf sich selbst anwandte. Seine Demut und sein Dank ermutigen uns zum Nacheifern. Am Schluß des Christusbriefes an den Gemeindeleiter von Laodizea betete Bengel kurz: Herr Jesu, gib mir Gold, weiße Kleider und Augensalbe! Dieser große und fromme Mann hielt es nicht für abwegig, sich mit dem widerlichen Geldanbeter in Laodizea auf eine Stufe zu stellen und Heil, Reinigung und Erkenntnis für sich zu erbitten. Wie Bengel sollten wir die Sendschreiben betend lesen, so würden wir klarer hören, was der Geist den Gemeinden sagt.
Wer die sieben letzten Briefe Jesu noch einmal durchbetet und anbetend liest, kann dabei sieben seelsorgerliche Elemente in den Antworten des lebendigen Herrn an die Gemeindeleiter und an alle Gemeinden hören:

Jesus hat dem Gebet des isolierten Apostels Johannes entsprochen und ihm gnädig gezeigt, wie er sich um jede einzelne seiner verlassenen Gemeinden in Kleinasien kümmert. Die sieben Sendschreiben sind eine Antwort Jesu Christi, des guten Hirten, auf die Fürbitte des deportierten Apostels, der darunter litt, auf der öden Insel Patmos zum Nichtstun verurteilt zu sein. Seine Fürbitte in der Einsamkeit richtete am Ende weit mehr aus, als er selbst vor Ort hätte tun können. Der Herr handelte an seiner Stelle. Johannes lernte, stille zu sein, zu glauben und zu hoffen. Seine anhaltenden Gebete bewegten den Arm des Herrn.
Die sieben Briefe Jesu wurden verbalinspiriert in der Form eines Herrendiktates. Dabei stellte sich Jesus als der Lebendige, Regierende und Handelnde vor. Er urteilte und befahl, lobte und strafte, ermutigte und gewährte jedem einzelnen der sieben Prediger atemberaubende Verheißungen, falls sie sich vom Heiligen Geist überwinden ließen.
Die sieben Sendschreiben stellen keine philosophische oder geistlose theologische Abhandlung dar, die systematisch die notvolle Situation der Gemeinden in Kleinasien analysiert und dazu theoretische Lösungen anbietet. Nein, die Sendschreiben sind im Grund genommen Liebesbriefe des lebendigen Herrn an seine sieben Gemeindeleiter. Der gute Hirte hatte jeden einzelnen von ihnen beobachtet und begleitet. Jetzt schrieb er jedem seine Beurteilung mit Lob, Kritik, Drohung, Ermutigung und einer Aufforderung zum Überwinden der inneren und äußeren Nöte in seinem Leben und in seiner Gemeinde. Dazu ermutigte er jeden einzelnen seiner Gesandten mit gezielten Verheißungen. Wir lesen hier persönliche Briefe des Sohnes Gottes, niedergeschrieben von Johannes, dem letzten der Apostel, an die Gemeindeleiter in Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.
Die Briefe waren nicht allein für die verantwortlichen Seelsorger der Ortsgemeinden bestimmt. Sie sollten auch in allen sieben Gemeinden den Gemeindegliedern Wort um Wort vorgelesen und mit ihnen durchgebetet werden. Die Gemeinden sollten erkennen, wie der lebendige Herr mit den einzelnen Vorstehern umgeht, damit sie selbst auch in Buße, Glauben, Liebe und Hoffnung wüchsen.

Wer die einleitenden Selbstvorstellungen des auferstandenen Herrn in jedem seiner Briefe mit der vorhergehenden Gesamtvision des verherrlichten Menschensohnes vor Johannes vergleicht (Offb. 1,12-20), kann erstaunt geistliche Prinzipien in dieser Selbstoffenbarung Jesu Christi erkennen.
Jesus war Johannes auf Patmos nicht nur erschienen, um ihm seine Herrlichkeit und seine neue Seinsweise zu offenbaren, vielmehr stellten die einzelnen Eigenschaften seiner Selbstoffenbarung bereits die treffenden Antworten auf die jeweilige Situation der sieben Gemeinden dar. Jesus offenbarte sich nicht um seiner selbst willen, sondern als „Mittel zum Zweck“ für den Gemeindeaufbau.

