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Commentaries
German
Offenbarung
  
2. Die nähere Umgebung des Allmächtigen (Offenbarung 4,4-8)
4,4Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierund-zwanzig Älteste, mit weißen Kleidern ange-tan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen.

Nachdem Johannes in Demut und mit Zurück-haltung den auf dem Thron Sitzenden als Mittelpunkt des Himmels beschrieben hat, beginnt er die Umgebung des Thrones zu erkennen.
Als erstes fielen seine Augen auf die vierund-zwanzig Ältesten, die auf vierundzwanzig Thronen im Kreis um den Thron des Allmächtigen saßen.
Johannes berichtet nicht, wer diese Auserwählten waren und welche Funktionen sie hatten. Vielleicht waren sie die Vertreter des Alten Bundes mit seinen zwölf Stämmen zusammen mit den Vertretern des Neuen Bundes mit seinen zwölf Aposteln.
Andere Ausleger nehmen an, dass es sich bei den vierundzwanzig Ältesten ausschließlich um Väter des Glaubens aus dem Alten Testament handle. Denn die Schau des Johannes gipfelt im folgenden Kapitel fünf mit der Ankunft Christi im Himmel nach seiner Auffahrt. Wer könnten in diesem Fall die vierund-zwanzig Auserwählten sein, die als gerechtfertigte Heilige aus dem Alten Bund in weißen Kleidern vor Gott thronen?
Die Vierundzwanzig haben ihre Sünden erkannt und bekannt (Ps. 51; Jes. 6,5-7) und geglaubt, dass der Herr allein ihre Gerechtigkeit ist (Jer. 23,6). Der Herr hat ihnen Kleider des Heils angezogen (Jes. 61,10). Sie beten nun nicht aufgrund ihrer eigenen Gerech-tigkeit, sondern liegen vor ihm im Vertrauen auf seine große Barmherzigkeit (1. Mose 32,11; Ps. 51,3; Dan. 9,18; Hos. 2,21).
Vielleicht sind Adam, Abel, Japhet, Metuschelach, Henoch und Noah unter ihnen? Oder hat der Herr Abraham, Isaak, Jakob und Joseph als Väter des Glaubens berufen, ständig in seiner Nähe zu sein? Er nannte sich schon früh „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (2. Mose 3,6,15,16; Mt. 8,11; 22,23-32; Mk. 12,26; Lk. 13,28; 20,37-38).
Ebenso ist denkbar, dass Mose, Samuel, David, Elia, Elisa und der König Josia unter den Auserwählten sind (2. Kön. 22,1-23,25).
Auch Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, Hosea, Joel, Amos und andere Propheten, die treue Warner und Zeugen Jahwes waren, gehören wahrscheinlich dazu.
Von Johannes dem Täufer erklärte Jesus, er sei der Größte aller Propheten des Alten Bundes (Mt. 11,11-14).
Der Schreiber des Briefes an die Hebräer spricht im Anschluß an seine gedrängte Aufzählung der Glaubensväter und Märtyrer von einer „Wolke der Zeugen“, die vom Himmel aus gespannt zusehe, wer in der gegenwärtigen Generation siegreich seinen Glaubenslauf vollende (Hebr. 11,1-12,1).
Alle diese Zeugen tragen einen Siegeskranz auf ihren Häuptern, weil sie glaubten, wo kein Sieg zu sehen war, weil sie liebten, wo sie von Haß überflutet wurden, und weil sie hofften, wo es nur noch Grund zur Verzweiflung zu geben schien.
Trotz aller dieser Hinweise in der Bibel wissen wir nicht, wer die Heiligen auf den vierundzwanzig Thronen vor Gott sind. Vielleicht sind auch Frauen unter ihnen, denn es gibt im Himmel keine Männer und Frauen mehr. Alle werden den Engeln Gottes gleich sein (Mt. 22,29-30).
Es handelt sich hier nicht um biblische Aussagen, nur um Vermutungen. Sie regen jedoch an zum Gebet, zur Buße und zum Glauben. Es kann uns helfen, darüber nachzudenken, wer die Vertreter der Schöpfung im Thronsaal Gottes sind. Sollten auch Glieder des Neuen Bundes unter ihnen sein, so waren zur Zeit der Visionen des Johannes bereits alle Apostel außer ihm getötet oder hingerichtet worden, einschließlich des Paulus, Jakobus, Barnabas, Silas und der meisten Augenzeugen Christi, die in den sechsundzwanzig Schriften des Neuen Testaments vor der Offenbarung genannt werden.
Einige Ausleger schließlich meinen, dass es sich bei den vierundzwanzig Ältesten nicht um Menschen handle, die gerechtfertigt und heilig vor Gott lebten, vielmehr weise die Vollzahl der Ältesten auf eine höhere Art von geschaffenen Geistern hin, die allezeit den heiligen Allerbarmer anbeteten.
Der Seher teilt unsere Fragen und Spekulationen nicht. Vielmehr war er von der Existenz, der Hoheit und Heiligkeit dieser vierundzwanzig Königs-priester auf ihren Thronen vor dem Thron Gottes zutiefst beeindruckt, so dass ihn nicht mehr interes-sierte, wer sie waren und woher sie kamen. In der Nähe Gottes gelten andere Maßstäbe und Gesetze als im Rahmen unseres Denkens (Jes. 55,8-9; 57,15; Röm. 11,33-36).