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Commentaries
German
Offenbarung
  
Die Anbetungshymne der Engelsheere
5,11Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Gestalten und um die Ältesten her, und ihre Zahl war vieltausendmal tausend;5,12die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.


Nach der Anbetung durch den innersten Kreis der vier Thronwächer und den zweiten Kreis der vierundzwanzig Ältesten erkannte Johannes plötzlich einen dritten Ring aus Millionen von Engeln. Sie drängten herzu, um das Wunder der Wunder zu sehen. Sie woll-ten den loben, der allein würdig war, die versiegelte Buchrolle zu öffnen. Aus ihren eigenen Reihen war dazu keiner fähig. Die Herrlichkeit Gottes hätte sie ver-brannt. Nur das Lamm war in der Lage, durch den richtenden Strahlenkranz des heiligen Gottes hin-durchzugehen und in seiner Lichtfülle stehenzubleiben. Denn „Jesus ist Gott von Gott. Licht vom Licht. Wahrer Gott vom wahren Gott, geboren und nicht geschaffen; mit dem Vater in einem Wesen.“
Die Engel wollten den Einen sehen, der Gottes Zorn stillte, Satan überwand, dem Tod entwich und die Sünde der Welt wegtrug. Dieser Eine hat die Welt mit Gott versöhnt und Frieden zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen gemacht. Er ist der Friede-fürst, dessen Reich ewig bleibt.
Die Engelsheere wollten ihren neuen Herrn und Fürsten sehen, der in diesem Augenblick inthronisiert worden war.
Johannes starrte atemlos auf die unübersehbare Masse der Engel, die sich um den Thron, die Thronwächter und die Ältesten drängten. Für ihre Menge ge-braucht er den griechischen Begriff, der „Zehntausen-de mal Zehntausende und Tausende mal Tausende“ heißt. Das wären multipliziert mindestens 404.000.000 (Vierhundertundvier Millionen) Engel. Der Begriff meint eine unvorstellbar große Zahl.
Jede Massenveranstaltung eines Kaisers oder Führers und selbst die Kaaba-Umkreisung erscheinen wie Zwergveranstaltungen gegenüber der Huldigung des Lammes Gottes im Himmel. Die verfolgten und versprengten Gemeinden in Kleinasien sollten begrei-fen, dass sie einer unvergleichlich großen Gemein-schaft angehörten, auch wenn nur zwei oder drei einzelne von ihnen in der Verborgenheit in Jesu Namen zusammenkamen.
Johannes sah die gewaltige Menge der Engel nicht nur, sondern er hörte sie auch mit einer Stimme das Lamm Gottes bejubeln. Wenn 5.000 Posaunen-bläser am Ulmer Münster eine mächtige Tonfülle des Lobes Gottes schaffen, so klingt das doch nur wie das Flüstern von Kindern bei Nacht im Vergleich mit dem Lobgesang der unübersehbaren Menge der Erzengel, Botenengel, Schutzengel, Warnengel, Strafengel und der Engel, die Musikinstrumente spielen. Sie alle stimmten mit großer Stimme das Lob des Lammes an.
Sie sahen und bestaunten das Lämmlein, redeten es aber nicht mit „Du“ an, wie es die vierundzwanzig Ältesten getan hatten. Sie standen mit großem Res-pekt vor dem Sieger von Golgatha und bekannten mit vereinter Aussage, dass er allein würdig war und das Recht besaß, die Vollmacht Gottes zu empfangen. Sie sprachen nicht mehr von der Buchrolle mit den sieben Siegeln, sondern von der Bedeutung ihres Inhaltes: Jesus allein ist in der Lage und berechtigt, alle Eigenschaften und Strahlen der Herrlichkeit Gottes in sich zu vereinen.
Warum?

Jesaja 53,4-12 offenbart das Geheimnis des Sieges Jesu Christi. Jeder Nachfolger des Lammes Gottes sollte diese Verse auswendig lernen. Der Heilige Geist hatte Jesaja das Geheimnis des stell-vertretenden Leidens des Gottesknechtes geoffen-bart. Wer seine eigenen Krankheiten, Schmerzen, Missetaten, Sünden und seine Strafe auf das heilige Lamm Gottes gelegt hat, wird aus ganzem Herzen in das Lob der Engelsheere einstimmen. Seine Wunden sind unser Heil, sein Tod ist unser Friede. Paulus bekannte:
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (Röm. 5,1).
Die Engelsheere wollten mit ihrem Jubel zum Ausdruck bringen: Das erwürgte Lämmlein allein hatte den Frieden zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung wiederherstellen können. Deshalb war seine Inthronisierung die einzig richtige Konsequenz seiner Heimkehr.
Wer den siebenfachen Lobpreis der Engelsheere liest, wird ahnen, welche Vollmacht Jesus, das Lamm Gottes, empfing, um die Welt zu richten und seine Gemeinde zu retten:

Die erste Eigenschaft, die Jesus von seinem Vater empfing, war Kraft und Macht. Im hebräischen Namen für Gott, „Elohim“, heißt „El“ Kraft und Macht. Jesus bestätigte diesen Inhalt des Namens Gottes, als er vor seinen Richtern im Hohen Rat bezeugte: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels (Mt. 26,64).
Gott selbst mit seiner Kraftfülle ist in Jesus gegenwärtig, so wie Paulus schrieb: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9). Jesus hatte im Glauben zuvor bezeugt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Mt. 28,18). In seiner Autorität konnte er zu seinen Gesandten sagen: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein“ (Apg. 1,8).
Wir sollten in der Schwachheit unseres Lebens nie vergessen, dass Gott „Kraft“ heißt, seinem Sohn alle Gewalt und Kraft im Himmel und auf Erden innewohnt und der Heilige Geist die Kraft Gottes ist. Die Heilige Dreieinigkeit bedeutet dreifache Vollmacht! Der Glaube kann Kraft aus dieser Fülle empfangen.

In der Reihe der Ruhmworte, welche die Engelsheere dem Lamm zusprechen, steht an zweiter Stelle der Reichtum. Dabei ist nicht zuerst an Gold, Silber oder Titan gedacht, auch nicht an den begrenzten Reichtum der Erde an Energie wie Kohle, Erdöl, Wasserkraft, Wind, Sonnenenergie und Atomkraft, sondern an den Reichtum des Heiligen Geistes. Der Geist Gottes ist die Ursubstanz, der bleibende Reichtum „in Gott“ und der Ewigkeitswert eines gläubigen Menschen. Wer Liebe übt, ist reich in Gott. Wer Bedrückte tröstet, erfährt Freude in Christus und kann diese Freude wiederum weitergeben. Der Friede mit Gott ist ein unbezahlbarer Schatz im Herzen eines Menschen. Die Früchte und Gaben des Heiligen Geistes in einem Christusnachfolger, der Reichtum seiner Gnade (Eph. 1,7; 2,7) und seiner Herrlichkeit (Röm. 9,23; Eph. 3,16; Phil. 4,19) sind geistliche Werte, von denen die Welt nichts weiß.
Christus warnt uns eindringlich, unser Vertrauen auf den betrügerischen irdischen Reichtum (Mt. 13,22; Mk. 4,19; Lk. 8,14) und auf den ungerechten Mammon zu setzen (Lk. 16, 9+11). Niemand kann gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen (Mt. 6,24). Jesus will uns von dem Betrug des Materialismus und dem Vertrauen auf unser Bankkonto befreien und uns auf sein Heil, den wahren, ewigen Reichtum, hinweisen. Den Gemeindeleiter in Laodizea, der zwar mit Feingold handelte, aber arm in Gott war, forderte der Auferstandene auf, von ihm Gold zu kaufen. Der Reichtum Christi ist geistlicher Natur. Dazu sagte Johannes: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade (Joh. 1,16).“

Die dritte Eigenschaft, derer die Engelsheere den inthronisierten Friedensfürsten würdig rühmten, war Weisheit. Ein weiser Herrscher muss seine Augen oder seine Geheimdienste überall haben. Deshalb hat das Lamm Gottes sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die durch alle Lande eilen (5,6).
Jesus verstand schon zu seinen Lebzeiten, was in einem Menschen war, und brauchte keine Ratgeber (Joh. 2,24-25). Seine Liebe durchschaute alle. Er wußte mit Fürsten und Bettlern, mit Blinden und Sehenden, mit Soldaten und Frauen, mit Kindern und Greisen umzugehen.
Jesus prophezeite die Belagerung Jerusalems und erklärte seinen Jüngern stufenweise die Endzeitentwicklung vor seinem Kommen (Mt. 24 und 25). Er offenbarte im voraus seine richtenden Worte im zukünftigen Gericht und schuf zugleich in uns die Hoffnung auf eine neue Welt, die mit seiner Herr-lichkeit erfüllt sein wird. Jesus ist allwissend und wahrhaft weise. Der Vater vertraute ihm das Gericht und die Besiegung der satanischen Mächte an.
Jesus weiß Bescheid. Er kennt auch deine Situation. Du bist ihm nicht unbedeutend. Er kümmert sich um dich und versichert dir: Niemand wird dich aus meiner Hand reißen (Joh. 10,27-30).

Die Engelchöre skandierten ein viertes Ruhmwort: Christus ist würdig der „Stärke“. Während das erste Ruhmwort „Macht der Kraft“ hieß und das Energiepo-tential des Allmächtigen beschrieb, deutet das vierte Ruhmwort auf die Durchsetzungskraft des Herrschers im entscheidenden Augenblick hin. Jesus gebot mit Vollmacht den Geistern, aus Besessenen auszufah-ren. Er stillte den Sturm mit einem Wort. Er weckte Tote auf mit einem Befehl. Er wird mit einem Siegesruf sein zweites Kommen einleiten und den Antichristen mit dem Hauch seines Mundes auslöschen (1. Thess. 4,16; 2. Thess. 2,8). Seiner Kraft, die aus Heiligkeit und Liebe resultiert, ist keine gottfeindliche Kraft gewachsen.

