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Commentaries
German
Offenbarung
  
2. Die hohe Mauer um die heilige Stadt (Offenbarung 21,12-14)
21,12sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten:13von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore.14Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.

In der strahlenden Herrlichkeit des neuen Jerusalems erkannte Johannes als erstes eine hohe Mauer, welche die ganze Stadt einfriedete. Dabei fielen ihm zwölf Tore auf. Auf jedem Tor stand ein heiliger Engel, der alle Aus- und Eingehenden durchschaute und durchleuchtete und unreinen Fremden den Zutritt verwehrte. Der Glanz des Engels hob sich von der Herrlichkeit der Stadt Gottes deutlich ab.
Auf jedem der zwölf Tore stand einer der Namen der zwölf Stämme Israels. Nicht die Namen der zwölf Söhne Jakobs waren in den Toren zu lesen, sondern die Namen ihrer geheiligten Nachkommen. Es sind dies die vier ersten Söhne Jakobs von der Lea (Ruben, Simeon, Levi und Juda), die zwei Söhne von der Sklavin Bilha (Dan und Naftali), die zwei Söhne von der Sklavin Silpa (Gad und Asser), die zwei Söhne von der geliebten Rahel (Josef und Benjamin) sowie die zwei letzten Söhne von der Lea (Issachar und Sebulon). Alle diese Männer waren keine Heiligen, sondern derbe Beduinen, deren Verfehlungen im ersten Buch Moses offen geschrieben stehen (1. Mose 29,31 – 30,24; 33,18 – 34,31; 35,16-26; 37,23-28; 38,1-30; 49,1-28 u. a.). Johannes schreibt nicht im Detail, ob der Name des Stammes Dan aus der Reihe der Söhne Israels gelöscht worden war, weil dieser bewusst einen regulären Götzendienst eingerichtet hatte. Auch wird nicht erwähnt, ob anstelle von Dan Manasse, einer der zwei Söhne Josefs, eingesetzt worden war, wie es in der Namensliste der zwölftausend Auserwählten aus jedem der zwölf Stämme in Offenbarung 7,4-8 vermerkt ist.
Wichtig aber ist, dass Jakob (der Listige) nicht mit seinem Eigennamen, sondern mit seinem Ehrennamen Israel (der Gotteskämpfer) genannt wird (1. Mose 32,23-33). Dieser neue Name zeigt, dass ein Mensch nicht durch seine Werke gerecht wird, sondern allein durch den Glauben, der einen Zerbruch seines bösen Ichs mit sich bringt. Wie der Schächer am Kreuz nichts Gutes zu seiner Rettung vorbringen konnte, sondern allein durch seinen Glaubensmut siegte, so ist auch von den Söhnen Israels keiner durch sich selbst gerecht oder gut geworden. Allein durch Buße und Glauben wurden sie gerechtfertigt. Die Bücher des Alten Bundes sind voll von der Gnadengerechtigkeit des Herrn (2. Mose 34,6-7; Josua 5,13-15; 2. Samuel 12,5-15; Jesaja 6,1-7; Jeremia 23,6; 33,16 u. a.). Der Glaubensgehorsam Abrahams war es, der den Segen auf alle Kinder Isaaks und Jakobs legte (Matthäus 22,32; Markus 12,26; Apostelgeschichte 3,13.25; siehe auch Matthäus 21,40-44; Apostelgeschichte 28,28 u. a.).
Wie schon in Offenbarung 7,4-8 beschrieben wurde, werden nicht alle, die sich Israelis oder Juden nennen, versiegelt (Römer 2,28-29; 4,11-12; 9,6-8.27; Offenbarung 2,9; 3,9 u. a.), sondern nur diejenigen, die sich in aufrichtiger Buße Jesus zuwenden, ihrem Messias und Gottes Lamm (Jesaja 53,1-12). Kein Jude wird gerecht ohne das stellvertretende Sühneopfer Jesu. Außerhalb des Blutes des Sohnes Gottes findet niemand eine Gerechtigkeit und Heiligkeit, die vor Gott gilt (Johannes 14,6; Apostelgeschichte 4,12; Offenbarung 7,10 u. a.).
Andererseits muss auch gesagt werden, dass niemand in die heilige Stadt eintreten kann, der nicht die wiedergeborenen Kinder Israels liebt und ihren Weg der Buße und des Glaubens nachvollzieht. Die Geheiligten unter den Juden haben als Propheten und Priester den Weg der Gnadenrechtfertigung erkannt und beschritten, wie Paulus das Zeugnis Habakuks bestätigte: „Der Gerechte wird aus Glauben leben!“ (Habakuk 2,4; Römer 1,17)
Am Bild des himmlischen Jerusalems wird uns drastisch gezeigt, dass niemand die Stadt Gottes betreten kann, außer durch die Namen und Schriften der geistgetriebenen Auserwählten der Kinder Israels (Römer 11,17-24). Das Evangelium nach Matthäus weist 42 wörtliche Zitate aus den Schriften des Alten Testaments auf und enthält außerdem noch mehr als 120 indirekte Bezüge auf die Texte der Thora, der Psalmen und der Propheten. In den ersten Stock eines Hauses gelangt man meistens durch das Erdgeschoss! Auf die Dauer wird niemand das Neue Testament verstehen ohne die Hilfe seines Fundamentes: des Alten Testaments.

