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Commentaries
German
Offenbarung
  
3. Die Anbetung des Lammes durch alle Kreatur (Offenbarung 5,8-14)
5,8Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räu-cherwerk, das sind die Gebete der Heiligen,5,9a und sie sangen ein neues Lied.

In dem Moment, als das Lamm das siebenfach versiegelte Buch empfing, ging ein Ruck durch den Himmel. Eine Welle der Freude und des Jubels hob an und breitete sich immer weiter aus. Die Bedrückung entlud sich in einer spontanen Anbetung des Lammes. Johannes sah und hörte atemlos zuerst die Huldigung der Thronwächter und den Lobgesang der vierund-zwanzig Ältesten, dann den Jubel der Engelheere und schließlich den Freudenschrei aller Kreatur.
Die Vertreter aller Kreaturen, der Vierfüßler, der Vögel und der Menschen verneigten sich tief vor dem Lamm und beteten den Sieger von Golgatha an. Sie bewunderten den Ratschluß des Vaters, der seinen Sohn bevollmächtigt hatte. Sie erkannten, dass ein neues Zeitalter begonnen hatte.
Auch der Islam versteht sich als eine Religion der Anbetung. Die Anbetung der Muslime kulminiert jedoch in einem Spottwort Muhammads: Wenn der Allerbarmer einen Sohn hätte, wäre ich der erste der Anbeter (Sure 43,81). Die Anbetung Allahs im Islam schließt die Anbetung eines Sohnes aus.
Die vierundzwanzig Ältesten, der zweite Kreis der Anbeter, aber fielen vor dem Lamm nieder und bezeugten damit seine Gottheit und sein Recht, Anbetung zu empfangen (Lk. 17,15-19).
Jeder der Ältesten besaß eine Harfe und war geübt, darauf zu spielen. Sie stellten einen auserwählten Chor der Anbeter dar. Schon Nebukadnezar ließ Harfen bei der Einweihung seines 20 Meter hohen, goldenen Göt-zen spielen, als er jedermann befahl, dieses Bild anzubeten (Dan. 3,5). Auch bei der Inthronisierung und Huldigung der römischen Kaiser wurden Harfen ge-spielt, und im endzeitlichen Babylon werden Saiten-spieler für eine beschwingte Atmosphäre sorgen. Das sanfte Vibrieren der Harfensaiten bei dem Spielen der vierundzwanzig Ältesten jedoch galt der Anbetung des Lämmleins, das geschlachtet worden war und wieder lebte. Ihn lobten und liebten sie. Ihm wollten sie dienen.
In ihren Händen hielten sie goldene Weihrauchgefäße, wie sie für den Dienst der Priester am Schaubrottisch in der Stiftshütte vorgeschrieben waren (2. Mose 37,16). Sie wollten das Lamm nicht nur durch Sphärenmusik erheben, sondern auch durch edelste Gerüche ehren und erfreuen.
Johannes deutet den aufsteigenden Weihrauchgeruch als die Gebete der Heiligen aus allen Zeiten. Mit den Heiligen sind nicht nur die vierundzwanzig Ältesten gemeint, sondern alle, die sich durch das Blut des Lammes heiligen ließen. Das Lamm hat durch sein einmaliges Opfer bis in alle Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden (Hebr. 10,14). Jedermann, in dem der Heilige Geist auf Grund des Sühnetodes des Sohnes Gottes Wohnung machte, ist ein Heiliger. Er wurde doppelt gereinigt, sowohl durch das Blut Jesu Christi, das zur vollkommenen Gerechtigkeit rechtfertigt, als auch durch die Kraft des Heiligen Geistes, der zu einem Leben in der Heiligung belebt.
Mit den Gebeten der Heiligen werden sowohl die Gebete der noch lebenden als auch der bereits in die Ewigkeit versetzten Nachfolger Christi bezeichnet. Damit war auch die irdische Gemeinde in Kleinasien, die unter wachsendem Druck und Verfolgung litt, trotz ihrer leiblichen Abwesenheit an der Huldigung des Lammes beteiligt.
Die ohnmächtig erscheinenden Gebete der Heiligen verwandeln sich in den Händen der Ältesten in Vollmacht, Lob und Sieg. Die Gebete der Christusanbeter im Elend ihres Daseins helfen, die Herrschaft des Lammes durchzusetzen. Demütiges, gläubiges Beten heißt, mit dem Lamm auf seine Art und Weise zu regieren.
Die Ältesten sangen ein neues Lied. Dreimal können wir in der Offenbarung von dem neuen Lied lesen (5,9; 14,3; 15,3+4). Immer zielen diese Lieder auf die Siege Gottes und seines Lammes. Schon Mose dich-tete nach dem Durchzug durchs Schilfmeer ein neues Lied (2. Mose 15,1-19). Und der Heilige Geist rühmte am Pfingstfest die großen Taten Gottes (Apg. 2,11).
Diese geistgewirkten Lieder bezeugen nicht nur subjektive Gefühle der Anbeter, sondern stellen objektive Siege Gottes bei der Wiederherstellung seiner gefallenen Schöpfung heraus. Unser Gott tut Wunder. Das größte seiner Wunder ist der Sieg des Lammes am Kreuz, der sich in seiner Auferstehung von den Toten bewies. Damit war das Heil vollbracht und die Welt mit Gott versöhnt. Die Kraft Gottes konnte mit der Wiedergeburt der Gläubigen beginnen. Ein neues Zeitalter hatte begonnen. Wie ein breiter Strom brach die Ewigkeit in unsere Zeit herein.
Ps. 118 enthält eines der Gebete Jesu Christi, das er mit seinen Jüngern beim Passamahl, einen Tag vor seiner Kreuzigung, gebetet hatte. Mit diesen Worten nahm er seine Inthronisierung nach seinem Tod und seiner Auferstehung im Glauben voraus. Er selbst stimmte damit das Thema aller neuen Lieder an:

Man singt mit Freuden vom Sieg
in den Hütten der Gerechten:
„Die Rechte des HERRN behält den Sieg!
Die Rechte des HERRN ist erhöht;
die Rechte des HERRN behält den Sieg!“
(Ps. 118,15-16).

Wer das Lamm Gottes anbeten will, möge sich diesen Psalm einprägen oder das Siegeslied Philipp Friedrich Hillers, des stummen Sängers, wiederholen:

Jesus Christus herrscht als König,
alles wird ihm untertänig,
alles legt ihm Gott zu Fuß.
Aller Zunge soll bekennen,
Jesus sei der Herr zu nennen,
dem man Ehre geben muss.

Gott ist Herr, der Herr ist Einer,
und demselben gleichet keiner,
nur der Sohn, der ist ihm gleich;
dessen Stuhl ist unumstößlich,
dessen Leben unauflöslich,
dessen Reich ein ewig Reich.

Gleicher Macht und gleicher Ehren
sitzt er unter lichten Chören
über allen Cherubim;
in der Welt und Himmel Enden
hat er alles in den Händen,
denn der Vater gab es ihm.

Nur in ihm, o Wundergaben,
können wir Erlösung haben,
die Erlösung durch sein Blut.
Hört’s: das Leben ist erschienen,
und ein ewiges Versühnen
kommt in Jesu uns zugut.

Jauchz ihm, Menge heilger Knechte,
rühmt, vollendete Gerechte
und du Schar, die Palmen trägt,
und ihr Zeugen mit der Krone
und du Chor vor seinem Throne,
der die Gottesharfen schlägt.

Ich auch auf der tiefsten Stufen,
ich will glauben, reden, rufen,
ob ich schon noch Pilgrim bin:
Jesus Christus herrscht als König,
alles sei ihm untertänig;
ehret, liebet, lobet ihn!

Laßt uns miteinander den Sieg des Lammes weltweit proklamieren! Wir wollen über Zentralasien und Indien, über China und Indonesien, über den Iran und Saudi-Arabien, über Israel und die arabischen Länder, über Ost- und Westafrika und über unserer eigenen Heimat seinen Namen ausrufen. Jesus lebt, und Jesus siegt! Wer will noch traurig und pessimistisch Trübsal blasen? Laßt uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Der Name des Vaters und des Sohnes wird in der Kraft des Heiligen Geistes in uns und durch uns geheiligt. Sein Reich kommt, und sein Wille geschieht.