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Commentaries
German
Offenbarung
  
2. Die 144.000 Versiegelten aus den zwölf Stämmen Israels (Offenbarung 7,4-8)
4Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren aus allen Stämmen Israels:5aus dem Stamm Juda zwölftausend versiegelt, aus dem Stamm Ruben zwölftausend, aus dem Stamm Gad zwölftausend,6aus dem Stamm Asser zwölftausend, aus dem Stamm Naphthali zwölftausend, aus dem Stamm Manasse zwölftausend,7aus dem Stamm Simeon zwölftausend, aus dem Stamm Levi zwölftausend, aus dem Stamm Isachar zwölftausend,8aus dem Stamm Sebulon zwölftausend, aus dem Stamm Josef zwölftausend, aus dem Stamm Benjamin zwölftausend versiegelt.

Wer genau auf die Botschaft des Heilsengels hört, der mag erschrecken, denn die Auserwählten, die der Engel angesichts der Endzeitkatastrophen mit dem Schutz- und Besitzzeichen des Königs aller Könige zu versiegeln hat, sind Glieder einer einzigen Sippe! Warum ist Gott so einseitig und beschränkt sich auf die fragwürdigen Gestalten dieses einen Klans?
Ismael, Abrahams geliebter erster Sohn, der ihm von Hagar, der ägyptischen Magd seiner Frau Sara, geboren worden war, war von Gott nicht erwählt, ein Stammvater des kommenden Christus zu werden. Auch seine Nachkommenschaft umfaßte zwölf Stämme, diese aber gehören alle nicht zum auserwählten Volk. Allein Isaak war der Segensträger, da er durch ein besonderes Wort Gottes von der unfruchtbaren Sara geboren worden war (1. Mose 17,1-22; 21,1-21).
Abraham wurde außerdem bereit, Gott auf sein Geheiß seinen einzig verbliebenen Sohn Isaak zu opfern. Da schwor der Herr bei sich selbst einen vierfachen Schwur:
Alle Nachkommen Abrahams von Isaak sollen gesegnet sein.

Warum diese Bevorzugung? Weil Abraham der Stimme seines Bundesgottes bis zur letzten Konsequenz gehorcht hatte (1. Mose 22,15-18)!
Als dem Isaak Jakob geboren wurde, hielt dieser bei seiner Geburt die Ferse seines erstgeborenen Zwillingsbruders Esau in der Hand, weshalb er, Jakob, der Hinterlistige oder der nachfolgende Listige, genannt wurde (1. Mose 25,19-28).
Jakob überlistete Esau, seinen eigenen Bruder, und kaufte ihm das Erstgeburtsrecht um eine rote Linsensuppe ab (1. Mose 25,29-34). Seine raffinierte Mutter verleitete ihn, seinen blinden Vater Isaak zu belügen und ihn „im Namen des Herrn, seines Gottes“ zu betrügen, um von ihm den Erstgeburtssegen zu erschleichen! (1. Mose 27,1-28,5).
Jakob floh vor seinem Bruder Esau, der eine Tochter Ismaels heiratete, in das 800 km entfernte Zweistromland, um dort eine Frau aus der Sippe seiner Mutter zu heiraten. Unterwegs schlief er in der Wüste und bettete seinen Kopf auf einen Stein. Das Zeichen der Himmelsleiter, die er nachts im Traum sah, und die Herrlichkeit Gottes über ihm, beides bestätigte Jesus später in seinem Zeugnis Nathanael gegenüber (1. Mose 28,10-22; Joh. 1,51).
Jakob diente 20 Jahre lang Laban, seinem Onkel mütterlicherseits, wobei jeder den anderen betrog und überlistete, so gut er konnte (1. Mose 29,1-30; 30,25-43).

Jakob wurden von seiner ersten Frau Lea, der ältesten Tochter Labans, die Jakob nicht besonders liebte, zunächst vier Söhne geboren: Ruben, Simeon, Levi und Juda.
Die zweite Frau Jakobs, Rahel, war eine Schwester Leas. Jakob liebte Rahel sehr, doch sie gebar ihm keine Kinder. Da überredete Rahel Jakob, mit ihrer Sklavin Bilha zu schlafen, damit sie von ihr einen Sohn als Eigentum empfange. Rahel nannte diesen Sohn Dan. Den zweiten Sohn Jakobs von Bilha, der Magd Rahels, nannte sie Naphthali.
Als Lea sah, dass ihrem Mann Jakob Kinder von der Sklavin Rahels geboren wurden, überredete sie ihn, auch mit ihrer Sklavin Silpa zu schlafen. Diese gebar ihm Gad und Asser. Später gebar Lea Jakob mit Hilfe besonderer Kräuter noch zwei weitere Söhne: Isachar und Sebulon.
Endlich, nachdem Jakob bereits zehn Söhne von Lea und den zwei Sklavinnen geboren worden waren, gebar ihm Rahel Josef, ihren ersten Sohn. Später folgte Josef noch Benjamin, der Sohn des Glücks, bei dessen Geburt Rahel starb (1. Mose 29,31-30,24; 35,16-20).