Wer die Briefeinleitungen Jesu mit seiner Einleitungsvision vergleicht (Offb. 1,12-20), kann erkennen, dass Jesus nicht alle Attribute seiner Herrlichkeit in den Briefköpfen seiner Sendschreiben verwandte. Weder sein herrliches Gewand noch sein Haupt, das wie die Sonne strahlt, wurde in den Briefen erwähnt. Er ist von Herzen demütig und offenbarte seine Vollmacht lediglich als Mittel zum Zweck. Der Sohn Gottes verherrlicht sich nicht selbst. Seine Selbstoffenbarung hatte zum Ziel, die Gemeindeleiter zu retten, zu heiligen, zu stärken, zurechtzubringen und wiederzubeleben. Jesus lebt für seine Gemeinde. Er liebt sie. Er ist die Antwort auf alle ihre Probleme.

Jesus sucht bei uns die Früchte des Heiligen Geistes. Im Licht der Erscheinung Jesu wird sichtbar, was in einem Menschen verborgen ist. Im Jüngsten Gericht wird Jesus nicht zuerst nach Glauben, Wiedergeburt, Gebeten und geistlichen Aktivitäten fragen, sondern nach Taten der Liebe (Mt. 25,31-46).
Jesus machte bei den Gemeindeleitern in Kleinasien Inventur. Er stellte fest, was der Heilige Geist in den einzelnen Verantwortlichen und durch sie hatte wirken können. Er versicherte fünfmal, dass er ihre Werke genau kenne! Dabei stellte Jesus fünf Gemeindeleitern eine positive Diagnose:

Zu den zwei Gemeindeleitern in Sardes und in Laodizea sprach Jesus zwar auch von ihren Werken. Diese waren jedoch unvollkommen, mangelhaft oder wertlos. Wo keine Früchte der Liebe Gottes reifen, ist der Glaube verkümmert. Der richtige Glaube bleibt die Voraussetzung für alle guten Werke. Der Glaube ist es, der uns rechtfertigt und rettet, nicht unsere Werke. Die Früchte des Geistes aber sind Zeichen für das Vorhandensein des rechten Glaubens. Ein Glaube ohne Werke ist tot (Jak. 2,17+26).
Bei den Gemeinden in Smyrna und in Pergamon redete der Herr nicht mehr von Werken, sondern von Bedrängnis, Trübsal, Lästerung, Märtyrertod und dem Thron Satans (Offb. 2,9-10+13). Bei diesen beiden Männern bedeutete der Glaube Treue und Beständigkeit in der Liebe zu den Feinden bei gleichzeitiger Bezeugung der Wahrheit. Liebe und Wahrheit sollten nie voneinander getrennt werden. Liebe ohne Wahrheit wäre eine Lüge, aber Wahrheit ohne Liebe gliche dem Totschlag, deshalb ist das Zeugnis, in Liebe gesagt, eine Frucht des Heiligen Geistes.

Inmitten der positiven Bestandsaufnahme Jesu hören wir von ihm auch durchbohrende negative Diagnosen.
Er sagte offen zu den einzelnen Seelsorgern:
Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verläßt (Ephesus: Offb. 2,4).
Ich habe wider dich, dass du Leute in deiner Gemeinde duldest, die bei anderen Religionen mitmischen (Pergamon: Offb. 2,14-15).
Ich habe wider dich, dass du den Spiritismus und Feminismus, mit Hurerei verbunden, in deiner Gemeinde nicht als dämonischen Einbruch erkannt, sondern in falscher Liebe geduldet hast (Thyatira: Offb. 2,20).
Bei zwei anderen Gemeindeleitern reichte Jesus die Formulierung „ich habe wider dich“ nicht mehr aus, da bei ihnen der Schaden zu groß war. Da half nur noch ein schneller Wiederbelebungsversuch durch die sieben Geister Gottes (Sardes: Offb. 3,1) oder eine schockierende Drohung (Laodizea: Offb. 3,16).
An zwei seiner Gemeindeleiter hatte Jesus nichts auszusetzen. Sie machten ihm nur Freude. Wir sollten die positiven Diagnosen Jesu über diese beiden Gemeindeleitern gründlich studieren, um zu begreifen, was uns fehlt (Smyrna: Offb. 2,10; Philadelphia: Offb. 3,11).

In der Bestandsaufnahme Jesu zählen unsere Worte, Diplome, Geldkonten, Intelligenz, Schönheit, Machtpositionen oder Wissen so gut wie nichts. Allein geheiligte Liebe, Glaubenstreue, Opferbereitschaft und Ausharren in Hoffnung sind gefragt. Wir sollten diese Diagnose des Sohnes Gottes nicht schnell registrieren und leichtfertig vergessen, denn Jesus ist um dieser geistlichen Früchte willen erschienen. Er will ein Reich seiner heiligen Liebe aufbauen. Passen wir in seinen Plan und in sein Konzept hinein, oder sind wir ihm ein Ärgernis, eine Schande oder eine Ursache zum Zorn? Zu welcher Art von Gemeindeleitern oder Gemeindegliedern gehören wir? Sollten wir nicht lernen, Buße zu tun?

