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Commentaries
German
Offenbarung
  
Die Auferstehung der Toten (Offenbarung 20,12-13)
20,12Und ich sah die Toten, groß und klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein andres Buch wurde aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken.13Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.


In einer atemberaubenden Vision erkannte der Seher plötzlich unzählbare Massen von Toten vor dem weißen Thron stehen. Ob diese nach ihrer Auferstehung wieder lebten oder tote Seelen noch ohne einen Geistleib waren, berichtet der Seher nicht. Die Toten vor dem Richterstuhl Christi waren nicht „klinisch tot“, sonst hätten sie vor dem weißen Thron nicht stehen können, sondern wären leblos vor ihm gelegen. Sie lebten jedoch auch nicht real, sonst wären sie keine Toten gewesen.
Nicht alle Toten sind tot. Es gibt Tote, die „leben in Christus“, heute schon und in Ewigkeit (Offenbarung 14,13; 2. Korinther 4,11; Hebräer 4,10). Christus sagte im Blick auf Abraham, Mose und Elia: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.“ (Matthäus 22,32) So sind Mose und Elia Jesus auf dem Berg der Verklärung erschienen (Matthäus 17,3). Andererseits gibt es aber auch Lebende, die „tot in Sünden“ sind und keine Hoffnung haben (Epheser 2,1-3.5; 4,17-19).
„In Christus“ leben die 144.000 Versiegelten aus Israel, die von Jesus in den Thronsaal seines Vaters geführt wurden (Offenbarung 14,1-3), ebenso die Menge der Gläubigen aus den Völkern, deren Zahl niemand zählen konnte, die Gott und sein Lamm für das vollendete Heil rühmten (Offenbarung 7,9-17). Zu diesen gehören auch die Berufenen, die Auserwählten und die Gläubigen im Heer des Himmels, die dem König aller Könige auf weißen Pferden in weißen Gewändern folgten (Offenbarung 17,14; 19,14). Auch die Seelen, die lebendig, selig und heilig in der ersten Auferstehung erschienen, werden nicht zwischen den Toten vor dem weißen Thron stehen. Sie sind in ihrer Auferstehung bereits unsterblich geworden (Offenbarung 20,4-6).
Wer an Jesus Christus, den Sohn Gottes, und sein Sühneopfer für uns glaubt, empfängt von ihm heute schon das ewige Leben (Johannes 3,14-16; Römer 8,10.32; 1. Johannes 4,9 u. a.). Wir tragen jetzt schon im Glauben das Leben Christi in uns (Johannes 3,36; 6,40.47 u. a.). Er selbst ist unser Leben (Philipper 1,21; 4,3) und unsere Auferstehung (Epheser 2,4-6). Denn er versicherte seinen Nachfolgern: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ (Johannes 11,25-26)
Beides ist Realität: „Der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ (Römer 6,23)
Ähnlich wie Jesus, der, obwohl er das ewige Leben in Person ist (Johannes 5,26; 11,25; 14,6), an unserer Stelle starb, am Sabbat in seinem Grab ruhte und erst an Ostern seinen Auferstehungsleib empfing (Lukas 24,39-43; Johannes 20,17), so werden auch die Gläubigen dem Leibe nach sterben, obwohl sie geistlich „in Christus“ bereits ewig leben. Wie Jesus ruhte, bis er in seiner Auferstehung aus den Toten seinen Geistleib anzog, so ruhen auch die Gläubigen bis zu ihrer Auferstehung geborgen in der Obhut des Guten Hirten, denn niemand, auch nicht der Tod, kann sie aus seiner Hand reißen (Johannes 10,28; Offenbarung 14,13).
Nicht alle Toten sind gleich: Die einen sind bedrückt, hoffnungslos oder verzweifelt, und das aus gutem Grund, während andere Tote fröhlich, hell und getrost in Christus leben. Paulus schreibt: „Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben, um euretwillen.“ (Philipper 1,23-24) Ähnlich hatte er bereits früher an die Gemeinde in Korinth geschrieben: „Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. (…) Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.“ (2. Korinther 5,8.10)

