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Commentaries
German
Offenbarung
  
I. Gott, der Allmächtige im Himmel

1. Der auf dem Thron Sitzende (Offenbarung 4,1-3)
4,1Danach sah ich, und siehe, eine Tür war auf-getan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden hören wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.

In seiner Offenbarung hat Christus zunächst seine sieben Gemeinden in Kleinasien durchleuchtet und mit Strenge und Liebe auf ihre Heiligung gedrängt (Kap. 2 und 3). Seine Gemeinde ist ihm so wichtig wie sein Augapfel. Sie ist der Brückenkopf seines Reiches auf unserer Erde. Sie ist die Frucht seines Heilswirkens.
Dann aber ändern sich Richtung und Thema der Offenbarung. Der Engel des Herrn zeigte Johannes etwas Neues. Er richtete den Blick des Sehers zum Himmel. Dort sah er eine offene Tür. Diese Himmelstür war schon offen gewesen, bevor Johannes sie erkannt hatte. Der Vorhang zum Allerheiligsten war beim Tod Jesu zerrissen (Mt. 27,51). Der gekreuzigte Auferstan-dene hatte die Tür zu Gott weit geöffnet und war durch die Himmel hindurch zu seinem Vater geschritten (Hebr. 4,14-16; 6,19-20; 9,24).
Seither haben alle Christusnachfolger eine offene Tür zum Vater! Wir gehören zur Familie Gottes und haben allezeit Zutritt zu ihm (Eph. 2,18-19; 3,12). Auch Stephanus, der Märtyrer, sah den Himmel offen und den Sohn Gottes zur Rechten seines Vaters stehen (Apg. 7,55-57). Die verantwortlichen Zeugen des Hohen Rates aber wollten vom offenen Himmel nichts hören und hielten sich die Ohren zu (Apg. 7,57).
Für Muslime bleibt der Himmel verschlossen. Isla-mische Geister versuchten zwar, in ihn einzudringen, mußten aber draußen bleiben (Sure 72,8). Nach dem Willen Allahs kommen alle Muslime zunächst in die Feuerglut der Hölle (Sure 19,71-72). Nur wenige ha-ben danach die Chance, aus der Hölle wieder heraus-zukommen.
In der jüdischen Apokalyptik kann man von drei, sieben, zehn oder gar von neunhundertzweiundsech-zig Himmeln lesen. Johannes liebte solche Spekula-tionen nicht. Er redet nur von „einem“ Himmel und erwähnt diesen 46mal in der Offenbarung.
Die Muslime behaupten, es gebe sieben Himmel. Im ersten wohne Adam, im zweiten der Sohn der Maria zusammen mit Johannes dem Täufer, im dritten Joseph, der Sohn Jakobs, im vierten Idris, im fünften Aaron, im sechsten Mose und im siebten Abraham. Allah selbst thront im Islam hoch über den Himmeln und ist auch im Paradies der Muslime nicht anwesend, welches weit von den Himmeln entfernt ist. In den Himmeln des Islams wohnt nach dem Qur’an kein einziger Muslim.

Johannes hörte den Engel mit der Stimme wie eine Posaune ein zweites Mal mit sich reden (Offb. 1,1+10). Die dröhnende Stimme des Engels erschüt-terte ihn in der Tiefe seiner Existenz. Der Seher erleb-te eine zweite Berufung, die auf der vorigen aufbaute. Eine weiterführende Vision sollte ihm neue Erkennt-nisse mit überirdischen Dimensionen gewähren.
Der Engel rief ihm zu: „Steig herauf! Komm an die offene Türe! Du sollst hineinblicken in die verborgene Ewigkeit und von ihrer Schwelle aus sehen, was Gott dir offenbaren will.“
Auch Mose stieg beim Bundesschluß den Berg Horeb hinauf, um im Dunkel der Herrlichkeit Gottes zu begegnen (2. Mose 20,21).
In der Offenbarung Jesu Christi ist das Hinauf-steigen nicht geographisch gemeint. Der Himmel ist ein „geistlicher Ort“, außerhalb von Zeit und Raum. Er enthält das Machtzentrum Gottes. Im Himmel ist alles Licht, Geist und Liebe.
Johannes stand am Eingang zum Allerheiligsten. Er konnte nicht im Himmel frei umhergehen und auch nicht mit seinem Schöpfer reden, sondern war von der Führung des Offenbarungsengels abhängig. Die Zeit seiner Heimkehr zum Vater war noch nicht gekommen.
Der Engel sollte ihm aber zeigen, was geschehen muss, nachdem Jesus seine Gemeinde reformiert ha-ben wird. Gegenwart und Zukunft hängen eng zusam-men. Gerichte sind Folgen der Vergangenheit. Der Gemeindehaushalt geht zu Ende, die Wehen der Endzeit kommen unausweichlich auf uns zu. Der Auftrag des Engels war es, dem Seher zu zeigen und zu enthüllen, was in Kürze geschehen muss (1,1).
Gott ist nicht nur der Allmächtige, sondern auch der Allweise und Allwissende. Er kennt die Geschichte der Völker und der Menschen im voraus, obwohl er keinen Menschen zwingt, seinen Willen zu tun. Er ruft und gebietet, lockt und droht, aber er unterjocht niemanden. Gott will uns nicht zu seinen Sklaven, sondern zu seinen Kindern machen. Seine Liebe und seine Heiligkeit bilden die Triebkräfte der Geschichte. Die Hingabe der ihn Liebenden und der Aufruhr der Undankbaren sind Ursachen kommender Entwick-lungen.

Gebet
Vater, wir danken dir, dass dein Sohn Jesus uns die Tür zum Himmel weit geöffnet hat.