Die Stadt des Himmels ist in einer streng quadratischen Form gebaut, wie auch schon das alte Babel und Ninive quadratische Grundrisse aufwiesen. An jeder der vier gleich langen Seiten der Stadt befinden sich je drei Stadttore. Alle Tore sind gleichbedeutend. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Toren, die nach den Namen der zwölf Stämme Israels genannt werden. Dies ist ein offensichtlicher Gegensatz zu der Bedeutung der zwölf Söhne Jakobs, deren Stellung und Wert von der Verehrung ihrer Mütter abhing. Die Kinder der Rahel und Lea wurden höher als die Kinder der Sklavinnen Bilha und Silpa eingestuft. Dieser Unterschied verschwindet im Raum der Gnade. Dort erscheinen alle gleichermaßen als Sünder und werden ohne Verdienst gerecht, allein durch ihren Glauben an Jesus, das Lamm Gottes (Römer 3,9-28; Galater 3,25-29).
Eine besondere Prägung erhält die Mauer der heiligen Stadt durch ihr Fundament, das aus zwölf mächtigen, wertvollen Grundsteinen besteht. Die Grundsteine sind mit den Namen der zwölf Apostel des Lammes Gottes beschriftet.
Diese Festlegung zeigt, dass nicht das Alte Testament, sondern seine Auslegung durch die Apostel Christi das Fundament des neuen Jerusalems bildet! Ein Haus muss im Rahmen seines Grundrisses aufgebaut werden. Außerhalb des Grundrisses kann niemand ein Haus errichten. Auf diese Weise wird das Alte Testament durch das Neue bestimmt. Die Gemeinden in Kleinasien bestanden in den Tagen des Johannes sowohl aus messianischen Juden als auch aus hellenistischen Christen. Mit der Feststellung, dass die Mauer und die Tore durch ihre Fundamentsteine, die zwölf Apostel Christi, festgelegt sind, wurde beiden Gruppen deutlich gemacht, dass keine ohne die andere in die Stadt Gottes eintreten kann und dass alle beide allein aus Gnade zur Braut des Lammes gerechnet werden.
Die zwölf Apostel Jesu Christi waren alle Juden oder Israelis. Sie bilden damit nicht nur das Fundament, sondern zählen auch zu den Stämmen Israels, deren Namen in den Stadttoren geschrieben stehen. Die Apostel des Lammes Gottes haben jedoch durch die Person Christi, seine Lehre, seine Wunder, seinen Tod und seine Auferstehung mehr Wissen und Erkenntnis empfangen als alle Propheten des Alten Bundes zusammen (Epheser 3,5-6). Besonders ihre Erfüllung mit dem Heiligen Geist (Apostelgeschichte 2,4), der sie in alle Wahrheit leitete und mit dem ewigen Leben erfüllte, gab ihnen das Vorrecht und die besondere Stellung, bis heute die Basis der Gemeinde Jesu Christi zu sein (Epheser 2,19-21;vergleiche auch Matthäus 16,18). Im Grunde genommen ist Jesus selbst das Fundament seiner heiligen Stadt. Er legte mit seiner Person die Begrenzung und Definition seiner Gemeinde im Voraus fest, wie sie dann in den Aposteln des Lammes sichtbar wurde. Er wohnte „in“ ihnen und sie „in“ ihm (Johannes 15,5 u. a.).
Johannes schreibt nicht im Detail, wer die zwölf Apostel waren, welche die Basis des neuen Jerusalems bilden. Sicher war Judas Iskariot nicht mehr dabei, denn Satan war in ihn gefahren (Matthäus 26,20-25; Lukas 22,1-6; Johannes 13,2.27). Die wartenden Beter, die an Pfingsten mit dem Heiligen Geist gesalbt wurden, hatten zuvor durch Los und Gebet Matthias als Ersatzapostel erwählt (Apostelgeschichte 1,15-26), der aber von Lukas in seinem Geschichtsbuch über die Urgemeinde und ihre Ausbreitung später nicht weiter erwähnt wird. Vielmehr berichtet er davon, wie Jesus Saul von Tarsus, der später Paulus genannt wurde, erwählte und zu seinem Apostel für die unreinen Völker bestimmte (Apostelgeschichte 9,1-19; 26,12-18 u. a.).
Die meisten Jünger Jesu waren ungelehrte Fischer vom See Genezareth und keine Theologen. Sie waren auch keineswegs superfromm, hatten allerdings alle Buße getan und bei dem Täufer am Jordan ihre Sünden bekannt. Doch welch ein Unterschied! Diese einfachen Männer wurden als Fundament für die goldene Stadt auserwählt. Sie stellen die Basis des Ortes dar, wo Gott wohnt. Welch ein Wunder hat Jesus an diesen einfachen Männern vollbracht! (Matthäus 11,25-30; 1. Korinther 1,26 – 2,5 u. a.)