Johannes betrachtete die Menge der Toten: Grosse und Kleine, Erwachsene und Kinder, Berühmte und Verachtete, Ausgebildete und Analphabeten, Fromme und Gottlose, Bischöfe und Mörder. Alle warteten sie auf ihren Urteilsspruch. Keiner wurde nach seiner eigenen Meinung gefragt. Alle Entschuldigungen wären wertlos gewesen, denn jede Tat und jedes Wort waren aufgeschrieben und festgehalten. Wenn schon eine moderne CD-ROM den Text von 4.000 Voll-Bibeln (!) speichern und wiedergeben kann, wie viel mehr wird im Himmel, im Raum des Heiligen Geistes, ein unbegrenztes Erinnerungsvermögen alle Worte, Gedanken und Taten eines jeden Menschen fehlerlos wiedergeben können (Matthäus 12,36; Römer 14,12-13; Jakobus 3,6)!
In der Vision erkannte Johannes Bücher, die nun geöffnet wurden. Er sah, wie die Toten gerichtet wurden nach dem, was in diesen Büchern geschrieben stand. Wie dieses Gericht konkret verläuft und was der Richter wörtlich zu Einzelnen, Sippen und Völkern sagt, können wir aus den Worten des Herrn Jesus in Matthäus 25,31-46 im Voraus erfahren. Der Richter hat alle realen Opfer an Zeit, Geld und Kraft registriert, die wir ihm für einzelne Menschen geopfert haben oder auch nicht. Nicht nach unseren
Absichten, Wünschen und Träumen werden wir gerichtet, sondern nach den Taten und Worten unserer Liebe. Nur das Greifbare, das real Geschehene, wird als Frucht des Menschen gewertet, nicht die Intensität seiner Emotionen.
Nun erhebt sich aber die heikle Frage: Haben die Gesegneten des Vaters nur gute Taten vollbracht und die Verdammten keine guten Taten geleistet? Sicher nicht! Denn da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Psalm 14,1.3; Römer 3,10-20). Die Barmherzigen haben jedoch die Gnade der ihren durch Christi Opferblut geschenkten Rechtfertigung angenommen und an ihren Retter geglaubt, und sie sind dadurch völlig gerecht geworden. Was von ihrem Leben übrig bleibt, sind nur noch die Taten und Früchte des Heiligen Geistes, die er in den Bußfertigen geschaffen hat. Ihre negativen Taten und Worte sind alle gelöscht worden. Damit wird das Jüngste Gericht für sie zum Preisgericht! Sie kommen in kein Kreuzverhör zur Begründung ihres Verdammungsurteils, nicht weil sie gut oder besser wären als die anderen, sondern weil sie sich der Barmherzigkeit Gottes öffneten. Allein aus Gnade sind sie gerecht und barmherzig geworden (Matthäus 5,6-7).
Die Hartherzigen aber wollten durch ihre eigene Lebensleistung ohne die Rechtfertigung des Lammes Gottes gerecht werden. Also wird ihnen entsprechend ihrer Wahl ein reales, genaues Gericht gehalten. Sie bekommen die Rechnung ihres Lebens auf den letzten Cent ausgerechnet. Da bleibt nur ein großes Minus übrig. Denn ihre Werke und ihr Lebensstil werden objektiv gewogen und als zu leicht befunden. Ihre vordergründig guten Taten erweisen sich letztlich als kluge Berechnung und egoistische Strategie. Sie hatten die Elenden nicht wirklich geliebt, sondern gemeint, hoch über ihnen zu stehen. Und so werden sie wegen ihres eiskalten Herzens verurteilt. Wo keine Liebe ist, lauert das Verderben, denn da regiert der geistliche Tod. Die Selbstgerechten hatten sich Jesus nicht öffnen wollen, statt dessen bekam Satan sie in seinen Griff. Gottes Zorn und Satans lächelnder Willkommensgruss in der Hölle warten auf sie.