Wer die sieben Sendschreiben aufmerksam liest, wird feststellen, dass Jesus fünf der sieben Gemeindeleiter offen mit einem Bußwort konfrontierte. Da er jedoch wußte, dass Aufrufe zur Buße oft ungehört verhallen oder nach anfänglichen emotionalen Bemühungen keine anhaltende Veränderung hervorrufen, ließ der Herr bei allen fünf Gemeinden seiner Aufforderung zur Buße ein scharfes Drohwort folgen. Er war entschlossen, eine sofortige Änderung des Charakters seiner Gemeindeleiter herbeizuführen. Er mußte also um der Liebe willen hart und scharf mit ihnen reden. Er war nicht zum Endgericht erschienen, sondern zur Umerziehung, zur Besserung und zur Heiligung seiner Gemeinden in Kleinasien. Um der Liebe willen setzte er das Seziermesser zuerst bei den Verantwortlichen an. Das griechische Verb für „Buße tun“ bedeutet „umdenken“ und das semitische Wort „sich umwenden und umkehren“. Eine radikale Sinnesänderung sollte bei jedem Seelsorger erfolgen, die sich darin realisierte, dass er bewußt Abstand nahm von seinen Sünden.
Um diese Sinnesänderung herbeizuführen, legte Jesus die Mängel und Sünden seiner Gemeindeleiter offen. Erst nach der Erkenntnis einer Sünde kann ein Umdenken erfolgen. Die Reue über die offengelegte Verfehlung oder Charakterschwäche sollte aus Liebe zu Jesus in der Kraft seines Heiligen Geistes erfolgen. Der Geist Christi ist es, der heiligt und uns zur Heiligung treibt. Wenn Gemeindeleiter sich nicht selbst heiligen lassen, wie sollen dann ihre Gemeindeglieder umkehren? Das Ablegen der Sünde, die Änderung des Charakters, die Selbstverleugnung und das Hassen des eigenen, verdorbenen Ichs ist ein lang andauernder Prozeß. Er geht Hand in Hand mit der Erneuerung des Sinnes, der Schaffung des neuen Menschen, der von Jesus umsonst ein neues Herz und einen neuen Geist empfängt. Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren. Wer es aber verliert um Jesu willen, der wird’s finden.
Bei dem Ruf zur Buße und Umkehr geht es im Grund genommen um Tod und Leben, nicht nur um eine Umerziehung oder leichte Besserung des Mandanten. Jesus will dazu in ihm Wohnung machen und mit seiner göttlichen Kraft die menschliche Schwachheit überwinden. Paulus schreibt: „Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen“ (Phil. 2,12-13). Die Wiedergeburt eines Menschen aus der Gnade Christi ist das Ziel und der Sinn der Buße.