Wer die genannten Berichte des Alten Testamentes über die zwölf Söhne Jakobs mit der Aufzählung ihrer Namen in der Botschaft des Heilsengels in Offb. 7,4-8 vergleicht, stellt erhebliche Differenzen in der Reihenfolge fest. An erster Stelle in der Offenbarung steht Juda und nicht Ruben. Ruben, der Erstgeborene, hatte mit Bilha, der Sklavin seiner Mutter Lea, geschlafen, obwohl schon sein Vater mit Bilha Dan und Naphthali gezeugt hatte. Wegen dieser Sünde verlor er den Erstgeburtssegen (1. Mose 35,22; 49,4).
Simeon und Levi rückten nicht automatisch an die erste Stelle nach, weil sie Dina, ihre gemeinsame Schwester, in Sichem (Nablus) mit dem Schwert rächten, nachdem diese von dem Sohn des dortigen Herrschers vergewaltigt worden war. Die ganze Sippe Jakobs floh daraufhin aus Angst vor der Blutrache in den Süden des Landes nach Bethel (1. Mose 33,18-35,3).
Jakob war zornig über Simeon und Levi und prophezeite ihnen, dass sie keinen Wohnsitz im verheißenen Land finden würden (1. Mose 49,5). In der Stammesliste des Segens des Mose über die Stämme Israels fehlt Simeon bereits ganz, da er sich dem Stamm Juda zugeordnet hatte und von ihm assimiliert worden war (5. Mose 33, 1-29; Josua 19,1-9; 21,1-42).
Den streitbaren Nachkommen Levis wurde drei Generationen später das Priesteramt im Volk übertragen. Amram, einer der Enkel Levis, war der Vater Aarons, Moses und Mirjams, welche die Geschichte der Söhne Jakobs entscheidend prägten (2. Mose 6,16-20).
Die Nachkommen Levis erhielten kein Erbteil im Heiligen Land (1. Mose 49,5-9), ihnen wurde jedoch der Zehnte als ewiges Recht zugesprochen, weil sie während des Wüstenzuges mit dem Schwert für die Ehre Gottes geeifert hatten (2. Mose 32,25-29; 4. Mose 18,21-32; 35,1-8; 5. Mose 33,8-11).
Der Qur’an widmet Amram eine Sure unter dem Namen Al Imran. Imran wird im Islam als Stammvater der Juden und Christen angesehen. Dieser Irrtum geht darauf zurück, dass Muhammad Mirjam, die Schwester Aarons, mit Maria, der Mutter Jesu, verwechselte. Er dachte, der Sohn der Maria sei ein Neffe Moses und Aarons (Suren 3,33-35; 19,28; 66,12)!
Juda ist es, der die Namensliste der Stämme Jakobs in der Offenbarung anführt, weil von seiner Nachkommenschaft der Messias geboren wurde. Auch Juda war seiner Natur nach kein Heiliger, er überredete seine neidischen und erbosten Brüder, Josef, ihren jüngeren Bruder, zwar nicht in der leeren Zisterne verhungern und verdursten zu lassen, ihn aber um bare 20 Silberstücke an einen Sklavenhändler zu verkaufen (1. Mose 37,26-28). Außerdem schlief Juda mit Tamar, seiner verwitweten Schwiegertochter, und zeugte mit ihr Perez, der im Stammbaum Jesu zu finden ist (1. Mose 38,1-30; 1. Chr. 2,4; Lk. 3,33)! Der Verräter Judas Ischariot trug das Erbgut seines Urgroßvaters in sich...
Auch Jesus war ein „Jude“. Der Heilige Geist in ihm überwand jedoch alle List, Betrug und Lust im Fleisch, so dass er heilig lebte, wie Gott heilig ist (3. Mose 11,44-45; 19,2). Der Qur’an bestätigt die Sündlosigkeit Jesu (Sure 19,19). Jesus starb als der „König der Juden“ (Mt. 27,37; Mk. 15,26; Lk. 23,38; Joh. 19,19). Er wird auch im Himmel der „Löwe aus dem Stamm Juda“ genannt (Offb. 5,5). Diese Bezeichnung bedeutet die Erfüllung der Prophezeiung Jakobs bei der Segnung seiner Söhne (1. Mose 49,8-10).