Mit ihrem fünften Ruhmwort bekannten die Engel, dass dem Lamm alle Ehre gebührt. Der Sohn hatte allezeit seinen Vater geehrt und verherrlicht. Er ver-leugnete sich selbst und machte sich klein. Er wusch seinen Jüngern die Füße. Er wurde der Allerverachtetste, und am Kreuz wurde er ein Verfluchter.

Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu
sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden
und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist,
zur Ehre Gottes, des Vaters
(Phil. 2,9-11)

Der Vater setzte seinen Sohn im Thron nicht zu seiner Linken, sondern zu seiner Rechten, an seine Ehrenseite, um zu demonstrieren, dass das Lamm Gottes etwas vollendet hatte, was weder der Vater noch der Heilige Geist tun konnten: Er war als Opfer-lamm gestorben, um die Welt mit Gott zu versöhnen. Seither legt Gott ihm alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße (Ps. 110,1). Die Überwindung der anti-christlichen Mächte geht in dem Maße vorwärts, wie die Gemeinde Jesu, sein geistlicher Leib, glaubt, liebt und hofft. Christus ist Sieger, Herr und Richter. Ehren wir ihn mit unserem Zeugnis in unserer Umgebung? Verherrlichen wir Christus - oder verwirklichen wir uns selbst?
Das Lob der Engel geht nie zu Ende. Sie singen, loben und preisen, weil sie Grund zum Singen und Danken haben. Unsere Gemeindelieder sind ein Echo ihres stürmischen Lobes.
In der Moschee wird nicht gesungen. Es wird höchstens vor einem Kriegszug skandiert. Muslime haben wenig oder keinen Grund zum Singen, weil sie versuchen müssen, ihr Heil mit Beten, Fasten und Wallfahrten in Gottesfurcht selbst aufzubauen. Sie wissen nicht, dass einer sie liebt!

Mit ihrem sechsten Lobpreis rühmten die Engel die Herrlichkeit Jesu Christi. Er hatte sie seinen Jüngern auf dem Berg der Verklärung offenbart (Mt. 17,1-13), war Paulus im gleißenden Licht vor Damaskus erschienen (Apg. 9,3-7) und war in seiner erhabenen Hoheit vor Johannes auf Patmos gestanden (Offb. 1,12-20).
Johannes hatte zuvor schon erkannt, dass die unvergleichliche Herrlichkeit Jesu in seiner heiligen Liebe besteht. Deshalb schrieb er als Thema seines Evangeliums:
Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit (Joh. 1,14).
In seinem größten Leiden wurde die Herrlichkeit des Dornengekrönten sichtbar.
Wenn „Herrlichkeit“ die Fülle der Eigenschaften Gottes heißt, besagt der Lobgesang der Engel, dass Gott das Lamm mit seiner eigenen Herrlichkeit erfüllte, um dem Allerverachtetsten seine ursprüngliche Seinsweise wieder zurückzugeben.
Am Ende seines irdischen Lebens bat Jesus seinen Vater in seinem hohepriesterlichen Gebet:
Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war (Joh. 17,26).
Jesus versicherte seinen Jüngern mehrere Male, dass er mit großer Kraft wiederkommen werde in Herrlichkeit - seiner eigenen wie auch der seines Vaters - um seine Auserwählten von den vier Enden der Erde zu sammeln und einem jedem nach seinem Tun zu vergelten (Mt. 16,27; 24,30-31; 26,64; Mk. 13,24-27; Lk. 21,25-28).

Die Engel beendeten ihr Oratorium mit dem siebten Ehrenwort: Der Lobpreis gebührt dem Lamm! Ihr Mund floß über vor Anbetung. Das war kein heuchlerisches Rühmen, kein kalter Proforma-Dank, nein, sie freuten sich von Herzen mit allen Menschen über das vollendete Heil und rühmten den Heiland, der es vollbracht hatte.
Wer einmal die großen Chöre der Oratorien Bachs oder Händels hörte, mag gedacht haben, etwas von dem Jubelsturm des Himmels zu ahnen. Schon bei der Menschwerdung Jesu war der Himmel aufgerissen, so dass das Lob der himmlischen Heerscharen bis auf die Erde herabdrang. In noch größerem Maße brauste das Lob bei der Inthronisierung Jesu auf, als alle seine Großtaten, seine Liebe und seine Geduld, sein Opfer und sein Heil gelobt und besungen wurden.
Der Sohn saß mit seinem Vater im Thron. Er gab dem Vater alle Ehre an diesem Freudentag, wie auch der Vater den Sohn ehrte und ihm alles Lob zukommen ließ. Die Einheit Gottes und des Lammes war das eigentliche Geheimnis des Lobpreises der Engel.
Hast du ein musikalisches Herz? Hat der Heilige Geist dein Innerstes zum Schwingen gebracht? Steigt das Lob des Lammes aus deiner Seele auf? Stimmst du aus vollem Herzen mit ein in den Chor der Engel, so wiederhole und bete auswendig:

Das Lamm,
das geschächtet ist,
ist würdig,
zu nehmen Kraft
und Reichtum und Weisheit
und Stärke und Ehre
und Herrlichkeit und Lob!