Für jeden einzelnen Gemeindeleiter, den Jesus zur Buße aufforderte, hatter er konkrete Anweisungen:
1. In Ephesus (Offb. 2,5): Tue Buße und tue die ersten Werke; wenn nicht, komme ich und stoße deinen Leuchter weg.
2. In Pergamon (Offb. 2,16) forderte der Herr den Pfarrer auf, seine falsche Toleranz schnell zu beenden und Buße über die Duldung der Synkretisten in seiner Gemeinde zu tun. Wenn nicht, werde der Herr selbst kommen und persönlich mit dem Schwert seines Mundes gegen die Religionsvermischer streiten.
3. In Thyatira (Offb. 2,22-24) wurde der Gemeindeleiter nicht persönlich zur Buße gerufen, vielmehr die spiritistisch aktive Feministin Isebel. Der Herr hatte ihr Zeit zur Buße gegeben, aber sie wollte nicht. Deshalb mußte er sie mit einer Krankheit zum Tode schlagen und alle, die mit ihr hurten, in große Not bringen. Ihre gemeinsamen Kinder starben in diesem Elend. Die Frau verhärtete sich jedoch und wollte nicht Buße tun. Deshalb blieb sie unter dem Gericht des Sohnes Gottes.
4. In Sardes (Offb. 3,3) forderte Jesus den geistlich toten Leiter auf Buße zu tun, indem er sich an die Freude der Gnade erinnerte und sich den Frieden mit Gott am Beginn seines Glaubens vergegenwärtigte. Wenn nicht, werde der Herr wie ein Dieb in der Nacht kommen und ihm den schwindenden Rest seiner Heilserinnerung rauben.
5. In Laodizea (Offb. 3,16) drohte der Herr dem Gemeindeleiter gleich offen mit letzter Schärfe, er werde ihn aus seinem Munde ausspeien und ihn züchtigen, weil er Geld und Gold mehr liebte und vertraute als Gott. Erst nach einem Angebot geistliche Güter bei ihm, seinem Heiland, einzukaufen, forderte er ihn ultimativ zur Buße auf.
Buße verläuft nicht nach einem bestimmten Schema, gereicht aber in jedem Fall zum Segen. Der Herr wollte daher unter allen Umständen, dass das Ärgernis im Leben der Prediger verschwinde, damit nicht die einzelnen Gemeinden durch ihre Vorbilder irregeleitet würden.
In zwei Gemeinden rief Jesus seine Gesandten nicht zur Buße auf. Er ermutigte sie vielmehr, in ihrem Wettlauf nicht zu ermüden, um nicht die Krone des Lebens zu verlieren (Smyrna: Offb. 2,10; Philadelphia: Offb. 3,10-11).
Drei Gemeindeleiter, die zur Buße berufen wurden, hörten auch noch Worte der Ermutigung: Thyatira (Offb. 2,24-25), Sardes (Offb. 3,4), Laodizea (Offb. 3,18+20).
Der Herr rief insgesamt fünfmal zur Buße auf und drohte fünfmal mit bitteren Konsequenzen, falls die Buße nicht stattfände. Darüber hinaus tröstete und ermunterte er fünfmal in seinen sieben Sendschreiben Gemeindeleiter in ihren Anfechtungen.

Den sieben Gemeindeleitern wurden zwölf Verheißungen angeboten, falls sie Buße täten und die Schwierigkeiten in sich selbst und in ihren Gemeinden im Namen und in der Kraft Jesu Christi überwänden. Diese Verheißungen sollten sie in ihrem Wettlauf anspornen, das Äußerste an Glauben, Liebe und Hoffnung zu erbitten und dann zu opfern.

Wer diese atemberaubenden Verheißungen liest, wird klein und kleiner, falls er auf seine eigene Kraft, Weisheit und Gerechtigkeit schaut. Wer jedoch Jesus liebt und von seinem Potential lebt, wird ermutigt, erfrischt und gekräftigt zu neuem Glauben, denn „unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Joh. 5,4). Allein um des Sieges Jesu willen haben wir das Recht, seine Verheißungen festzuhalten. Alle Zusagen des Sohnes Gottes zielen auf seine ewige Existenz bei seinem Vater, die er mit uns teilen will. Das bedeutet Leben aus Gott, frei von Todesfurcht, gestärkt mit dem Leib und Blut Jesu Christi als einer nie versiegenden Kraftzufuhr. Dadurch werden wir bereit zur Ausbreitung seiner Liebesmacht, geborgen in seinem dreieinigen Namen, als ein wandelndes Zeugnis seiner Rettungsmacht. Wir sollen mit ihm auf seinem Thron sitzen und Zeugen seiner Herrlichkeit werden (Eph. 2,5-7; Phil. 3,20; Röm. 8,29). Wir wollen anbeten und sagen: „Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast“ (1. Mose 32,11; 2. Sam. 7,18-19).