Die vier Söhne Jakobs von den zwei Sklavinnen seiner Frauen, Dan und Naphthali von Bilha, wie auch Gad und Asser von Silpa, nahmen in seiner Familie nie die Stellung seiner Söhne von Lea und Rahel ein. Bei der Landverteilung wurden die Söhne der Sklavinnen meistens in gefährlichen Grenzgebieten angesiedelt, wo sie den Götzendienst der Kanaaniter nie überwanden.
Die Nachkommen Dans, des ersten Sohnes Jakobs von der Sklavin Bilha, bekamen noch Jahrzehnte nach der Landnahme durch Josua kein Erbteil zugesprochen! Da machten sich 600 Männer dieses Stammes auf, um die Stadt Lajisch am Fuß des Hermon einzunehmen (Ri. 18,1-31). Unterwegs stahlen sie den goldenen Götzen aus einem Privathaus in Ephraim und zwangen den dortigen Priester und Wahrsager, mit ihnen zu gehen. Als sie die Stadt Lajisch erobert und in „Dan“ umbenannt hatten, richteten sie für ihren Stamm einen geregelten Götzendienst ein. Ein Enkel Moses von seinem Sohn Gerschom, Jonathan, wurde als Priester eingesetzt. Daraufhin traf der Fluch von 5. Mose 29,19-20 diese Polytheisten. Ihr Name wurde aus der Liste der Stämme Israels völlig gestrichen und findet sich auch nicht mehr in der Aufzählung aus Offenbarung 7,4-8! Die Nachkommen dieses Stammes wurden nicht versiegelt! Schon Jakob hatte prophezeit, dass Dan eine Schlange und Gefahr für alle seine Geschwister werden würde. Einige jüdische Ausleger meinen, dass aus diesem Stamm der Antichrist kommen werde. Jakob aber hatte direkt nach seinem Fluch über diesen Sohn seiner Sklavin geseufzt: „Herr, ich warte auf dein Heil!“ (1. Mose 49,18). An Stelle von Dan wurde in die Liste der Offenbarung Manasse, der erste Sohn des Josef, eingesetzt. Er erbte gleichberechtigt mit den Söhnen Jakobs zentrale Gebiete nördlich von Sichem bis zum Karmel und östlich vom Jordan am Jabbok.

Die letzten vier Söhne Jakobs waren von Rahel Josef und Benjamin sowie von Lea Sebulon und Isachar. Josef erlitt viel Unrecht, wurde dann aber zum glanzvollen Höhepunkt der Sippe Jakobs. Er war der Fürst unter den Brüdern und machte sie wohlhabend. Josef starb noch in Ägypten. Mose nahm seine Gebeine bei der Wüstenwanderung mit sich, und Josua begrub sie in Sichem (1. Mose 50,25; 2. Mose 13,19; Josua 24,32).
Ephraim, der direkte Erbe Josefs, wohnte mit seinem Stamm im Gebiet südlich von Sichem bis nach Bethel. Als Israel in der Zeit nach Salomo in ein Königreich Juda und ein Reich Samaria geteilt wurde, trennten sich die reichen und stolzen Nachkommen der Söhne Josefs (Ephraim und Manasse) vom jüdisch dominierten Süden und bildeten den Kern des Nordreiches.
Der Stamm Benjamin, aus dem König Saul und der Apostel Paulus stammen, wohnte im besten Kerngebiet Israels zwischen Bethel und Jerusalem. Die häßliche Geschichte, von der in Richter 19-21 berichtet wird, zeigt jedoch, dass „der Sohn des Glücks“ durchaus auch ein Sohn des Unglücks war (1. Mose 35,18). Bei der Teilung der Stämme in ein Nord- und ein Südreich wurde der Stamm Benjamin zerrissen. Die Hälfte des Stammes schloß sich dem Reich Samarias und die andere Hälfte dem Königreich Juda an. Paulus bestätigte, was schon David festgestellt hatte: Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Ps. 14,3; Röm. 3,10-12).
Die zwei letzten Söhne der Lea, Sebulon und Isachar, wohnten mit ihren Sippen nördlich des Karmels im oberen Galiläa. Sie öffneten sich im Zuge ihrer Handelskontakte mit Tyrus und Sidon immer wieder dem Götzendienst dieser beiden Städte, so dass Elia auf dem Karmel herausfordernd rief: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach, ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach.“ (1. Könige 18,21). Dennoch sprach Jesaja gerade über diesem Gebiet die großartige Verheißung aus, die sich in Jesus Christus erfüllte (Jes. 8,23-9,4; Mt. 4,13-17).

Wer die Geschichten des Alten Testamentes über die zwölf Stämme Israels liest, mag sich erschüttert fragen: Warum hat Gott ausgerechnet die Sippe Jakobs und die Nachkommen seiner zwölf Söhne auserwählt, sie sein Volk genannt und bis in die Offenbarung hinein bevorzugt? Beim Lesen dieser Berichte wird deutlich, dass keiner der Auserwählten besser war als die umliegenden Völker. Und so bleibt es allein die Gnadenwahl des heiligen Gottes, dass er sich am unheiligsten Volk verherrlichte, um den besten aller Menschen, Jesus, seinen Sohn, aus dieser Sippe hervorzubringen.
Es gereicht den Schreibern des Alten Testamentes zur Ehre, dass sie nichts beschönigten von dem, was einzelne und Gruppen dieser Sippe verbrachen. Damit wird deutlich, dass keiner von ihnen auf Grund seiner eigenen Werke gerecht wurde, sondern alle allein aus Gnaden ihre Berufung erlangten.
Die Realisierung dieser Gnadengerechtigkeit erfolgte durch den Glauben Jakobs. Das Vorbild Jakobs ist wegweisend. Er hatte seinen Bruder Esau betrogen, war fortgegangen und wollte nun nach 20 Jahren in der Fremde wieder heimkehren. Da begann sein Gewissen zu erwachen und peinigte ihn. Ein Bote Gottes rang mit ihm eine Nacht lang bis zur Morgenröte und schlug ihm auf die Hüfte, dass er fortan hinkte. Jakob aber ließ diesen Boten nicht gehen und schrie: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Seither wird Jakob „Israel“ genannt, denn er hatte mit Gott und mit Menschen gerungen und allein durch seinen anhaltenden Glauben gesiegt (1. Mose 32,23-33). Der Glaube ist es, der die Gnade Gottes ins eigene Herz hineinzieht.

In der Offenbarung, die Johannes sah und hörte, zeigt sich kein Unterschied mehr zwischen den verschiedenen Stämmen Israels! Die wichtigsten Stämme der Kernländer (Juda, sowie die Kinder Rahels, nämlich Josef und Benjamin, sowie Josefs Söhne Ephraim und Manasse) stehen gleichberechtigt neben den Stämmen, die von den Sklavinnen Bilha und Silpa abstammen (Gad, Asser und Naphthali, nicht jedoch Dan). Auch Ruben, der Degradierte, und Simeon und Levi, die Zerstreuten, stellen dieselbe Zahl an Versiegelten, und selbst Sebulon und Isachar, die vom Götzendienst der Phönizier beeinflußt waren, stehen gleichberechtigt neben den Angesehenen Israels. Nur Dan der offizielle Götzenanbeter fehlt. Er hatte sich an einen Nicht-Gott ausgeliefert.
In der Gnade Jesu Christi gibt es keine Unterschiede! Alle haben gesündigt und mangeln der Herrlichkeit Gottes, und alle werden ohne Verdienst allein durch ihren Glauben an das Lamm Gottes gerecht (Röm. 3,23-24). Ohne den Glauben an das Blut Jesu Christi wird auch kein Jude gerecht. Nicht die Qualität der Abstammungslinie, nicht Ehre, Reichtum oder Frömmigkeit eines einzelnen oder eines ganzen Stammes entscheiden über den Stand im ewigen Leben, sondern allein die sich über alle Menschen erbarmende unendlich große Gnade des Dreieinigen Gottes.

Um ihres Glaubens willen konnte der Engel des Heils, von dem die Offenbarung berichtet, allerdings nicht die Gesamtheit der Nachkommen Israels versiegeln, sondern nur 12.000 aus jedem Stamm. In Kapitel 7,4-8 steht zwölfmal, dass eine Auswahl „aus“ jedem Stamm versiegelt wurde und nicht etwa der ganze Stamm. Steht diese Aussage der Prophetie des Paulus entgegen, dass bei der Wiederkunft Jesu ganz Israel gerettet werde? (Röm. 11,25-32)
Es erhebt sich immer wieder die schwierige Frage: Wer ist „ganz“ Israel?

Wer ist „das ganze Israel“? Wir sollten auf diese Frage vorsichtig antworten:
Paulus schrieb deutlich, dass nicht alle Israelis Israeliten sind, sondern nur solche, die am Herzen beschnitten sind (Röm. 2,25-29; 4,11-12; 10,6-13, 1. Kor. 7,18-19; Gal. 5,2-6; 6,13-16; Eph. 2,11-18; Kol. 2,11). Und der auferstandene Christus diktierte dem Seher Johannes in seiner Offenbarung zweimal (2,9; 3,9), dass nicht alle, die sagen, sie seien Juden, wirklich Juden sind!
Für Paulus und Johannes waren nur diejenigen Juden echte Juden, die Jesus als ihren Messias erkannten und annahmen, ihm ihre Sünden bekannten, im Sinne von Jesaja 53 an seine Vergebung durch seinen Kreuzestod glaubten und durch die Kraft des Heiligen Geistes aus ihrem geistlichen Tod ins ewige Leben auferweckt wurden. Mit dieser Auffassung korrespondiert die Formulierung, dass „aus“ jedem der zwölf Stämme Israels in der Endzeit „nur“ 12.000 Christusgläubige mit dem Heiligen Geist versiegelt werden.
Falsch ist sicher die Deutung der Zeugen Jehovas, die meinen, dass lediglich ihre besten Glieder sich in der Zahl 144.000 widerspiegeln.

Einige jüdische und arabische Ausleger nehmen an, dass in Zahlen versteckte Bedeutungen zu finden sind:
Zwölf ist das Produkt von Drei und Vier. Sieben ist die Summe aus denselben Zahlen. Wenn Drei für die Heilige Dreieinigkeit stünde und Vier für die vier Himmelsrichtungen der Erde, dann könnte im Sinne einer Addierung oder Zusammenfügung Sieben das Herabkommen des Gottesgeistes auf die Schöpfung bedeuten. Als Produkt aus Drei und Vier stünde die Zahl Zwölf für eine Vermischung des Göttlichen mit dem Irdischen, so wie Mehl, Wasser und Hefe zu einem Teig zusammengeknetet werden.
Tausend ist der Inbegriff einer großen Zahl, gleich einem Regiment. So könnte 12.000 als Tausend mal Zwölf die Vermischung der göttlichen Absichten und Kräfte mit Irdischem bedeuten, die sich in jedem der zwölf Stämme in einer großen Zahl von geistdurchwirkten und erneuerten Personen realisiert.
Die geheimnisvolle Zahl 144.000 mag zunächst aus Zwölf mal Zwölf mal Tausend entstehen. Diese Zahl kann jedoch auch anders verstanden werden, nämlich als Neun (also Drei im Quadrat) mal Sechzehn (also Vier im Quadrat) mal Tausend! In der Zahlensprache des Nahen Ostens kann diese Rechnung dafür stehen, dass die potenzierten Eigenschaften der Heiligen Dreieinigkeit in der Vollzahl der Auserwählten aus den Stämmen Israels deren vervielfachte Schwachheiten und ihre gesteigerte Bosheit und Verdorbenheit überwunden haben (außer im Stamm Dan, der sich willentlich unter die Herrschaft eines toten goldenen Götzen stellte). Jesus ist der Beweis für diese völlige Heiligung der Erbanlagen der Söhne Jakobs, da er sagte: „Seid getrost, ich habe die Welt (in mir) überwunden“ (Joh. 16,33).
In jedem Fall kann die Zahl 144.000 in der Offenbarung nur die Vollzahl der Versiegelten aus den Stämmen Israels bedeuten und nicht den Staat Israel als Ganzes!

Viele Ausleger sehen in den 144.000 die Vollzahl der messianischen Juden, die gleichzeitig echte Juden und wahre Christen sein wollen. Falls sich diese Zahl bereits seit der Vision des Johannes summiert, gehören die Apostel und die Urgemeinde mit Silas, Barnabas, Stephanus und Paulus zu den Versiegelten, an denen der böse Feind keine Macht findet. Auch Jakobus und Timotheus zählen zu ihnen.
Falls sich die Vollzahl der Judenchristen dagegen nur auf die Endzeit bezieht, so sind die kleinen Gemeinden in Israel zu bedenken, die an einigen Orten trotz wachsendem Druck und Verfolgung zusammenkommen. Ihnen könnte legal jederzeit die israelische Staatsbürgerschaft entzogen werden, nur weil sie Jesus, ihren Messias, lieben. Ein arabischer Christ, der früher Muslim war, bezeugte ihnen: Diese messianischen Juden haben mehr Feuer, Liebe und Schwung in sich als wir alle zusammen! Vielleicht muss in der Endzeit eine wachsende Verfolgung die sich bedeckt haltenden Liebhaber Jesu in Israel in die offene Entscheidung für oder gegen den gekreuzigten und auferstandenen Gottessohn treiben.
Auch die wachsende Zahl der Gläubigen in der „Juden für Jesus“-Bewegung in den U.S.A. wird viele zur Vollzahl der Versiegelten hinzufügen, wie auch die Heimkehr der Juden aus dem Jemen, aus Äthiopien, Ägypten, Tunesien, Marokko, Rußland und aus den sieben neuen islamischen Staaten Zentralasiens nach Israel. Auf der Suche nach den verschollenen Stämmen Israels werden von israelitischen Fachkräften mit Hilfe der Gentechnik Nachkommen der von den Assyrern weggeführten Stämme in Indien, in Laos, im Himalaja und in Japan geortet. Diese verschollenen Stämme vegetieren teilweise in der Zerstreuung dahin. Der Heilsengel und seine Gehilfen aber versiegeln alle, die zerbrochenen Geistes sind (Ps. 51,3-19; Hes. 36,26-32; Joh. 1,47).
Amos hat im abgefallenen Nordreich prophezeit, dass in der Endzeit für Israel eine Erneuerung kommen werde, an der auch unreine Völker Anteil haben würden (Amos 9,9-12). Jakobus, der Gesetzesbeflissene unter den Aposteln der Urgemeinde, hat diese Verheißung im Jahr 48 n.Chr. beim Apostelkonzil in Jerusalem ausdrücklich bestätigt (Apg. 15,13-18). Die geistliche Erneuerung in Israel ist unausweichlich, wie bereits bei Hesekiel berichtet wird, der in seiner Vision den Befehl von Gott erhielt, den Totengebeinen zu gebieten, zusammenzurücken und dem Geist, in die Gebeine hineinzufahren. Und tatsächlich, der Geist Gottes blies nach dem Befehl des Propheten in die Totengebeine, die das ganze Haus Israel darstellen (Hes. 37,9-14). Die Liebe Gottes hat kein Ende. Sie erreicht und belebt selbst geistlich Tote, die in alle Völker zerstreut wurden.
Der Prophet Sacharja erkannte, dass in den letzten Tagen, kurz vor der Wiederkunft Jesu, eine besondere Geistausgießung über das Haus Davids und über die Bürger Jerusalems erfolgen wird. Sie werden dadurch geistlich Sehende werden und den kommenden Gekreuzigten mit Tränen und Weheklagen anschauen, weil ihre Väter ihn durchbohrten (Sach. 12,10; Offb. 1,7).
Es wird in Israel eine tiefgreifende Auseinandersetzung zwischen den in Sünden geistlich Toten unter dem Gesetz und den im Heiligen Geist auf den Grundlagen des Evangeliums Lebenden geben. Drehpunkt wird dabei der Glaube an die Gnade im Opfertod des Sohnes Gottes sein und nicht das tadellose Halten des Gesetzes. Alle werden stammelnd bekennen: „Jesus ist Jahwe, der Herr, der Schöpfer, unser Retter und Richter.“
Johannes wollte mit dem Niederschreiben der Vision von der Versiegelung der 144.000 den judenchristlichen Gliedern seiner Gemeinden in Kleinasien Mut zusprechen, an ihre Erwählung zu glauben und sie in Jesus, ihrem Heiland, festzumachen. Er wollte jedes Glied aus der Gemeinde der geflüchteten Juden zur Wiedergeburt und zur Versiegelung durch den Heiligen Geist führen, weil er wußte, dass es ohne den Heiligen Geist kein Leben, keine Erkenntnis, keine Kraft und keine Liebe gibt. Jesus stärkte den auf Patmos deportierten Apostel, indem er ihm versicherte, dass – außer den Gliedern des Stammes Dan, der sich dem Götzendienst geöffnet hatte – tatsächlich die Vollzahl aus allen Stämmen Israels gerettet wird.