In den sieben Sendschreiben wird das Kommen des Herrn Jesus Christus in zunehmender Intensität geoffenbart. Sein Kommen hat nach den Kapiteln 2 und 3 der Offenbarung an Johannes drei positive, mutmachende und drei bestürzende, negative Momente.
Die drei zur Buße treibenden erschütternden Ankündigungen des Kommens Jesu waren an die Gemeindeleiter in Ephesus, Pergamon und Sardes gerichtet:
Der Leiter in Ephesus mußte hören: „Wenn du nicht Buße tust, komme ich und stoße deinen Leuchter weg“ (Offb. 2,5).
Der Prediger in Pergamon las: „Wenn du nicht Buße tust, werde ich bald über dich kommen und gegen die Synkretisten in deiner Gemeinde mit dem Schwert meines Mundes streiten“ (Offb. 2,16).
Dem geistlich toten Pastor in Sardes rief Jesus in seiner Auferweckungsvollmacht zu: „Wenn du nicht aufwachst von deiner Selbstbespiegelung, werde ich wie ein Dieb in der Nacht kommen und dir den Rest deiner Heilserinnerung rauben“ (Offb. 3,3).
Die drei mutmachenden Zusagen des Kommens Jesu wurden an die Gemeindeleiter in Thyatira, Philadelphia und Laodizea gerichtet:
Den treuen Gemeindegliedern in Thyatira sollte der zur Buße gerufene Verantwortliche im Namen Jesu sagen: „Was ihr noch an Glauben, Liebe und Hoffnung besitzt, das haltet fest, bis ich komme, und laßt es euch nicht von den Spiritisten und Feministinnen rauben (Offb. 2,24-25).
Der Hirte in Philadelphia hörte die trostvolle Zusage: „Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich vor der weltweiten Versuchung zum Abfall bewahren. Öffne deine Augen. Erkenne die Zeichen der Zeit. Ich komme bald! Halte fest, was du an geistlicher Kraft, Gaben, Erfahrung und Erkenntnis besitzt, dass niemand deinen Siegeskranz raube“ (Offb. 3,10-11).
Ausgerechnet dem gleichgültigsten Gemeindeleiter wurde die schönste und unmittelbarste Zusage vom Kommen Jesu gemacht. Er sagte ihm: „Ich stehe bereits vor deiner Tür und klopfe an. Ich warte, dass du mir sofort auftust und ich in dir Wohnung machen kann“ (Offb. 3,20).
Ein einziger Gemeindeleiter erhielt keine Offenbarung vom Kommen Jesu: der verantwortliche Mann in Smyrna, der vor der Gefangennahme in Todesgefahr stand. Warum? Jesus war bereits bei ihm, entsprechend dem Bekenntnis Davids: „Und ob ich schon wanderte im Tal der Todesschatten, fürchte ich kein Böses, denn du bist bei mir“ (Ps. 23,4). Jesus verbot dem Angefochtenen die Furcht und forderte ihn auf, bis zum Tod getreu zu sein, dass niemand seine Krone raube (Offb. 2,10).
Das Kommen Jesu Christi im Heiligen Geist zur Rettung seiner Gemeindeleiter und seiner Gemeinden sowie sein sichtbares Kommen in Herrlichkeit sind das Geheimnis des Neuen Testamentes. Wir leben vom Kommen Christi! Wenn in den letzten Tagen das Böse ausreift und die Gemeinde unter wachsender Versuchung und Verfolgung leidet, dann wird der Rest der Gläubigen intensiver die Hände ausstrecken und rufen: „Komme bald, Herr Jesus!“ Seine Antwort an die Gemeindeleiter in Smyrna und Philadelphia wurde zum Thema der gesamten Offenbarung: „Siehe, ich komme bald!“ Wie ein roter Faden zieht sich diese Verheißung durch alle Kapitel der Offenbarung Jesu Christi. Wir tun gut daran umzudenken und uns auf sein baldiges Kommen einzustellen.
Herr Jesus Christus, schaffe in mir ein Herz, das sich nach Dir sehnt und auf Deine baldige Ankunft wartet.

In den deutschen Übersetzungen der sieben Sendschreiben kommt das persönliche Fürwort „ich“, von Jesus selbst gesprochen, etwa 49mal vor. Die vielen Verben in der Ichform bezeugen, dass Jesus mit jedem der sieben Gemeindeleiter persönlich redete. Wir lesen dieses große und vielleicht wichtigste Wort in den Sendschreiben

Wer nach dem Inhalt dieser in der Ichform gesprochenen Verben fragt, findet in ihnen eine spezifische Zusammenfassung der Sendschreiben Jesu. Er sagte:

Andere 24 Verben, in der Ichform von Jesus gesprochen, erscheinen jeweils nur einmal. Sie bezeugen sowohl sein Strafen als auch seinen Segen. Sie wollen Erschütterung und Buße bewirken wie auch Hoffnung, Glauben und Vertrauen schaffen.

Wer diese Verben im Zusammenhang ihrer Texte liest, sieht Jesus als den Redenden und Handelnden, als den Strafenden und Verheißenden vor sich stehen. Letztlich geht es nicht um die sieben Gemeindeleiter, sondern um Jesus allein. Er ist der Erste und der Letzte. Er wandelt mitten zwischen den sieben Leuchtern und hält seine Sterne in seiner Hand. Niemand wird sie ihm aus seiner Hand reißen. Er bereitet sie auf sein Kommen vor.
Wer bereitet ihm den Weg in seine Gemeinden und in die Völker? Brennen unsre Leuchter? Sind sie auf Hochglanz poliert? Der Herr sagt uns: „Siehe, ich komme bald!“ Das ist Jesu letztes Wort an seine Gemeinde, das er in Kapitel 22,20 bestätigt. Deshalb gilt für uns alle: